Das Münchner Filmmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, hat in den kommenden Wochen gleich zwei filmische Highlights in seinem Programm:
- Nachdem das Filmmuseum der Münchner Lichtspielkunst „Emelka“ im Januar und Februar eine Retrospektive gewidmet hat, zeigt es nun von Dienstag, 9., bis Sonntag, 14. April, fünf Autorenfilme, die ihre Rechtsnachfolgerin, die Bavaria Film, produziert hat. Sie begeht in diesem Jahr ihr 100. Jubiläum. Alle Vorstellungen beginnen um 21 Uhr. Zwischen Ende der 1960er und Mitte der 1980er Jahre produzierte die Bavaria – häufig in Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender WDR – innovative Autorenfilme, die sich neu mit deutscher Heimat und deutscher Geschichte auseinandersetzen. Vom Klischee des konventionellen Heimatfilms der 1950er Jahre heben sich diese Produktionen des Neuen Deutschen Films deutlich ab.
In „Al Capone im deutschen Wald“ (Dienstag, 9. April) von Franz Peter Wirth ist Rainer Werner Fassbinder in seiner ersten größeren Filmrolle zu sehen. Als „Heini“ ist er Teil der Bande, die nach Feierabend raubend und brandschatzend durch die Dörfer zieht. „Mathias Kneissl“(Mittwoch, 10. April) von Reinhard Hauff schildert das Schicksal der historischen Figur, die 1902 in München mit 27 Jahren hingerichtet wurde. Auch „Jaider, der einsame Jäger“ (Freitag, 12. April) von Volker Vogeler hat einen aus Not zum Wilderer gewordenen Einzelkämpfer zum Helden. Gottfried John spielt darin den wortkargen Jaider, der 1871 aus dem Krieg ins heimische Bayern zurückkehrt, keine Arbeit mehr findet und einen Privatkrieg gegen einen sadistischen Jagdaufseher anzettelt. „Bolwieser“ (Samstag, 13. April) ist Fassbinders filmische Adaption des Romans von Oskar Maria Graf über einen verblendeten Ehemann, der von seiner Frau betrogen und zugrunde gerichtet wird. Tankred Dorst inszeniert in „Eisenhans“ (Sonntag, 14. April) im trostlosen deutsch-deutschen Grenzgebiet eine Vater-Tochter-Inzestgeschichte in Schwarzweiß.
- Konrad Wolf (1925 bis 1982) war einer der wichtigsten Regisseure der DEFA. Mit Filmen wie „Sterne“, „Der geteilte Himmel“, „Ich war neunzehn“ und „Solo Sunny“, die die deutsche Vergangenheit und Gegenwart auf die Leinwand bringen, wurde er nicht nur national, sondern auch international anerkannt. Von Dienstag, 9. April, bis zum 25. Juni zeigt das Filmmuseum elf seiner wichtigsten Spielfilme sowie zwei Dokumentarfilme über ihn. Alle Vorstellungen beginnen um 18.30 Uhr. 1934 emigrierte Konrad Wolf als Achtjähriger mit seiner Familie von Baden-Württemberg nach Moskau, als 19-Jähriger wurde er Soldat der Roten Armee. Im Februar 1952 nahm Konrad Wolf die Staatsbürgerschaft der DDR an und wurde im selben Jahr Mitglied der SED. Nach dem Studium wurde er zum Mitglied des Künstlerischen Rates beim DEFA-Studio für Spielfilme berufen. Seine fragende, filmische Sicht auf Deutschland ist deutlich von seiner eigenen Geschichte geprägt, wobei er sich seine kommunistischen Ideale bewahrt hat.
1956 hatte sein Film „Genesung“ (Dienstag, 9. April) Premiere, der von einem Mann erzählt, der sich nach dem Zweiten Weltkrieg als Arzt ausgibt, aber keiner ist. Auch in seinem dritten Film „Lissy“ (Dienstag,16. April) versucht er sich an der schwierigen Aufgabe, die Psyche deutscher Kleinbürger zu erkunden, die zu Mitläufern und Handlangern Hitlers wurden. Nach dem Roman von Christa Wolf beschäftigt sich der Film „Der geteilte Himmel“ (Dienstag, 7. Mai) mit den Konsequenzen der deutschen Teilung. Auch für ein junges Paar bedeutet es die Trennung, denn der Mann geht in den Westen, die Frau kehrt in die DDR zurück. Inhaltlich sorgte der stilistisch herausragende Film in der DDR für Zündstoff, da er Themen wie Republikflucht und Dogmatismus auf die Leinwand brachte.
Weitere Informationen zu den Filmen beider Reihen finden sich im Internet unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film.
Der Eintritt kostet jeweils 4 Euro, 3 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Aufschlag bei Überlänge. Karten können vorbestellt werden unter Telefon 233-9 64 50.