Am kommenden Wochenende werden folgende Erinnerungszeichen für Opfer des NS-Regimes überreicht:
Am Samstag, 26. Januar, werden drei Erinnerungszeichen an Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regimes an die Öffentlichkeit übergeben. Die Erinnerung an Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer aus dem kommunistischen Umfeld beziehungsweise an diejenigen, die Kontakte auch zur kommunistischen Widerstandsbewegung pflegten, war in der Bundesrepublik über Jahrzehnte eher marginal. Mit den Erinnerungszeichen für Emma und Hans Hutzelmann in der Margaretenstraße 18 wird eines Ehepaars gedacht, das sich nicht nur gegen das Regime wandte, sondern der unter elenden Bedingungen lebenden sowjetischen Kriegsgefangenen annahm. Joseph Zott hingegen gehörte dem monarchistischen Widerstand an, knüpfte aber auch Kontakte zum kommunistischen Milieu. Für ihn wird ein Erinnerungszeichen in der Geroltstraße 24 übegeben.
Zum Hintergrund:
Emma Hutzelmann (geborene Holleis) wurde am 17. November 1900 in Rosenheim geboren. Später zog die Familie nach München. Sie absolvierte eine Ausbildung als Buchhalterin. Johann (Hans) Hutzelmann wurde am 29. Mai 1906 in München geboren und erlernte den Beruf des Maschinenbauers. Sie heirateten 1937 und hatten einen Sohn. Beide traten 1928 in die Christlich-Soziale Partei und 1929 in die Rote Hilfe ein. Schon seit 1934 hatte das Paar Kontakte zu dem Kommunisten Karl Zimmet geknüpft, aber erst ab 1943 schlossen sie sich mit ihm und weiteren Mitgliedern zur Gruppe „Antinazistische Deutsche Volksfront“ zusammen und bauten Verbindungen zu sowjetischen Kriegsgefangenen auf. Am 6. Januar 1944 verhaftete die Gestapo alle Mitglieder der Widerstandsgruppe, auch das Ehepaar Hutzelmann. Emma gelang es, am 31. Juli 1944 aus dem Gefängnis München-Stadelheim zu fliehen. Sie wurde in ihrem Versteck bei einem Bombenangriff am 27. November 1944 getötet. Hans Hutzelmann wurde vom Volksgerichtshof Berlin wegen Hochverrats und „Feindbegünstigung“ im Dezember 1944 zum Tode verurteilt und am 15. Januar 1945 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.
Joseph Zott, geboren am 16. März 1901 in einer katholischen Münchner Arbeiterfamilie, erlernte das Schreinerhandwerk und war seit 1925 als Arbeiter bei der Stadt München tätig, seit 1927 als Bauaufseher. Er war verheiratet und hatte keine Kinder. Seit 1932 war Zott Mitglied der Bayerischen Volkspartei und deren Wehrorganisation „Bayernwacht“. Durch Kontakte zu Gesinnungsfreunden lernte er die überzeugte Monarchistin des 1934 aufgelösten Bayerischen Heimat- und Königsbunds, Freiin von Stengel, und das ehemalige BVP- und Bayernwachtmitglied Heinrich Weiss, kennen. Beide wollten einen Kreis von heimat- und königstreuen Gleichgesinnten zum Gedankenaustausch aufbauen. Zott suchte auch den Kontakt zur Arbeiterbewegung. Er gehörte der Widerstandsgruppe um Dr. Adolf von Harnier an. Josef Zott wurde am 4. August 1939 von der Gestapo verhaftet. Die Verhandlung gegen Josef Zott fand im Oktober 1944 vor dem Volksgerichtshof in Berlin statt. Er wurde wegen Vorbereitung zum „Hochverrat“ zum Tode verurteilt und im Zuchthaus Brandenburg-Görden am 15. Januar 1945 hingerichtet.
Anlässlich des Holocaust-Gedenktages am Sonntag, 27. Januar, werden Erinnerungszeichen für das jüdische Ehepaar Sylvia Klar und Dr. Max Klar an die Öffentlichkeit übergeben. Rund 5.000 Münchner Jüdinnen und Juden verloren in der NS-Zeit ihr Leben. Die Nationalsozialisten boykottierten ihre Firmen, verdrängten sie aus ihren Berufen und stempelten sie mit den Nürnberger Rassengesetzen aus dem Jahr 1935 zu Staatsbürgern zweiter Klasse. Vielen Juden gelang es nach 1939 nicht mehr auszuwandern. Ihres Eigentums beraubt, entrechtet und mit dem gelben Judenstern gekennzeichnet, erfolgte schließlich ihre Deportation in den Tod.
Zum Hintergrund:
Max Klar wurde am 20. Dezember 1875 in Weimar geboren. Nach dem Abitur studierte er Medizin an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg, wo er 1900 promovierte. Sylvia Klar kam am 26. März 1885 in München als Tochter von Dr. Arnold und Ida Adlerstein zur Welt. Sylvia Adlerstein und Dr. Max Klar heirateten am 23. Juli 1910. Von 1931 an lebten sie in der Juta- straße 24. Max und Sylvia Klar standen der SPD nahe, mit dem Politiker und späteren bayerischen Ministerpräsident Wilhelm Hoegner waren sie befreundet. Vor seiner Flucht nach Tirol verbarg er sich in ihrer Wohnung. Am Morgen des 11. Juli 1933 fuhr Sylvia Klar ihn und zwei seiner Freunde in die Nähe von Mittenwald, von wo er über die Grenze entkommen konnte. Am 10. November 1938 wurde der an Diabetes leidende Max Klar verhaftet und ins KZ Dachau verschleppt, wo er am 30. November 1938 aufgrund fehlender Medikamente qualvoll starb. Am 1. Dezember 1939 verhaftete die Gestapo Sylvia Klar „wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz“ und verschleppte sie zwei Monate später in das Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück. Ende Mai/Anfang Juni 1942 wurde sie Rahmen der „Euthanasie“-Aktion „14f13“ in die Tötungsanstalt Bernburg deportiert und ermordet.
Einzelheiten sind unter www.muenchen.de/Erinnerungszeichen abrufbar. (Siehe auch unter Terminhinweise)