Mit einem neuen Ansatz will das Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU) den Schutz vor weiblicher Genitalverstümmlung (female genital mutilation, kurz FGM) voranbringen.
„Weibliche Genitalverstümmlung ist eine Menschenrechtsverletzung, die bei uns als Straftat geahndet wird. Leider kommt dies auch bei uns in München vor“, sagt Stephanie Jacobs, Referentin für Gesundheit und Umwelt. „Neben der medizinischen Versorgung und der psychosozialen Betreuung von Frauen, die von Genitalverstümmlung betroffen sind, müssen wir alles dafür tun, diese furchtbare Gewalt gegen Frauen zu verhindern.“ Um Mädchen und Frauen zu schützen, die aus Ländern kommen, in denen noch die weibliche Beschneidung praktiziert wird, hat sich die Sensibilisierung und Aufklärung auf Community-Ebene als vielversprechend gezeigt. Zwei bereits in Europa erprobte Modelle sollen nun weiterentwickelt und nach München geholt werden.
Die Anzahl der Mädchen und Frauen aus diesen Ländern in München ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Im Dezember 2018 waren mehr als 11.500 Mädchen und Frauen aus diesen Ländern in München gemeldet. Dem RGU liegen jedoch keine Zahlen vor, wie viele dieser Frauen und Mädchen tatsächlich von FGM bedroht oder betroffen sind.
Gemeinsam mit dem Sozialreferat wird das RGU ein Community-Projekt zur Prävention von FGM, in Anlehnung an die beiden europäischen Projekte REPLACE und CHANCE, entwickeln. In diesem Projekt werden Schlüsselpersonen aus Communities der Länder, in denen FGM praktiziert wird, angesprochen. Schlüsselpersonen sind Menschen, die in ihrer Community hohes Vertrauen und Ansehen genießen. Vereinfacht gesagt, sollen diese Personen dafür gewonnen werden, sich in ihrer Community für Prävention von FGM einzusetzen. Für diese Tätigkeit werden die Schlüsselpersonen geschult und fachlich begleitet. Die Schulung umfasst Themen wie medizinisch und psychosomatische Auswirkungen von FGM, Sexualität und Verhütung, Kultur und Religion, deutsche Rechtsgrundlagen oder das Vorgehen bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung.
Das Projekt ist für vier Jahre finanziert, wird wissenschaftlich begleitet und zunächst in drei Communities durchgeführt.