Angesichts der Situation der Flüchtlinge aus dem ehemaligen Lager Moria auf Lesbos hat die Stadt München gemeinsam mit Bellevue di Monaco die europäischen Regierungen aufgefordert, sichere Wege nach Europa und verlässliche Perspektiven für Geflüchtete zu schaffen. Bürgermeisterin Verena Dietl: „Die Zustände in Moria waren schon vor dem Brand verheerend. Nun ist die Lage nochmal dramatischer. Wir brauchen schnellstmöglich ein humanitäres Aufnahmeprogramm für aus Seenot gerettete Geflüchtete. Und wir brauchen erheblich höhere Aufnahmequoten im Rahmen des Resettlements. Diese Menschen in Lager zu stecken und dort dann mehr oder weniger ihrem Schicksal zu überlassen, ist unmenschlich und einer Europäischen Union, die sich Menschenrechte und Humanität auf die Fahnen schreibt, unwürdig. München ist, wie andere Kommunen in Deutschland und Europa, bereit, Flüchtlinge aufzunehmen, soweit es die Kapazitäten zulassen. Als Weltstadt mit Herz ist es unsere humanitäre Verpflichtung, dass wir diesen Menschen helfen.“ Stephan Dünnwald, Bellevue di Monaco: „Ich freue mich, dass die Stadt München bereit ist, Flüchtlinge aufzunehmen. Damit beweist sie Vorbildcharakter, der hoffentlich auf andere Kommunen ausstrahlt.“ Die Landeshauptstadt München ist Mitglied der Initiative Solidarity Cities. Unter dem Dach des Europäischen Städteverbunds Eurocities haben sich zahlreiche Städte der Solidarity Cities Initiative angeschlossen, darunter Athen, Barcelona, Berlin, Brüssel, Leipzig, Manchester, Nikosia, Turin, Wien und Warschau. Die Initiative soll auch die Linie der EU stärken, das Thema der Flüchtlingsbewegung als europäisches Thema gemeinsam zu lösen, unter anderem durch eine Verteilung der Geflüchteten auf alle Staaten. Ebenso hat sich die Landeshauptstadt München − wie inzwischen bundesweit 174 andere Städte und Gemeinden − offiziell zu einem Sicheren Hafen deklariert und ist dem Bündnis von aktuell 64 Städten und Landkreisen „Städte Sicherer Häfen“ beigetreten.
Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Wir brauchen dauerhafte Lösungen und Perspektiven für geflüchtete Menschen, für die langfristig weder eine Rückkehr in ihr Herkunftsland noch eine Integration im Erstaufnahmeland möglich ist, insbesondere für Familien mit Kindern und unbegleitete Minderjährige. Wir sehen das zum Beispiel bei uns im Young Refugee Center, wo unbegleitete Minderjährige als erstes untergebracht werden − für medizinische Untersuchungen, Alterseinschätzung, Registrierung und dann Vermittlung in eine stationäre Jugendhilfeeinrichtung. Viele unbegleitete Minderjährige waren über lange Zeit alleine auf der Flucht und dabei der Willkür von Erwachsenen ausgesetzt. Oft wirken 12- oder 13-jährige Kinder in ihrem Verhalten wie Erwachsene und müssen erst wieder lernen ‚Kind sein zu dürfen‘. Sie sind in der Regel traumatisiert. Oft sind sie mit der neuen Situation überfordert und brauchen viel Unterstützung, um hier ‚ankommen‘ zu können.“
Till Hofmann, Bellevue di Monaco: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Geflüchtete schnell auf eigenen Beinen stehen, wenn sie Kontakt zu Einheimischen bekommen. Bei einer dezentralen Unterbringung wie unserer ist Austausch und Hilfe möglich. Die Geflüchteten organisieren sich dann schnell, sind selbstständig und sehr dynamisch in punkto Ausbildung und Beruf. Unsere Erfahrungen sind absolut positiv.“