Der Fauststoff gilt als urdeutscher Mythos, und doch wurde er im Nationalsozialismus durchaus zwiespältig rezipiert. Dies galt insbesondere für die bekannteste Fassung des Themas durch Johann Wolfgang von Goethe. Zwar wurde in der NS-Zeit kein besonderer Kult um den bekanntesten deutschen Dichter geschaffen, seinen „Faust“ als großes Werk einer „deutschen“ Literatur konnten die Nationalsozialisten allerdings auch nicht einfach ignorieren – daher versuchten sie ihn ideologisch umzudeuten. Auch nach 1945 griffen Dichter in der Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Verbrechen auf den Faust-Mythos zurück – so Thomas Mann im „Doktor Faustus“ (1947) oder Paul Celan in der „Todesfuge“ (1947).
In ihrem Vortrag am Donnerstag, 12. April, um 19 Uhr im NS-Dokumentationszentrum, Max-Mannheimer-Platz 1, zeigt Nathalie Jacobsen die Instrumentalisierung und Umdeutung von Goethes „Faust“ während der Zeit des Nationalsozialismus auf und macht dabei die Mechanismen von Ideologisierung und Propaganda sichtbar.
Nathalie Jacobsen ist Literatur-, Theaterwissenschaftlerin und Historikerin und unter anderem als freie Referentin für das NS-Dokumentationszentrum München tätig.