Die Verlegerin Antje Kunstmann wird für ihr Lebenswerk mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München ausgezeichnet. Dies hat die Vollversammlung des Stadtrats heute auf Empfehlung der Jury beschlossen.
Der Kulturelle Ehrenpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird jährlich an eine Persönlichkeit von internationaler Ausstrahlung mit engem Bezug zu München für ihre kulturellen beziehungsweise wissenschaftlichen Leistungen vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger der letzten Jahre waren Dieter Hildebrandt, Senta Berger, Jürgen Habermas, Uwe Timm, Werner Herzog Herlinde Koelbl, Klaus Doldinger und zuletzt Günter Rohrbach. Die Jury begründete ihre Entscheidung wie folgt:
„Antje Kunstmann ist eine herausragende deutsche Verlegerin. Mit großem Engagement und prägnantem Profil verlegt sie seit über 40 Jahren Bücher von literarischer wie gesellschaftspolitischer Relevanz. Ihre verlegerische Karriere begann 1976. Erster Schwerpunkt ihres mit Peter Weismann gegründeten Weismann-Verlag/Frauenbuchverlags waren Schriften zur Frauenemanzipation. Seit 1990 firmiert der Verlag unter ihrem Namen. Neben Titeln mit explizitem München-Bezug umfasst das sowohl der Belletristik wie dem Sachbuch verpflichtete Verlagsprogramm des Kunstmann Verlags Werke zahlreicher namhafter internationaler Schriftsteller, darunter so bedeutende Autoren wie Tim Parks, Barbara Gowdy, Rafael Chirbes und Noam Chomsky und Yanis Varoufakis und Bestsellerautoren wie Axel Hacke, Kristof Magnusson, Donata Elschenbroich. Auch die komische Kunst hat in diesem Verlag ein Zuhause, sei es in der Lyrik oder in der inzwischen 21 Bände umfassenden Reihe ‚Meister der komischen Kunst‘‚ die die besten deutschsprachigen Künstler und Künstlerinnen der satirischen Grafik und Malerei seit 1950 versammelt. Nicht zu vergessen sind die überaus eigenständigen Kinderbücher mit Klassikern wie Wolf Erlbruchs ‚Ente, Tod und Tulpe‘ oder das von Künstlern wie Michael Sowa, ATAK, Rotraut Susanne Berner unter anderem gestaltete illustrierte Buch und besondere Hörbücher, etwa ‚Die Chronik der Gefühle‘ von Alexander Kluge, inszeniert von Karl Bruckmeier (Hörbuchpreis 2010) und die von Jürgen Roth herausgegebene, fast schon legendäre Reihe ‚Politik im Originalton‘.
Besonders erwähnt sei eine herausragende Produktion der letzten Zeit: die fünfbändige Ausgabe ‚Der NSU-Prozess. Das Protokoll‘‚ aufgezeichnet von den SZ-Journalisten Annette Ramelsberger, Wiebke Ramm, Tanjev Schultz und Rainer Stadler. Diese Mitschriften aus 438 Verhandlungstagen ermöglichen einen klaren Blick auf deutsche Gegenwart und sind ‚eine Tiefenbohrung in die deutsche Gesellschaft‘.
2006 wurde Antje Kunstmann von der Branchenzeitschrift BuchMarkt zur Verlegerin des Jahres gewählt, ‚wegen ihrer Leidenschaft, ihrer Loyalität, aber vor allem wegen ihrer Unbeugsamkeit‘. Das ist auch und gerade ihren steten Beiträgen zur politischen Debatte geschuldet. Sie engagiert sich darüber hinaus ehrenamtlich für die Buchbranche, unter anderem im Verlegerausschuss des Börsenvereins und als Vorstandsmitglied des Literaturhauses München.
Antje Kunstmann ist eine der einflussreichen Stimmen des kulturellen Lebens der Stadt München und darüber hinaus. Für ihren untrüglichen literarischen Spürsinn, ihre großen Verdienste um die deutschsprachige Buchkultur und ihren Einsatz für eine gerechtere Zivilgesellschaft wird sie mit dem Kulturellen Ehrenpreis der Stadt München ausgezeichnet.“ Der Jury unter dem Vorsitz von Stadtrat Klaus Peter Rupp (SPD-Fraktion) in Vertretung des Oberbürgermeisters gehörten an: Professor Hans-Jürgen Drescher (Bayerische Theaterakademie August Everding), Tanja Graf (Literaturhaus München), Barbara Gross (Galeristin), Dagmar Hirtz (Regisseurin), Günter Rohrbach (Preisträger 2017), Alex Rühle (Süddeutsche Zeitung) sowie Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers und aus dem Stadtrat Marian Offman und Walter Zöller (beide CSU-Fraktion), Christian Vorländer (SPD-Fraktion) sowie Sabine Krieger (Fraktion Die Grünen – rosa liste). Der Preis wird am 27. Februar durch Oberbürgermeister Dieter Reiter im Rahmen einer geschlossenen Feier überreicht.
Informationen zum Ehrenpreis unter www.muenchen.de/kulturfoerderung unter „Preise“.