Nach der Eröffnung der Ausstellung „Migration bewegt die Stadt. Perspektiven wechseln“ laufen die Aktivitäten im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, zur Vertiefung des Themas weiter. Das Ausstellungsteam bietet nicht nur vielfach nachgefragte Führungen an, sondern geht auch ganz aktiv auf die Münchnerinnen und Münchner zu unter dem Motto „Wir sammeln Migrationsgeschichte!“
An zwei Samstagen, 27. Oktober und 24. November, wird all jenen freier Eintritt gewährt, die Objekte mitbringen, die in Verbindung mit Erinnerungen an die eigene Migrationsgeschichte als Migrantin und Migrant stehen. Fachleute aus dem Museum empfangen an diesen beiden Tagen von 10 bis 18 Uhr all jene, die dem Museum ihre Dinge überlassen wollen und darüber hinaus bereit sind, die besondere Bedeutung zu erläutern, die diese Stücke für sie haben. Ganz in Ruhe können sie ihre Geschichte(n) erzählen. In der Ausstellung „Migration bewegt die Stadt“ sind ähnliche Objekt-Beispiele zu sehen, die einen vertiefenden Einblick in die Realitäten der Münchner Migrationsgeschichte geben. Da ist beispielsweise das elegante Brautkleid aus französischer Spitze aus dem Jahr 1968, das ein türkischer Koch einer Gaststätte an der Goethestraße seiner Braut in die Türkei mitgebracht hat. Dieses besondere Kleidungsstück blieb seitdem in der Türkei gut verwahrt, obwohl das junge Ehepaar gemeinsam nach Deutschland zum Arbeiten zurückging. Deren Tochter hat es nun 50 Jahre später dem Münchner Stadtmuseum geschenkt, zusammen mit dieser sehr persönlichen Geschichte, die jedoch Erfahrungen vieler Gastarbeiterfamilien widerspiegelt.
Ein anderes Beispiel ist der Arbeitsanzug eines BMW-Mitarbeiters, ein Blaumann, der letztes Jahr dem Münchner Stadtmuseum übergeben wurde. Seit 1977 war er von einem türkischen Gastarbeiter in der Arbeit getragen worden und ist nun in die Museumssammlung –- zusammen mit diversen Unterlagen aus dem Arbeitsleben (Arbeitsordnung von BMW in türkischer Sprache, Anwerbevertrag) – aufgenommen worden. Besucherinnen und Besucher, die die Sammlung zur Migrationsgeschichte im Münchner Stadtmuseum unterstützen wollen, ihre Erinnerungsstücke übergeben und über ihre Erfahrungen berichtet haben, sind an den beiden Samstagen noch um 11, 13 oder 15 Uhr eingeladen, an einer kostenlosen Kurzführung mit den Kuratoren durch die Ausstellung teilzunehmen. Treffpunkt für Interessierte ist das Foyer des Münchner Stadtmuseums. Im Rahmen der Aktionstage werden auch Führungen durch die Ausstellung „Migration bewegt die Stadt. Perspektiven wechseln“ angeboten:
- Am Samstag, 27. Oktober, 16 Uhr, führen Gülcan Turna und Vivienne Marquart durch die Ausstellung. Gülcan Turna lebt seit 2001 als Künstlerin in München. Sie wurde als Tochter türkischer „Gastarbeiter“ in Friedrichshafen geboren und ist in der Türkei aufgewachsen. In ihren künstlerischen Werken spielen die Auseinandersetzung mit der türkischen Identität und die Migrationserfahrung von Türkinnen und Türken in Deutschland eine wichtige Rolle. Vivienne Marquart hat ihre Doktorarbeit zu Stadtentwicklungsprozessen in Istanbul geschrieben. Sie ist seit 2017 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt „Migration bewegt die Stadt“ am Stadtarchiv München.
- Die Archäologin und Philologin Maria Lianou und Philip Zölls vom Stadtarchiv München führen am Samstag, 24. November, 16 Uhr, gemeinsam durch die Ausstellung. Auf dem Rundgang werden neben allgemeinen Informationen zur Ausstellung persönliche Geschichten und Anekdoten im Vordergrund stehen. Ein Schwerpunkt wird dabei auf die griechische Einwanderung gelegt.
Der Eintritt beträgt jeweils 4, ermäßigt 2 Euro, die Führung kostet 3 Euro.