Am Dienstag, 24. April, 19 Uhr, analysiert Dr. Wolfgang Benzin in einem Vortrag im Auditorium des NS-Dokumentationszentrums München, Max-Mannheimer-Platz 1, die perfide Propaganda und die weitreichenden Folgen der Münchner Ausstellung „Der ewige Jude“.
Im November 1937 eröffnete Joseph Goebbels im Bibliotheksbau des Deutschen Museums in München die Ausstellung „Der ewige Jude“. Deren Zweck war es, mit suggestiven Bildern und Parolen Abscheu vor Juden zu erregen. Sie wanderte in andere Städte und bildete die Grundlage für den gleichnamigen Propagandafilm, der im November 1940 Premiere hatte. Der Film bediente sich derselben Methoden wie die Ausstellung: Diskriminierung, Denunziation, Stigmatisierung. Das Ziel der exzessiven Hetze gegen die „jüdische Rasse“ war es, Antisemitismus zu schüren und das Publikum auf weitere Schritte der antisemitischen Verfolgung „einzustimmen“. Dass dies vielerorts gelang, zeigt die hemmungslose Gewaltentfesselung in der „Reichskristallnacht“ vom 9. November 1938. An diesem Auftakt zum Judenmord hatte das nationalsozialistische Propagandaprojekt „Der ewige Jude“ einen wesentlichen Anteil. Professor Dr. Wolfgang Benz lehrte bis 2011 an der Technischen Universität Berlin und leitete dort das Zentrum für Antisemitismusforschung. Er ist Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur NS-Geschichte und zum Thema Antisemitismus. Der Eintritt ist frei.
Am Mittwoch, 25. April, 19 Uhr, stellt Wolfram Kastner – ebenfalls im Auditorium – eine Auswahl seiner Arbeiten vor und berichtet über deren Entstehungsgeschichte. Im Anschluss wird die Publikation „Nicht ich provoziere, sondern die Zustände provozieren mich“ vorgestellt. In ihren Texten beleuchten die beiden SZ-Journalisten Bernd Kastner und Hans Holzhaider 36 seiner bekanntesten Kunstaktionen der letzten Jahrzehnte. Die Publikation erscheint in der Schriftenreihe des NS-Dokumentationszentrums München. Wolfram Kastner ist Aktionskünstler und erinnert seit vielen Jahren mit zahlreichen Aktionen an die Zeit des Nationalsozialismus und deren Verdrängung. Er gibt damit immer wieder Anstöße zum Nachdenken über die NS-Zeit und zur kritischen Auseinandersetzung mit den Nachwirkungen des Regimes.
Die meisten seiner Aktionen fanden in München statt. So erinnerte Kastner beispielsweise mit seiner Performance „Damit kein Gras über die Geschichte wächst“ erstmals 1995 an die Bücherverbrennung 1933 auf dem Münchner Königsplatz. Dort brennt er immer wieder einen Fleck in den Rasen, woraus ein Jahre andauernder Streit zwischen dem Künstler und der Stadtverwaltung resultierte. Heute ist der Brandfleck fester Bestandteil der Münchner Erinnerungskultur. Der Eintritt ist frei.