Ausfälle und Störungen bei S1 und S8
Antrag Stadtrats-Mitglieder Professor Dr. Jörg Hoffmann, Dr. Michael Mattar, Gabriele Neff, Thomas Ranft und Wolfgang Zeilnhofer (Fraktion FDP – HUT) vom 13.3.2019
Antwort Clemens Baumgärtner, Referent für Arbeit und Wirtschaft:
In Ihrem o.g. Antrag fordern Sie, dass durch die Deutsche Bahn und den Freistaat Ausfälle und Störungen bei den Flughafenlinien S1 und S8 durch verständliche Durchsagen in deutscher und englischer Sprache (sowohl in der S-Bahn, als auch mindestens an den S-Bahn-Bahnhöfen), sowie durch frühzeitige Anzeigen auf den elektronischen Tafeln der Bahnsteige und im Internet bzw. über die App bekannt gegeben werden. Zusätzlich müssen alternative, zeitnahe Verbindungen zum Flughafen den Fahrgästen zur Kenntnis gebracht werden. Außerdem wird um Darstellung gebeten, welche Maßnahmen bei Ausfällen und Störungen bisher ergriffen wurden und welche Maßnahmen künftig geplant sind.
Nach Paragraf 60 Abs. 9 GeschO dürfen sich Anträge ehrenamtlicher Stadtrats-Mitglieder nur auf Gegenstände beziehen, für deren Erledigung der Stadtrat zuständig ist. Die Thematik von Störungen und Ausfällen der S-Bahn-Linien S1 und S8 fällt jedoch nicht in die Zuständigkeit des Stadtrates oder als laufende Angelegenheit in die Zuständigkeit des Oberbürgermeisters, sondern in den operativen Geschäftsbereich der zuständigen Deutschen Bahn AG. Eine beschlussmäßige Behandlung der Angelegenheit im Stadtrat ist daher rechtlich nicht möglich. Daher wird der Antrag im Folgenden als Brief beantwortet.
Wir haben hierzu die zuständige DB Regio AG um Stellungnahme ge- beten, die uns Folgendes mitteilte:
„Vom 22.02.2019 ab 17:50 Uhr bis zum 25.02.2019 um 3:40 Uhr war der Streckenabschnitt zwischen Johanneskirchen und Ismaning für die S-Bahn gesperrt.
Grund hierfür waren Bauarbeiten an der Bundesautobahn A99. Die S-Bahn München hat deshalb in dieser Zeit einen lange vorbereiteten Schienenersatzverkehr mit Bussen durchgeführt. Hierzu wurde ein standardisierter Prozess angewendet, welcher die ausreichende Planung an Bussen, die detaillierte Streckenführung und Fahrzeit der Busse sowie eine umfangreiche Kommunikation der Baumaßnahme und der Ersatzfahrmöglichkeiten über alle Kommunikationskanäle an unsere Kundinnen und Kunden beinhaltete.Zwischen Johanneskirchen und Ismaning haben wir mit den Ersatzbussen einen 20-Minuten-Takt eingerichtet, damit die Kundinnen und Kunden die Halte Unterföhring und Ismaning im 20-Minuten-Takt erreichen konnten. Aufgrund der Streckensperrung zwischen Johanneskirchen und Ismaning konnten wir jedoch zwischen Ismaning und dem Flughafen mit der S-Bahn nur einen 40-Minuten-Takt anbieten. Aus diesem Grund konnte es in Einzelfällen zu einer zusätzlichen Fahrzeitverlängerung von 20 Minuten kommen.
In den Fahrplanauskünften (Plakate und Online Auskünfte) haben wir rechtzeitig kommuniziert, dass Fahrgäste den Flughafen München mit der S8 nur im 40-Minuten-Takt erreichen konnten. Grundsätzlich empfehlen wir allen unseren Kundinnen und Kunden, mit dem Ziel Flughafen, dass sie sich stets vorab im Internet oder auf der App zur aktuellen Betriebslage informieren und einen zeitlichen Puffer für Unregelmäßigkeiten einplanen.
Konkret haben wir folgende Maßnahmen umgesetzt:
- Die Baumaßnahme war rechtzeitig in allen Online-Medien und App‘s veröffentlicht und war auf der Homepage der S-Bahn München präsent. - In den Anzeigern am Bahnsteig (DEFAS) entlang der Strecke Pasing – Flughafen wurde bei der S8 auf die Bauarbeiten aufmerksam gemacht (Laufbandanzeige).
- An den Stationen entlang der Stammstrecke sowie an den Stationen der S8 (Leuchtenbergring bis Flughafen Terminal) wurden Plakate in die Bahnsteigvitrinen aufgehängt. Darin haben wir die Fahrtmöglichkeiten zum Flughafen mit Umstieg auf den Schienenersatzverkehr zwischen Johanneskirchen und Ismaning dargestellt.
- An den Bahnsteigen erfolgten Ansagen in deutscher Sprache über die bevorstehende Baumaßnahme.
- Während der Baumaßnahme haben unsere Triebfahrzeugführer in den Zügen Durchsagen in Deutsch zu den Bauarbeiten und den Ersatzbussen durchgesagt.
- Ein Mitarbeiter der Baustellenkommunikation hat am Tag des Baubeginns die Strecke von den Bahnhöfen Johanneskirchen und Ismaning bis zur Abfahrtstelle des Schienenersatzverkehrs, Busse mit auffallend gelben Plakaten gekennzeichnet.
Unser Anspruch ist zudem, dass insbesondere auf der Strecke zum Flughafen die Ansagen im Zug bei Schienenersatzverkehren auch in Englisch erfolgen, auch wenn dies im Verkehrsvertrag mit der Bayerischen Eisenbahngesellschaft mbH (BEG) nicht gefordert ist. Dazu gibt es automatisierteAnsagen, die unsere Triebfahrzeugführer bedienen. Wir bitten um Entschuldigung, dass die Durchsagen im genannten Fall nicht geklappt haben.
Unser grundsätzliches Vorgehen bei kurzfristigen Störungen oder ge- planten Baumaßnahmen im Bereich der Flughafenlinien möchten wir nachfolgend darstellen:
Bei kurzfristigen Störungen oder Sperrungen, wenn z.B. die Strecke zum Flughafen wegen eines Unfalls an einem Bahnübergang gesperrt ist, richtet die Leitstelle der S-Bahn München schnellstmöglich Busnotverkehr ein. Unsere Leitstelle bestellt in solch einem Fall direkt bei der Leitstelle unseres Busdienstleisters alle kurzfristig verfügbaren Busse. Sollten zu wenige Busse vorhanden sein, greift die Leitstelle der S-Bahn München direkt auf die Taxizentrale zurück und bestellt alle verfügbaren Großraumtaxen und Taxen zur Störungsstelle. Bei mehreren gleichzeitigen Störungen werden die Flughafenlinien prioritär mit Bussen und Taxen bedient. Unsere Triebfahrzeugführer stellen die Kundeninformation in den Zügen sicher. So schnell wie möglich werden die Informationen zur Störung und alternative Fahrtmöglichkeiten auf unserer Homepage, in der Fahrplanauskunft und in der Live-Map der München Navigator-App sowie in der Streckenagenten-App dargestellt.
Zudem werden wir ab Ende 2019 auch in unseren modernisierten Zügen über die Fahrgastmonitore aktuelle Informationen zu alternativen Fahrtmöglichkeiten bei Störungen anzeigen können.
Bei bekannten Baumaßnahmen planen wir weit im Vorfeld den Schienenersatzverkehr. Die Anzahl der benötigten Busse wird anhand der Fahrgastzahlen abgeleitet und bestellt. Rechtzeitig vor dem Start der Schienenersatzmaßnahme unterrichten wir unsere Fahrgäste durch Aushänge an den Stationen, in der Fahrplanauskunft, auf der S-Bahn-Internetseite, in den Apps sowie bei größeren Maßnahmen auch über die Presse und über die Fahrgastinformationsanlagen an den Stationen der S-Bahn über unser Ersatzangebot.
Auch hier haben Maßnahmen auf der S8 oder S1 zum Flughafen immer eine hohe Priorität, da wir um die Bedeutung dieser wichtigen Verbindung natürlich wissen. So haben wir im letzten Jahr in den Sommerferien bei der sechswöchigen Sperrung im Bereich der S1 das größte Schienenersatzverkehrskonzept der letzten Jahre durchgeführt, um den Flughafen mit zusätzlichen Zügen über die S8 und vielen Expressbussen in dieser Zeitweiterhin zuverlässig anzubinden. Dabei wurden an den Umsteigebahnhöfen zusätzlich Reisendenlenker eingesetzt.
Ebenfalls bei den in 2019 anstehenden Baumaßnahmen werden wir eine große Sorgfalt bei der Planung der Ersatzmaßnahmen wie auch bei der Kundeninformation an den Tag legen.“
Die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG) teilte darüber hin- aus Folgendes mit:
„Die Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH (BEG) plant, finanziert und kontrolliert den Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Bayern.
In dieser Funktion ist sie sehr daran interessiert, dass die Leistungen der von ihr beauftragten Verkehrsunternehmen keinen Anlass für Beanstandungen geben. Insofern ist die BEG stets dankbar für konkrete Hinweise auf Störungen und Unregelmäßigkeiten, denen sie im Rahmen ihres Qualitätsmanagements nachgeht.
Auch für die BEG sind die beschriebenen Einschränkungen im Betrieb der S-Bahn München, deren Ursachen zu einem großen Teil infrastrukturbedingt sind, ebenso inakzeptabel wie die unzureichende Fahrgastinformation der S-Bahn München an Stationen und im Web bei Abweichungen vom Fahrplan.
Die BEG setzt sich kontinuierlich im Sinne der Fahrgäste für eine Verbesserung der Qualität der S-Bahn München ein. So sollen im Rahmen der Modernisierung der Fahrzeuge vom Typ ET 423 die Deckengondeln bis zum Ende des Jahres 2019 mit Echtzeitinformationen zum Fahrplan ergänzt werden. Im Störungsfall sollen auf den Deckengondeln Störungshinweise zur jeweiligen Linie gegeben werden und sogenannte Störungskarten eingeblendet werden, aus denen hervorgeht, welcher Streckenbereich und welche Linien von der Störung betroffen sind. Außerdem sollen den Fahrgästen über die Deckengondeln alternativen Fahrtmöglichkeiten kommuniziert werden.
Für diejenigen Stationen, für die das Personal bisher viele manuelle Eingriffe tätigen muss, um die Anzeiger und Ansagen mit Informationen zu versorgen, sollen bis Ende 2019 automatisierte Prozesse zur Echtzeitdatenversorgung zur Verbesserung der Informationsversorgung eingesetzt werden. Insbesondere im Störungsfall sollen damit ‚Überlastungserscheinungen‘ beseitigt werden und genauere Störungsprognosen für die Fahrgästeumgesetzt werden. Im Großstörungsfall soll außerdem die sog. Positivkommunikation an den Stationen der Stammstrecke zum Einsatz kommen. Statt der Anzeige von Fahrtausfällen sollen nur noch die Fahrten kommuniziert werden, die auch tatsächlich während der Störung verkehren.
Der Freistaat Bayern finanziert die Ausrüstung von 61 S-Bahn-Stationen mit dynamischen Fahrgast-Informationsanlagen. Die Nordäste der S1 und S8 in Richtung Flughafen profitieren an folgenden Stationen davon: München-Englschalking, Hallbergmoos (Inbetriebnahme in 08/2018 erfolgt) München-Neuaubing, und Pulling (Inbetriebnahme für Q4/2019 geplant). Echtzeitinformationen der S-Bahn München werden bereits in den Apps der Deutschen Bahn (DB Navigator bzw. S-Bahn München Navigator), des MVV und der BEG dargestellt. Die sogenannte ‚LiveMap‘ zur S-Bahn München, die derzeit in einer Beta-Phase im S-Bahn München Navigator erprobt wird, stellt die tatsächlichen Positionen der S-Bahn-Fahrzeuge im S-Bahn-Netz dar, womit besonders im Störfall die Orientierung für die Fahrgäste erleichtert wird. Gleichzeitig werden die Störfallinformationen des Streckenagenten in der ‚LiveMap‘ für alle Linien dargestellt.“
Ich bitte Sie, von den vorstehenden Ausführungen der BEG und der DB Regio AG Kenntnis zu nehmen und hoffe, dass Ihr Antrag zufriedenstellend beantwortet ist und als erledigt gelten darf.