Die Landeshauptstadt München fördert und unterstützt Münchens Filmszene und vergibt jährlich Preise an den Regie-Nachwuchs für künstlerisch herausragende Projekte. Die mit jeweils 6.000 Euro dotierten drei Starter-Filmpreise 2020 gehen an Anna Roller für „Die letzten Kinder im Paradies“, an Berthold Wahjudi für „Summer Hit“ und an Mariko Minoguchi für „Mein Ende. Dein Anfang.“ Der Starter-Filmpreis/Produktion 2020, gestiftet von ARRI Media, als geldwerte Leistung in Höhe von 6.000 Euro für die Postproduktion eines künftigen Films geht an Narges Kalhor für „In the name of Scheherazade oder der erste Biergarten in Teheran“. Über die Vergabe hat der Feriensenat des Stadtrats nun in seiner Sitzung auf Empfehlung einer Jury beschlossen.
Auszüge aus den Jurybegründungen: Mariko Minoguchi: „Mein Ende. Dein Anfang“.
„Das Langfilmdebüt der Münchner Drehbuchautorin und Regisseurin Mariko Minoguchi ist ein raffiniert konzipiertes und bravourös inszeniertes Kinodrama über verschiedene Lebenswege, die sich allesamt in einem verhängnisvollen Moment kreuzen. Dabei überzeugt die Autodidaktin nicht nur mit verblüffender Souveränität in puncto Dramaturgie, Figurenzeichnung und Schauspielführung, sondern überrascht auch immer wieder mit bezaubernden Einfällen. Liebe und Tod, Schuld und Vergebung, Trauer und Hoffnung, Zufall und Schicksal: Mutig wagt sich Mariko Minoguchi an große Themen. Nach ihrem Film verlässt man den Saal zutiefst berührt und beglückt – und voller Zuversicht, dass man von dieser fabelhaften Filmemacherin noch viel Großes erwarten darf.“
Anna Roller: „Die letzten Kinder im Paradies“
„‚Die letzten Kinder im Paradies‘ von Anna Roller handelt von nicht weniger als der Transformation allen Lebens, von Tod und Geburt, vom Verlust der Kindheit und den Versuchungen und Höllen des Erwachsenwerdens. In einer zeitlosen Welt im Wald verortet, ist der Film ein handwerklich meisterhafter Mix aus Märchen, Genre-Film und Coming-of-Age-Drama. Anna Roller zeigt in ihrer Regiearbeit einmal mehr, dass sie versteht, alle filmischen Gestaltungsmittel in eindringlicher Genauigkeit auszuschöpfen. Die Kunst der Filmregie wurde kongenial eingefangen von Felix Pflieger, der für seine Arbeit an diesem Film bereits mit dem Deutschen Kamerapreis in der Kategorie Nachwuchs ausgezeichnet wurde. Die Jury ist beeindruckt von dieser starken Leistung und wünscht Anna Roller, dass sie auf ihrem kommenden kreativen Weg in den ersten Lang-Film ihre Experimentierfreude am Kino als Kunstform behält.“
Berthold Wahjudi: „Summer Hit“
„Eine lässige Rom-Com ist schon schwer genug. Eine Rom-Com, die München zu einem erotisch flirrenden dritten Protagonisten um einen Flirt herum aufbaut, dann aber richtig überraschend. Regisseur Berthold Wahjudi und seinen Produzenten von Gute Zeit Film, denen präzises Gespür für Orte so wichtig ist, ist beides gelungen, indem Wahjudi zwei Studierende in einer On-Off-Beziehung in einem Auslandssemester in München zeigt, in einer Stadt, die ihr Gesicht in der letzten Dekade internationalisiert hat. Wie hier studentisches Leben inszeniert wird, ist aufsehenerregend, weil so wunderbar nebenbei, an der Pointe vorbei und mitten hinein ins Leben inszeniert. Und immer dabei ein Sommerhit, der titelgebende ‚Summer Hit‘ der nervtötend aus Radios oder Wlan Boxen scheppert, und der doch der Grundton eines unvergesslichen Erlebnisses ist. Der Film macht Lust auf mehr − vom Leben, vom Reisen, vom Miteinander, von München, von Berthold Wahjudi.“
Narges Kalhor: „In the name of Scheherazade oder der erste Biergarten
in Teheran“
„Narges Kalhor erzählt uns Geschichten. Wie sie gegen Schnupfen und ihren Redakteur kämpft und von Scheherazade, der ersten großen weiblichen Erzählerin. Sie erzählt uns auch vom ersten bayerischen Biergarten, der angeblich in Teheran entstehen soll.
So vielfältig wie ihre Geschichten sind auch die Erzählformen. Dokumentarisch – wie Bilder von Ermordeten, und Bilder, die während ihres Filmstudiums in Teheran entstanden sind. Spielerisch: sie lässt eine Jahrmarktsängerin auftreten, als Scherenschnitt oder Animation. Akustisch immer fordernd und mit den unterschiedlichsten Musiken. Der Film besticht durch seine kreative Vielfalt. ‚In the name of Scheherazade oder der erste Biergarten von Teheran‘ ist ein sehr aktueller Film über die Suche nach Identität in der bayerisch-internationalen Landeshauptstadt München‘.“ Der Jury gehörten an: Christoph Gröner (Filmfest München), Katharina Köster (Regisseurin), Nicole Leykauf (Produzentin), Noni Lickleder (Goethe-Institut/Film), Alex Schaad (Preisträger Starter-Filmpreis/Produktion 2019), Marco Schmidt (Filmkritiker) und aus dem Stadtrat Marion Lüttig und Thomas Niederbühl (beide Fraktion Die Grünen − Rosa Liste), Ulrike Grimm (CSU-Fraktion), Lars Mentrup (SPD/Volt−Fraktion) und Hans-Peter Mehling (Fraktion ÖDP/FW).
Unter www.muenchen.de/kulturfoerderung unter „Preise“ sind Informationen und ausführliche Jurybegründungen abrufbar.