München rettet seine Spatzen Die Landeshauptstadt gibt dem Haussperling wieder Heimat und Nahrung
Antrag Stadtrats-Mitglieder Ulrike Boesser, Anne Hübner, Hans Dieter Kaplan, Haimo Liebich, Gerhard Mayer, Bettina Messinger, Dr. Ingo Mittermaier, Heide Rieke, Klaus Peter Rupp, Jens Röver und Dr. Constanze Söllner-Schaar (SPD-Fraktion) vom 30.5.2017
Antwort Stadtbaurätin Professorin Dr.(I) Elisabeth Merk:
Mit Schreiben vom 30.5.2017 fordern Sie die Landeshauptstadt München auf, ein Programm unter dem Titel „München rettet seine Spatzen“ zu starten und dafür Partner wie zum Beispiel den Landesbund für Vogelschutz zu gewinnen.
Den beantragten Terminverlängerungen zur Beantwortung des Antrags, letztmalig bis 31.3.2018, wurde Ihrerseits zugestimmt. Hierfür bedanken wir uns.
Nach § 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtratsmitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Der Inhalt Ihres Antrages betrifft jedoch eine laufende Angelegenheit, deren Besorgung nach Art. 37 Abs. 1 GO und § 22 GeschO dem Oberbürgermeister obliegt, weil es um konkrete Umsetzungsmaßnahmen etwa im Rahmen der Parkpflege oder der Öffentlichkeitsarbeit geht. Eine beschlussmäßige Behandlung der Angelegenheit im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich.
Zu Ihrem Antrag vom 30.5.2017 teilt Ihnen das Referat für Stadtplanung und Bauordnung als koordinierende Stelle unter Berücksichtigung der Stellungnahmen des Baureferats, des Kommunalreferats und des Referats für Gesundheit und Umwelt Folgendes mit:
Ihr Antrag sieht mehrere Module vor, mit unterschiedlichen, thematischen Schwerpunkten wie die Aufwertung von Parks und öffentlichen Plätzen, die Schaffung neuer Nistmöglichkeit bei Neubau- und Sanierungsmaßnahmen im öffentlichen aber auch im privaten Bereich, die dauerhafte Sicherung von sogenannten „Spatzenhotspots“ sowie die Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit.
Nachfolgend werden zunächst die Erkenntnisse des Referates für Gesundheit und Umwelt zur Bestandssituation und Bestandsentwicklung des „Spatzes“ (in Folge Haussperling genannt) dargestellt, anschließend die Zuständigkeiten und Aktivitäten der beteiligten Referate im Hinblick auf die im Antrag genannten Module.
Hintergrundinformationen zur Bestandsgröße und -entwicklung des Haussperlings
Der Haussperling gehört bundesweit noch immer zu den häufigsten Vogelarten. Belastbare aktuelle Zahlen zum Gesamtbestand an Brutpaaren in Deutschland liegen dem Referat für Gesundheit und Umwelt nicht vor, doch wird der Haussperling als zweithäufigste Brutvogelart Deutschlands angesehen (5,6 bis 11 Millionen Brutpaaren im Jahr 2008)1. Dennoch wird dem Haussperling von Seiten der Wissenschaft auf Bundesebene ein leichter bzw. moderater Rückgangstrend über die letzten 25 Jahre attestiert und er wurde in die so genannte „Vorwarnliste“ aufgenommen (GRÜN-BERG et al. 2015). Dies bedeutet, dass die Art derzeit landesweit zwar noch nicht gefährdet ist, jedoch bei Fortwirken der rückläufigen Entwicklung eine Gefährdung zu erwarten ist.
Für Bayern wird zwar noch ein Bestand von 200.000 bis 530.000 Brutpaare geschätzt, jedoch wird von einem langfristigen Rückgang und einer Bestandsabnahme von ca. 20−50 Prozent in den letzten 25−30 Jahren ausgegangen (RUDOLPH et al. 2016). Daher gilt der Haussperling in Bayern als rückläufig und wurde in die Rote Liste als Art der Vorwarnliste klassifiziert.
Dass der Haussperling auch in Bayern noch immer zu den häufigsten Vogelarten gehört, bestätigen erneut die letzten Citizen Science-Aktionen2 des Naturschutzbund Deutschland (NABU) e.V. zur „Stunde der Wintervögel“ 20173, sowie zur „Stunde der Gartenvögel 2017“4. Diese sind zwar keine systematischen Bestandsaufnahmen, sie spiegeln jedoch aufgrund der großen Beteiligung (19.375 bzw. 7.378 Gärten) die Situation zumindest in Teilen des Siedlungsbereichs wohl recht gut wider. Bei der „Stunde der Wintervögel“ 2017 nahm der Haussperling den zweiten, bei der „Stunde der Gartenvögel 2017“ sogar den Spitzenplatz als der am häufigsten beobachtete Vogel ein. Er wurde 2017 in fast der Hälfte bzw. über 66 Prozent der Gärten beobachtet. In den Jahren 2015 bis 2017 lag die durchschnittliche Zahl an Hausspatzen im Sommer pro Garten dabei allerdings etwas niedriger als in den Jahren 2011 bis 2014, im Winter sank die Zahl schon 2014 etwas ab, liegt seither aber auf demselben Niveau.
In Großstädten mit anhaltender Bautätigkeit bei Neubau und Sanierung wie München ist die Situation deutlich ungünstiger. Exakte Daten zu den Bestandsgrößen und der Bestandsentwicklung in München liegen dem Referat für Gesundheit und Umwelt nicht vor. Einen Anhaltspunkt geben wiederum die Meldungen aus den genannten Meldeaktionen. Bei den Meldungen aus 675 Gärten im Winter bzw. 497 Gärten im Sommer lag der Haussperling auf Platz 4 mit 28 Prozent der Gärten bzw. auf Platz 5 mit ca. 25 Prozent. Der Trend der Anzahl der pro Garten beobachteten Spatzenindividuen ist über die letzten Jahre dabei klar rückläufig. Dennoch gehört nach diesen Ergebnissen der Haussperling noch zu den häufigsten unter den 68 (Winter) bzw. 77 (Sommer) in der Auswertung des NABU berücksichtigten Vogelarten. Zahlreiche Vogelarten, darunter auch andere eigentlich für Gärten typische und früher deutlich häufigere Vögel sind erheblich seltener vertreten: Beispiele sind Rotkehlchen (Platz 12 Winter, 13 Sommer), Kleiber (Platz 13 bzw. 17) und Stieglitz (Platz 15 bzw. 20) sowie die als Zugvögel nur im Sommer im Stadtgebiet präsenten Arten Gartenrotschwanz (Platz 34) oder Gartengrasmücke (Platz 44). Insofern werden artspezifische Hilfsmaßnahmen aus der Sicht des Biodiversitätsschutzes im Vergleich zu anderen Arten fachlich nicht als prioritär gesehen.
Ungeachtet dessen werden aber Maßnahmen, die auch anderen Vogelarten und einer Vielzahl anderer Tierarten zugutekommen, vom Referat für Gesundheit und Umwelt uneingeschränkt befürwortet. Eine hohe Bedeutung kommt dem Hausspatz zweifelsohne als Symphatieträger und Galionsfigur zu, um die Bürgerinnen und Bürger auf den allgemeinen Rückgang der biologischen Vielfalt in unserer Stadt aufmerksam zu machen. Daher hat auch die Referentin des Referates für Gesundheit und Umwelt, Frau Stephanie Jacobs, eine Ehrenpatenschaft übernommen.
Modul 1: Aufwertung/Neugestaltung von Parks und Plätzen
„Die sukzessive Aufwertung von Parks und Plätzen mit Einrichtungen, die Spatzen zum (Über-) Leben brauchen, wie heimische Hecken, Staub- und Wasserbäder, Brutmöglichkeiten und natürliche Nahrung offerierende, also insektenfreundliche, Begrünung. Bei Neugestaltung von Plätzen und Parks soll von Anfang an verstärkt auf Ökologie und Artenvielfalt geachtet wer- den. Bei Wettbewerben soll zu diesem Thema ein/e Experte/in eingeladen werden.“
Stellungnahme:
Für die im Antrag angesprochene Aufwertung bzw. Neugestaltung von Freiflächen liegt die Zuständigkeit vorrangig beim Baureferat. Aber auch das Referat für Gesundheit und Umwelt hat im Rahmen von Förderprojekten (Fördernehmer Landesbund für Vogelschutz e. V., Kreisgruppe München), wichtigste Grundlagen hierfür bereitgestellt. So wurde beispielsweise im Jahr 2014 das Projekt „Lebensraumanalyse Münchner Hausperlinge“ imRahmen der Förderung von Umweltinitiativen bezuschusst, um nähere Informationen zur Situation und die zu berücksichtigenden Ansprüche des Haussperlings speziell in München zu gewinnen.
Die Studie des Münchner Landesbundes für Vogelschutz e.V., die sich aus Kapazitätsgründen auf 30 exemplarisch ausgewählte Gebiete in München beschränken musste, zeigte durchaus Handlungsbedarf: Insgesamt waren ca. 30 Prozent der stichprobenartig überprüften Spatzenvorkommen verschwunden, innerhalb des Mittleren Rings betraf das sogar mehr als die Hälfte der Populationen.
Spatzen/Haussperlinge benötigen als Brutstätten Gebäude mit Nischen, die dazu geeignet sind, darin Nester zu bauen, strukturreiche Gehölzbereiche als Rückzugsorte zur arttypischen Kommunikation und artenreiche Wiesen mit Kräutern und Gräsern, deren ausgereifte Samen den Körnerfressern als Nahrung dienen. Dies sind die in der Studie herausgearbeiteten Schlüsselfaktoren, an denen die beteiligten Akteure innerhalb der Stadtverwaltung und Naturschutzverbände ansetzen müssen, um eine Bestandsgefährdung zu vermeiden den Fortbestand des Haussperlings in München langfristig zu sichern.
Entsprechend dieser Erkenntnisse integriert das Baureferat bereits jetzt, wie vorgeschlagen, bei der Neuanlage, der Sanierung und Unterhaltung von Parks und Grünflächen in hohem Maße strukturreiche Gehölzbereiche, insbesondere vielfältige Heckenstrukturen unter anderem als Rückzugsorte für Spatzen und andere Vogelarten. Mit seinen Langgraswiesen und krautigen Gehölzsäumen, die zahlreiche samenproduzierende Pflanzen enthalten, sichert das Baureferat die Nahrungsgrundlage für unsere Spatzen und die übrige heimische Tierwelt.
Modul 2: Erhalt und Schaffung von Nistmöglichkeiten für Spatzen bei Neubaumaßnahmen, Sanierungen und Modernisierungen von Wohn- und Gewerbeimmobilien
„Den Erhalt und die Schaffung von Nistmöglichkeiten bei Neubaumaß- nahmen, Sanierungen und Modernisierung von Wohn- und Gewerbeimmobilien egal ob öffentlich oder privat. Falls es nicht möglich ist, am Gebäude selbst für Nistmöglichkeiten zu sorgen, kann auch ein sogenannter Spatzenturm dauerhaft oder für die Zeit der Umbaumaßnahmen aufgestellt werden.“
Stellungnahme:
In diesem Bereich ist die Landeshauptstadt München in vielfacher Hinsicht aktiv:
Das Baureferat entwickelt derzeit in Zusammenarbeit mit dem Landesbund für Vogelschutz e.V., dem Referat für Bildung und Sport sowie dem Kommunalreferat ein Konzept, wie an öffentlichen, städtischen Gebäuden Vogelbrutplätze geschaffen werden können.
Da sich die Einzelindividuen einer Spatzenpopulation Zeit ihres Lebens nicht sehr weit von ihrer Brutstätte entfernen, sollten an die Parks und Grünflächen, die als Nahrungshabitate dienen, idealerweise Gebäude mit Nischenstrukturen grenzen. Auf diese Lebensbedingung hat die Landeshauptstadt München jedoch nur bedingt Einfluss. Aus diesem Grund bietet das Baureferat an, z.B. im Luitpoldpark oder anderen geeigneten Parks einen Standort für einen Spatzenturm zur Verfügung zu stellen, wenn der Landesbund für Vogelschutz die fachgerechte Pflege der Brutstätte übernehmen kann. Sollte diese Maßnahme zum Erhalt der heimischen Spatzen beitragen, können sukzessive weitere Spatzentürme folgen. Das Baureferat wird diesbezüglich mit dem Landesbund für Vogelschutz e.V. in Kontakt treten, um alles weitere zu klären und die notwendigen Voraussetzungen für die Realisierung des Projekts zu schaffen.
Das für städtischen Gebäudebestand zuständige Kommunalreferat teilte mit, dass bei Sanierungsmaßnahmen vorhandene Nistmöglichkeiten grundsätzlich erhalten oder ersetzt werden, soweit diese von den Sanierungsmaßnahmen betroffen sind. Darüber hinaus bestehen derzeit zwar keine Standards, die eine Ausstattung mit Nistmöglichkeiten bei Modernisierungs- oder Neubaumaßnahmen von städtischen Gebäuden vorsehen. Das Kommunalreferat wird jedoch künftig im Einzelfall prüfen, ob bzw. welche wirtschaftlich und technisch vertretbaren Möglichkeiten zur Schaffung von neuen Nistmöglichkeiten bestehen.
Ferner wurde seitens des Referates für Stadtplanung und Bauordnung mit Beschluss der Vollversammlung des Stadtrates vom 15.2.2017 zur Fortschreibung des Ökologischen Kriterienkatalogs (Sitzungsvorlagen Nr. 14-20/V 02989), die bislang als Empfehlung enthaltene Schaffung von Gebäudebrüterquartieren verpflichtend (mind. 0,2 Quartiere je lfm Fassadenlänge von Wohn- und Gewerbegebäuden mit mehr als 2 Geschossen bzw. ab 6 m Wandhöhe) unter Ziffer 7 in den ökologischen Kriterienkatalog aufgenommen. Der Ökologische Kriterienkatalog enthält verbindliche Kriterien zum nachhaltigen Bauen, die vom Kommunalreferat beim Verkaufstädtischer Flächen vertraglich fixiert und vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung geprüft und vollzogen werden. Nach Auskunft des Baureferates wird der für städtische Hochbauprojekte geltende Bauleitfaden den Vorgaben des ökologischen Kriterienkataloges angepasst, so dass auch beim Neubau städtischer Gebäude künftig Gebäudebrüterquartiere integriert werden, die u.a. dem Haussperling zugutekommen.
Inwieweit im Bebauungsplanverfahren über die artenschutzrechtlich verpflichtenden Festsetzungen hinaus Vorgaben/Festsetzungen im Sinne des Antrages (Schaffung von Nistmöglichkeiten bei Neubaumaßnahmen) gemacht werden können bzw. möglich wären, wird derzeit noch im Hinblick auf eine entsprechende Rechtsgrundlage für solche Festsetzungen seitens des Referates für Stadtplanung und Bauordnung geprüft. Grundvoraussetzung ist außerdem, dass aus naturschutzfachlicher Sicht eine solche Regelung tatsächlich auch fachlich sinnvoll und gewinnbringend ist.
Das Referat für Gesundheit und Umwelt ist durch gezielte Fördermaßnahmen insbesondere bei Erhalt und Schaffung von Nistmöglichkeiten im privaten Bereich auf zwei Weisen aktiv.
So wird seit vielen Jahren im Rahmen des Projekts „Biodiversität und Klimawandel“ die Beratung zu Gebäudebrüterthemen durch den LBV im Zuge der Umsetzung konkreter Bauvorhaben gefördert, mit dem Ergebnis, dass beispielsweise im Bereich der ehemaligen Funkkaserne mit Abschluss aller Baumaßnahmen rund 250 Vogel- und 40 Fledermausquartiere entstanden. Weitere Erfolge konnten durch die Verstärkung der Zusammenarbeit mit kommunalen Wohnungsbauunternehmen, insbesondere der GEWOFAG erzielt werden. Zu nennen wäre hier exemplarisch die Entstehung von 72 Quartieren für Gebäudebrüter in einem von der GEWOFAG sanierten Wohnquartier in Sendling. Darüber hinaus prüft das Referat für Gesundheit und Umwelt im Rahmen der federführenden Erarbeitung der Biodiversitätsstrategie München weitergehende Möglichkeiten, die Gebäudebrüterberatung weiter auszubauen und zu verstetigen. Die Strategie soll dem Stadtrat Ende 2018 zum Beschluss vorgelegt werden.
Auch über das Förderprogramm Energieeinsparung des Referates für Gesundheit und Umwelt (FES) wird seit Jahren versucht, die Bereitschaft privater Hausbesitzer zur Schaffung von Gebäudebrüterquartieren zu erhöhen. Im Zusammenhang mit förderungsfähigen Wärmeschutzmaßnahmen an Bestandsgebäuden oder mit förderungsfähigen Neubauvorhaben, die ein Bestandsgebäude ersetzen, können über das Bauzentrum München angebotenen Beratungsleistungen des LBV zum Schutz gebäudebewohnender Vögel und Fledermäuse sowie Beratungsleistungen zu regelkon-formen, bauseitigen Lösungen einschließlich der Kosten für deren Umsetzung gefördert werden. Allerdings hält sich die Nachfrage diesbezüglich bislang in Grenzen und das, obwohl im Bauzentrum auch gezielt Einzelberatungen zum Gebäudebrüterthema angeboten werden, ein Gebäudebrütermodul ausgestellt ist und die Schaffung von Gebäudebrüterquartieren auch über Veranstaltungen beworben wird.
Modul 3: Dauerhafte Sicherung sogenannter „Spatzenhotspots“
„Die dauerhafte Sicherung sogenannter ‚Spatzenhotspots‘ zusammen mit dem Landesbund für Vogelschutz. So könnten u.a. im Petuelpark in der Nähe vom Olympia Bowling Spatzentürme aufgestellt werden, um der dortigen Haussperlingskolonie dauerhaft Wohnraum zu sichern. Am Marienhof sollte nach den Baumaßnahmen für spatzengerechte Bepflanzung, z.B. Hecken und eine kleine Wildwiese, gesorgt werden.“
Stellungnahme:
Der Schwerpunkt sollte nach Auffassung des Referates für Gesundheit und Umwelt bei den oben bereits angesprochenen und auch im Antrag bezüglich des Marienhofes aufgegriffenen habitatverbessernden Maßnahmen liegen, da diese zugleich anderen Vögeln bzw. einer breiteren Palette von Tierarten zugutekommen.
Sinnvoll wäre hierbei zunächst eine Konzentration auf Teilbereiche, in denen die Haussperlinge und andere Arten besonders stark rückläufig sind, insbesondere innerhalb des Mittleren Ringes, in denen auch die gezielte Schaffung zusätzlicher Quartiere angezeigt sein kann.
Besonders noch bedeutende Brutvorkommen, bei denen Engpässe zu befürchten sind, könnten prioritär ausgewählt werden.
Spatzentürme kommen aus Aufwandsgründen, nach Auffassung des Referates für Gesundheit und Umwelt, neben den vom Baureferat angebotenen Standorten in Parkanlagen vor allem dort in Betracht, wo zusätzlich umweltpädagogische Ziele unterstützt werden, da von ihnen kein Benefiteffekt für andere, stärker bedrohte Arten ausgeht. Besonders sinnvoll wären zweifellos Maßnahmen im räumlichen Zusammenhang mit einer Bildungseinrichtung, etwa städtischen Schulen (z. B. Gestaltungsmaßnahmen im Rahmen der Schulbauoffensive, im Zuge derer bis 2030 45 neue Schulen entstehen sollen), oder an Kindertagesstätten.
Modul 4: Aufklärung der BürgerInnen über Möglichkeiten zum Haussperlingsschutz und bestehenden Förderprogrammen
„Die Münchner Bürgerinnen und Bürger sollen dafür gewonnen werden den Rückgang der Population zu stoppen und wieder vermehrt Spatzen in München das Leben zu ermöglichen. Dazu soll über konkrete Möglichkei- ten zugunsten des Haussperlings aufgeklärt werden, z.B. über Nistkästen und geeignete Pflanzen für Vorgärten, Terrasse und Balkon. Bereits existierende finanzielle Förderprogramme für Gebäudebrüterschutz sollen stärker bekannt gemacht werden.“
Stellungnahme:
Bereits im Jahre 2008 beschäftigte sich die Broschüre „Menschen, Spatzen, Mauersegler“ innerhalb der vom Referates für Gesundheit und Umwelt geförderten Broschürenserie mit dem Titel „Gemeinsam unter einem Dach“ mit Schutzmöglichkeiten für den Haussperling. Die Broschüre richtete sich gleichermaßen an Hausbesitzer, Wohnungsbauträger, Behördenvertreter, Bauhandwerker und Architekten. Im Jahr 2015 wurde im Rahmen der Umweltinitiativen-Projekte eine weitere Broschüre mit dem Titel „Das 1 x 1 der Vogel-Nistkästen“ gefördert, welche die artspezifischen Anforderungen der einzelnen Vogelarten an Nistkastenausführung und Anbringung anschaulich beschreibt, darunter natürlich auch die des Haussperlings.
Seit 2016 wird außerdem als Bestandteil des Förderprojektes „Biodiversität und Klimawandel“ ein Modul „Schaffung und Erhalt von biodiversitätsfördernden Strukturen im urbanen Grünraum“ gefördert. Im vorigen Jahr wurde in diesem Kontext eine Broschüre über Gartenvögel gefördert, in der auch die Ansprüche des Haussperlings ausführlich erläutert sind. 2016 entstand zudem eine Broschüre über Bäume in München sowie 2017 eine zu den Münchner Straucharten, die bei Gartenbesitzern für eine naturnahe Gestaltung werben sollen. 2018 wird eine weitere Broschüre zu „Natur auf dem Balkon“ folgen, die ebenfalls Schutzmöglichkeiten aufzeigen wird. Da derzeit bereits ein gut dotiertes Förderprojekt des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz mit dem Titel „Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur“ beim Landesverband des Landesbundes für Vogelschutz e.V. läuft, an dem auch die Kreisgruppe München partizipiert5, wird derzeit keine Notwendigkeit für zusätzliche Aufklärungsarbeit gesehen. Vorstellbar wäre, im Anschluss daran für München ein Citizen Science-Projekt6 zu initiieren, das neben dem Hauptzweck der weiteren Sensibilisierung der Bevölkerung für die Stadtnatur zusätzlich auch Hinweise zur Entwicklung der Bestandssituation in München geben könnte. Trägerschaft und Kosten für ein solches Projekt müssten jedoch noch im Detail eruiert werden.Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die jeweils zuständigen Akteure der Stadtverwaltung bereits vielfach sehr erfolgreich innerhalb der von den Antragstellerinnen und Antragstellern aufgezeigten Handlungsfelder zum Thema „München rettet seine Spatzen“ aktiv sind. Soweit darüber hinaus noch Handlungserfordernisse bzw. Handlungsspielräume bestehen, wird die Stadtverwaltung, wie oben ausgeführt, im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten prüfen ob die Situation des Haussperlings noch durch weitere Maßnahmen in Form von rechtlichen Vorgaben, Konzepten oder auch freiwillige Angebote verbessert werden kann.
Um Kenntnisnahme von den vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Wir gehen davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.
Fußnoten:
1 http://deacademic.com/dic.nsf/dewiki/588339
2 Mit Citizen Science (Bürgerwissenschaft) wird im angelsächsischen Sprachraum eine Form der offenen Wissenschaft bezeichnet, bei der Projekte unter Mithilfe oder komplett von interessierten Laien durchgeführt werden. Sie melden Beobachtungen, führen Messungen durch oder werten Daten aus.
3 https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-wintervoegel/ ergebnisse/21784.html?jahr=2017&ort=&vogelart=Haussperling&bundesland=Bayern&for mchange=1
4 https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/stunde-der-gartenvoegel/ ergebnisse/
5 https://www.lbv-muenchen.de/unsere-themen-lbv-muenchen/der-spatz-als-botschafter-der-stadtnatur-lbv-muenchen.html / http://www.naturvielfalt.bayern.de/natur_stadt/index.htm 6 Mit Citizen Science (Bürgerwissenschaft) wird eine Form der offenen Wissenschaft bezeichnet, bei der Projekte unter Mithilfe oder komplett von interessierten Laien durchgeführt werden (siehe S. 1).