Oberbürgermeister Dieter Reiter hat den Söhnen des Filmproduzenten und Verleihers Theo Hinz mit folgendem Brief kondoliert: „Mit großer Betroffenheit habe ich die Nachricht vom Tod Ihres Vaters erhalten. Zu diesem schmerzlichen Verlust spreche ich Ihnen und allen Angehörigen im Namen des Stadtrats der Landeshauptstadt München und persönlich das herzliche Mitgefühl aus.
Theo Hinz gehörte als Verleiher und Produzent über Jahrzehnte zu den prägenden Persönlichkeiten des Filmschaffens in Deutschland. Die Entstehung des Jungen Deutschen Films in den 1960-er Jahren wäre ohne ihn und sein Wirken nicht möglich gewesen. Als Geschäftsführer des berühmten Filmverlags der Autoren, zu dessen Gesellschaftern Filmemacher wie Hark Bohm, H. W. Geißendörfer und Wim Wenders gehörten, produzierte er zahlreiche Filme, die heute schon „Klassiker“ der deutschen Filmgeschichte sind. Besonders hervorheben möchte ich den Kollektivfilm „Deutschland im Herbst“ über die Auswirkungen des Terrorismus der RAF auf die damalige bundesdeutsche Gesellschaft, dessen Entstehung vor allem seiner Initiative zu verdanken ist. Zu den Regisseuren dieses auch als Zeitdokument beeindruckenden Werkes zählten Alf Brustellin, Rainer Werner Fassbinder, Alexander Kluge, Edgar Reitz, Volker Schlöndorff und Bernhard Sinkel. Eine enge Zusammenarbeit verband Theo Hinz mit Rainer Werner Fassbinder, dessen bevorzugter Verleiher er war. Unter ihren gemeinsamen Projekten ist besonders der Streifen „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ zu nennen, der 1982 den Goldenen Bären bei der Berlinale erhielt.
1983 gründete Theo Hinz seinen eigenen Verleih Futura Film. Als Erstes brachte er dann den Film „Die Macht der Gefühle“ von Alexander Kluge heraus. Einige Jahre später übernahm er die Anteile von Rudolf Augstein am Filmverlag der Autoren und leitete beide Unternehmen bis Ende der 90-er Jahre. Nachdem schon verschiedene andere Verleihfirmen kein Interesse gezeigt hatten, nahm Theo Hinz den Film „Männer“ von Doris Dörrie in sein Verleihprogramm auf und erzielte – völlig überraschend – mit über sechs Millionen Zuschauerinnen und Zuschauern einen der größten deutschen Kinoerfolge und bewies so sein untrügliches Gespür für junge Regie-Talente und publikumswirksame Stoffe. Ähnlich gut kam „Theo gegen den Rest der Welt“ von Peter F. Bringmann beim Publikum an. Auch dieser Streifen besitzt mittlerweile Kult-Status.
Besonders verdienstvoll für die Entwicklung und Etablierung von neuen Förderstrukturen in der Bundesrepublik war sein langjähriges Engagement bei der Filmförderungsansalt (FFA), die vor wenigen Tagen ihr 50-jähriges Bestehen feiern konnte. Hier konnte er sich auch für Filmprojekte von bedeutenden deutschen Filmemachern wie Volker Schlöndorff, Wim Wenders, Alexander Kluge und Rainer Werner Fassbinder einsetzen. Durch sein Wirken hat er außerdem viel dazu beigetragen, dass München, wo er seit 1956 lebte, bis heute zu den führenden Film- und Medienstandorten weltweit gehört.
Ich wünsche Ihnen für die kommenden schweren Wochen viel Kraft und für die Zukunft auch Trost in dem Wissen, dass das Werk Ihres Vaters nicht vergessen wird.“