Die Stadt München macht sich für den Erhalt der Artenvielfalt stark. Der Umweltauschuss des Stadtrats hat jetzt einstimmig eine Biodiversitätsstrategie beschlossen und das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) mit der Umsetzung beauftragt. „Der Schutz der Biologischen Vielfalt liegt mir sehr am Herzen,“ erklärt Umweltreferentin Stephanie Jacobs. „München hat dafür grundsätzlich gute Voraussetzungen. Mit mindestens 9.000 Tier- und Pflanzenarten ist München ein ‚Hotspot‘ der Artenvielfalt. So finden sich an der Isar, insbesondere im renaturierten Süden, noch typische Arten der Wildflussauen, wie zum Beispiel die Flussuferwolfspinne. Darüber hinaus beherbergt die Isar Seltenheiten wie den Huchen und den Streber.“
Gemeinsam mit dem Baureferat, dem Referat für Stadtplanung und Bauordnung, dem Kommunalreferat sowie dem Referat für Bildung und Sport hat das RGU insgesamt 20 Handlungsfelder eingehend analysiert, welche Anstrengungen Stadtverwaltung und Verbände bereits unternommen haben und wo noch Möglichkeiten bestehen, diese zu verstärken und zu ergänzen, um die Münchner Vielfalt an Lebensräumen und Arten sicherzustellen. Den Handlungsfeldern liegt der Gedanke zugrunde: Bestand erhalten, Natur entwickeln, naturbewusst handeln.
Ebenso sind im Stadtgebiet auch letzte Refugien für die Lebensgemeinschaften des ehemals riesigen Dachauer Mooses erhalten geblieben, mit Kostbarkeiten wie Trollblume und Sumpfgladiole. Ein Markenzeichen Münchens sind die ausgedehnten Heideflächen mit Raritäten wie der Duft-Skabiose, für deren Erhalt München eine besondere Verantwortung zukommt. Die Bayerische Zwergdeckelschnecke, kommt weltweit sogar nur an
Münchner Quellen vor. Die Lebensräume und Arten zu schützen, lohnt sich daher gerade auch in einer Großstadt wie München. Das Wachstum der Stadt bedeutet dabei eine besondere Herausforderung.
„Die Möglichkeit, besonders für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene Natur ‚hautnah‘ im Wohnumfeld erleben zu können, dem Gesang von Vögeln und Heuschrecken zu lauschen, muss auch in Zukunft gesichert sein. Kinder sollten Tiere nicht nur aus dem Zoo kennen. Daher ist es unser oberstes Ziel, diesen wunderbaren Schatz zu bewahren und ihn unversehrt an künftige Generationen weiterzugeben“, betont die Umweltreferentin.
Um dieses Ziel zu erreichen, sind jedoch schnelle und weitreichende Verhaltensänderungen von allen erforderlich. Es muss ein noch stärkeres Bewusstsein für einen schonenden Umgang mit Ressourcen und die Notwendigkeit eines nachhaltigen Lebens geschaffen werden. Hierfür spielt unter anderem auch Bildung für nachhaltige Entwicklung eine wichtige Rolle.
„Nur wenn alle an einem Strang ziehen und den Erhalt der Arten in München als eine gemeinsame Aufgabe begreifen, wird die Biodiversitätsstrategie Erfolg haben und unsere Stadt auch für kommende Generationen so vielfältig bleiben, wie wir sie heute kennen“, bekräftigt Jacobs. Dies bekommt umso mehr Bedeutung, wenn man auf die Geschichte der Erde blickt: Die Wissenschaft spricht von insgesamt fünf Massenaussterbeereignissen, die es in den vergangenen 500 Millionen Jahren gegeben hat, die sogenannten „Big Five“.
„Schätzungen der Wissenschaft zeigen einen außergewöhnlich schnellen Verlust an Biodiversität in den vergangenen Jahrhunderten“, so Jacobs. „Das deutet darauf hin, dass wir uns mitten in einem sechsten Massen- sterben befinden. Es ist also allerhöchste Zeit, dass wir zielgerichtet etwas dagegen tun“.