(teilweise voraus) Münchner Kinder sollen sukzessive eine Garantie für eine Ganztagsbetreuung an ihrer Grundschule erhalten. Dies ist das Ergebnis eines neuartigen Modells, das die Stadt München zusammen mit dem Sozial- und dem Kultusministerium entwickelt hat. Die so genannte „Kooperative Ganztagsbildung“ soll wochentags je nach Bedarf bis maximal 18 Uhr buchbar sein und auch in den Ferien angeboten werden.
Als erste Grundschule in München wird die Grundschule am Pfanzeltplatz 10 dieses innovative Modell zum Schuljahr 2018/2019 für alle Erstklässler anbieten. Weitere Grundschulen sollen im Schuljahr darauf folgen. Die Mitglieder des Kinder- und Jugendhilfeausschusses und des Bildungsausschusses der Landeshauptstadt München werden sich in einer gemeinsamen Sitzung am 10. April mit der „Kooperativen Ganztagsbildung“ befassen.
Der Unterricht im Grundschulbereich endet in der Regel zwischen 11.15 und 13 Uhr. Viele Eltern wünschen sich für ihre Kinder eine pädagogisch qualitätvolle Betreuung über den Unterricht hinaus am Nachmittag und in den Schulferien. Mit der „Kooperativen Ganztagsbildung“ wird diesem Wunsch nun Rechnung getragen.
Das neuartige Modell setzt die jeweilige Grundschule mit einem Ganztagskooperationspartner um. Im Falle der Grundschule am Pfanzeltplatz handelt es sich um die Arbeiterwohlfahrt (AWO). Eltern können zwischen zwei Ganztagsmodellen wählen: dem rhythmisierten, gebundenen Ganztag und dem flexiblen Ganztag.
Beim rhythmisierten Ganztag ist der Schulbesuch montags bis donnerstags von 8 bis 15.35 Uhr verpflichtend, freitags endet der Unterricht um 12 Uhr. Durch den Einsatz von zusätzlichen Lehrerstunden wechseln sich im rhythmisierten, gebundenen Ganztag Unterrichtsstunden mit Übungs- und Studierzeiten sowie sportlichen, musischen und künstlerischen Fördermaßnahmen den ganzen Tag hinweg ab. Die Neuerung zum bisher angebotenen gebundenen Ganztag besteht in der Möglichkeit, die Kinder über das Unterrichtsende hinaus durch den Ganztagskooperationspartner betreuen zu lassen - und zwar montags bis freitags bis 18 Uhr und auch in den Ferien.
Beim flexiblen Ganztag bietet der Kooperationspartner im Anschluss an den Unterricht eine Betreuung in klassenübergreifenden Gruppen an. Die Flexi-Variante bietet neben der Möglichkeit zur Teilnahme an der Mittagsverpflegung je nach Buchungszeit eine verlässliche Hausaufgabenbetreuung sowie vielfältige qualitätvolle pädagogische Angebote auf Basis des Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG). Die tatsächliche Betreuungszeit im Anschluss an den Unterricht ist grundsätzlich für die Eltern tageweise frei wählbar und wird zu Schuljahresbeginn festgelegt. Analog zum rhythmisierten Ganztag ist eine Betreuung wochentags bis maximal 18 Uhr möglich, dies auch während der Ferien.
Neben den Kosten für das Mittagessen fallen bei beiden Modellen Elternbeiträge für den Besuch der „Kooperativen Ganztagsbildung“ an, die gestaffelt nach Umfang der Buchungszeiten sowie den Einkünften der Eltern erhoben werden.
Bildungsminister Dr. Ludwig Spaenle betont: „Bayern hat die ganztägigen Bildungs- und Betreuungsangebote konsequent und bedarfsgerecht weiter ausgebaut und wird dies auch künftig fortsetzen, in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen und freien Trägern. Mit der ‚Kooperativen Ganztagsbildung‘ in München gehen wir einen neuen Weg: Wir vereinen die Vorteile von Ganztagsschule, Hort und Mittagsbetreuung in einem übersichtlichen Konzept. Bildungsministerium, Sozialministerium und Landeshauptstadt haben ein Angebot konzipiert, mit dem wir auf die Wünsche der Münchner Eltern reagieren: Es ist zeitlich umfassend, qualitativ hochwertig, kostengünstig und übersichtlich strukturiert.“
Für Bayerns Sozialministerin Emilia Müller kommt dieses Modellprojekt genau zur richtigen Zeit: „Wir müssen jetzt die Weichen stellen für eine qualitative Ganztagsbetreuung. Es geht nicht nur darum, für die Eltern eine verlässliche Betreuung auch an Randzeiten oder in den Ferien zu organisieren. Für die Kinder geht es um individuelle Bildungsbegleitung, um Integration und Inklusion. Was zählt, ist ein enger Schulterschluss zwischen der Staatsregierung und den Kommunen – und zwar pädagogisch, organisatorisch und finanziell. Wenn Kinder- und Jugendhilfe und Schulen eng zusammenarbeiten, kommen die jeweiligen Stärken am besten zum Tragen.“
Oberbürgermeister Dieter Reiter sagt: „Mit der Kooperativen Ganztagsbildung schlagen wir in München ein neues Kapitel bei der Bildung und Betreuung von Grundschulkindern auf. Das neuartige Modell stimmt die verschiedenen Betreuungsangebote aufeinander ab und vereint so den Bildungsanspruch des gebundenen Ganztags, die Flexibilität der Mittagsbetreuung und den Qualitätsanspruch sowie die Betreuungszeiten der Horte und Tagesheime. Mit der bedarfsgerechten Platzgarantie helfen wir den Eltern zudem, das passende Betreuungsmodell für ihr Kind zu finden. Wir hoffen daher auf einen guten Start. Das neue Modell kann ein echter Gewinn für die Münchner Eltern sein.“
„Das Modell der Kooperativen Ganztagsbildung ist ein Durchbruch bei der Nachmittagsbildung und -betreuung im Grundschulbereich“, sagt Stadtschulrätin Beatrix Zurek. „Viele Eltern von Grundschulkindern in München benötigen ein Ganztagsangebot, hauptsächlich um arbeiten gehen zu können. Den Betreuungsbedarf konnten wir in den vergangenen Jahren aber nicht immer decken. Ich bin deshalb froh, dass wir gemeinsam mit dem Sozial- und dem Kultusministerium das Modell der Kooperativen Ganztagsbildung entwickelt haben. Die Kooperative Ganztagsbildung vereint die Wünsche der Eltern nach qualitätvoller Pädagogik und Betreuung bei gleichzeitig hoher Flexibilität. Zum Schuljahr 2018/2019 starten wir das Modellprojekt an einer Grundschule. Ich hoffe, dass das Angebot gut angenommen wird und wir die Kooperative Ganztagsbildung bald an vielen Münchner Schulen anbieten können. Der rhythmisierte Ganztag wird durch das Modell attraktiver wegen der Ergänzung der Betreuungszeiten. Hervorheben möchte ich die gute Zusammenarbeit der beteiligten Akteure.“