Münchens Luft wurde 2019 wieder etwas besser. An 33 von 44 Standorten des städtischen ergänzenden NO2-Messnetzes wurde 2019 der gesetzliche Jahresgrenzwert von 40 µg/m3 eingehalten. An den anderen Standorten an verkehrsreichen Stellen ging der Stickstoffdioxid-Wert ebenfalls zurück. Verbesserungsmaßnahmen sind im Luftreinhalteplan der Regierung von Oberbayern bereits ergriffen beziehungsweise werden zusätzlich von der Landeshauptstadt entwickelt. Die gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub werden seit 2012 eingehalten.
Das Landesamt für Umwelt prognostiziert die Einhaltung des NO2-Grenzwert im Jahr 2020 bereits an 98,8 Prozent des Straßennetzes; bis 2023 wird auch auf den verbleibenden 6,1 Kilometer Streckenabschnitten die Einhaltung prognostiziert, mit Ausnahme eines Abschnitts an der Landshuter Allee, wo die Einhaltung bis 2026 angenommen wird.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Unsere zusätzlichen NO2-Messungen geben uns Klarheit über die tatsächliche Luftsituation und ich freue mich, dass die Luft etwas besser geworden ist. Das zeigt, dass die ergriffenen Maßnahmen wirken, aber an einzelnen Stellen immer noch Verbesserungsbedarf besteht. Wir müssen deshalb unseren Weg konsequent fortführen.“ Gesundheits- und Umweltreferentin Stephanie Jacobs: „Dort, wo sich die Menschen regelmäßig und dauerhaft aufhalten, ist die Luft in München gut, an den stark verkehrsbelasteten Streckenabschnitten wird die Luft kontinuierlich besser. Dies ist eine sehr positive Nachricht für Münchens Bürgerinnen und Bürger. Unsere Messungen belegen, dass unsere vielen Maßnahmen aus dem städtischen Masterplan und dem Luftreinhalteplan des Freistaats Wirkung zeigen. Besonders das ganzheitliche Verkehrsmanagement unseres Masterplans und die vielen gezielten Maßnahmen an den stark verkehrsbelasteten Straßenabschnitten werden weiter dazu führen, dass schnellstmöglich die gesetzlichen NO2-Grenzwerte flächendeckend eingehalten werden.“
NO2-Messwerte 2019
An insgesamt 33 Standorten liegen die NO2-Jahresmittelwerte im Jahr 2019 unterhalb des gesetzlichen Grenzwerts von 40 µg/m3. Insbesondere in den Wohngebieten wird der Grenzwert deutlich unterschritten und die Luft ist dort auf dem Niveau der städtischen Hintergrundbelastung gut. An sechs Standorten liegt der Wert über 40 µg/m3; es wird jedoch der für die Verhältnismäßigkeit von Fahrverboten relevante Schwellwert von 50 µg/ m3 unterschritten.
An drei Standorten liegen die Mittelwerte für das Jahr 2019 zwischen 50 µg/m3 und 60 µg/m3. Es bestätigen sich dabei erneut die hohen Werte an den beiden Standorten am Mittleren Ring (Tegernseer Landstraße 150 und Chiemgaustraße 140). Am Standort Paul-Heyse-Straße 8 ergibt sich ein Mittelwert über das Jahr 2019 von 56 µg/m3.
In der Humboldtstraße 13 liegt der Mittelwert 2019 bei 49 µg/m³. Seit dem zweiten Quartal 2019 sind zwei zusätzliche Messstellen in der Prinzregentenstraße auf Höhe der Hausnummern 74 und 115 installiert. Dort ergibt sich über den Zeitraum von April bis Dezember 2019 ein Mittelwert von 48 beziehungsweise 44 µg/m³; hier ist der relevante Jahresmittelwert abzuwarten.
Die einzelnen Werte der insgesamt nun 44 Standorte können online unter www.muenchen.de/messergebnisse abgerufen werden.
Seit Anfang 2018 laufen an für das Stadtgebiet repräsentativen Standorten ergänzende NO2-Messungen im Auftrag des Referats für Gesundheit und Umwelt. Diese erfolgen, um ergänzend zu den fünf LÜB-Stationen (Lufthygienisches Landesüberwachungssystem Bayern) des Landesamts für Umwelt ein breiteres Bild von der Stickstoffdioxidbelastung im Stadtgebiet zu erhalten. Zum Jahresanfang 2019 wurde das städtische Messnetz in einer Kooperation mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) um 20 weitere Standorte verdoppelt. Das Messnetz umfasst inzwischen 42 Standorte mit starker, mittlerer und leichter Belastungssituation durch den Verkehr. Zudem erfolgen zwei Referenzmessungen an den LÜB-Stationen des Landesamts für Umwelt in der Lothstraße und am Stachus.
Auch an den 5 LÜB-Messstationen des Landesamts für Umwelt (LfU) sind die NO2-Werte 2019 rückläufig. So fiel nach vorläufigen Angaben des LfU der NO2-Jahreswert an der Landshuter Allee von 66 µg/m³ in 2018 auf 63 µg/m³ in 2019, am Stachus von 48 auf 42 µg/m³ in Allach von 24 auf 21 µg/ m³, in Johanneskirchen von 21 auf 19 µg/m³ und in der Lothstraße bestätigte sich der Wert von 27 µg/m³. Auch der gesetzliche 1-Stundengrenzwert für NO2 (200 µg/m³ ) wurde 2019 eingehalten.
Die seit 2012 in München eingehaltenen gesetzlichen Grenzwerte für Feinstaub (PM10) wurden 2019 ebenfalls eingehalten. An der Landshuter Allee lag der Jahresmittelwert bei 24 µg/m³ (gesetzlicher Grenzwert 40 µg/ m³); der Tagesmittelwert von 50 µg/m³ wurde bei 35 erlaubten Überschreitungen im Jahr 2019 16 Mal überschritten.
Luftprognose aus der 7. Fortschreibung des Luftreinhalteplans der Regierung von Oberbayern
In der 7. Fortschreibung des Luftreinhalteplans für das Stadtgebiet München der Regierung von Oberbayern ist eine aktuelle NO2-Immissionsprognose des Landesamts für Umwelt enthalten, wonach der NO2-Grenzwert im Jahr 2020 bereits an 98,8 Prozent des Straßennetzes eingehalten werden kann. Überschreitungen treten nach dieser Prognose noch auf 6,1 Kilometern auf. Bis 2023 wird auch dort die Einhaltung prognostiziert, mit Ausnahme eines Abschnitts an der Landshuter Allee, wo die Einhaltung bis 2026 angenommen wird.
Nachrüstung und Umstellung der Städtischen Flotte an kritischen Streckenabschnitten erfolgt
Als kurzfristige Maßnahmen wurde 2019 unter anderem beschlossen, die städtischen Fahrzeugflotten (MVG-Busse und Müllabfuhr) an den Streckenabschnitten mit gemessenen NO2-Grenzwertüberschreitungen prioritär und gezielt auf emissionsarme Fahrzeuge umzustellen. Die Hardware-Nachrüstungen der MVG-Busse verlaufen noch schneller als ursprünglich veranschlagt, sodass Ende 2020 alle Busse auf Euro VI-Niveau laufen werden. Der Einsatz nachgerüsteter beziehungsweise neuester Busse auf den Strecken mit 2018 gemessenen NO2-Grenzwertüberschreitungen ist erfolgt. Auch der Abfallwirtschaftsbetrieb (AWM) hat ab Mitte Februar 35 neue Lkw mit EURO VId-Norm an den hoch belasteten Stellen in München im Einsatz und ersetzt damit die älteren Fahrzeuge mit schlechten Abgaswerten.
Maßnahmen an den Standorten mit Messwerten über dem Jahresgrenzwert
An den nachfolgend aufgeführten neun Standorten wurde 2019 ein Wert über dem gesetzlichen Jahresmittel von 40 µg/m³ gemessen. Die Werte gehen an allen Standorten zurück, zusätzliche Maßnahmen sind bereits eingeleitet oder noch notwendig.
Tegernseer Landstraße 150 (Nr. 7; 2018: 57 µg/m³, 2019: 55 µg/m³) und Chiemgaustraße 140 (Nr. 8; 2018: 58 µg/m³, 2019: 53 µg/m³): Beide Standorte befinden sich auf dem Mittleren Ring, dem in der 7. Fortschreibung des Luftreinhalteplans eine überörtliche Verkehrsfunktion zugesprochen wurde und somit kein Fahrverbot für zulässig abgewogen wurde. Die breite Palette der allgemeinen Maßnahmen des Luftreinhalteplans zur Reduzierung der Fahrzeugemissionen haben hier ihre Wirkung, zudem ist mit LRP7-113 die Übertragung der Erkenntnisse aus der umweltsensitiven Verkehrssteuerung in der Prinzregentenstraße (LRP7-112) vorgesehen.
Frauenstraße 16/18 (Nr. 14; 2018: 49 µg/m³, 2019: 46 µg/m³) Mit Beschlussfassung zum Altstadt-Radlring in der Vollversammlung des Stadtrats am 18.12.2019 (Sitzungsvorlage 14-20 / V 15585) wurde die Neuaufteilung des Straßenraums in der Frauenstraße im Sinne der Maßnahme LRP7-115 beschlossen. Um sicherzustellen, dass der Eingriff in diese zentrale Verkehrsachse ohne Verschlechterung der lufthygienischen Situation im großräumigeren Umfeld erfolgen kann, wird im nächsten Schritt eine verkehrstechnische Untersuchung für das umliegende Straßennetz der Frauenstraße erstellt.
Steinsdorfstraße 15 (Nr. 16; 2018: 44 µg/m³, 2019: 41 µg/m³) In der Steinsdorfstraße wird sich durch den Umbau der Ludwigsbrücke eine neue Verkehrssituation ergeben. Der Messstandort wird im Laufe der kommenden beiden Jahre stark von Baustellenverkehr und Baustellenemissionen der Großbaustelle Ludwigsbrücke beeinflusst werden, sodass hier keine aussagekräftigen Messungen möglich sind. Die Messungen wurden daher zum 1.1.2020 ausgesetzt.
Prinzregentenstraße 74 (Nr. 43; 2018: -, 2019: vorläufiger Wert nach 3 Quartalen: 48 µg/m³)
Prinzregentenstraße 115 (Nr. 44; 2018: -, 2019: vorläufiger Wert nach 3 Quartalen: 44 µg/m³)
Die Vorbereitungen zur Maßnahme LRP7-112 „Intelligente Verkehrssteuerung: Verbesserung des Verkehrsflusses in der Prinzregentenstraße durch Anpassung der Lichtsignalanlagen“ befinden sich im Zeitplan. Zudem wird die Ausweitung des Parklizenzgebietes im Umfeld der Prinzregentenstraße aktuell geprüft. Die Buslinie 100 mit Verlauf durch die Prinzregentenstraße wird derzeit bereits mit sechs E-Bussen bedient.
Tegernseer Landstraße 19 (Nr. 27; 2018: -, 2019: 46 µg/m³) Im Bereich der nördlichen Tegernseer Landstraße sind im Zuge der geplanten Umgestaltung und Neuaufteilung des Straßenraumes Verbesserungen auch für die Immissionssituation zu erwarten. Aktuell ist dazu eine Stadtratsbefassung in Vorbereitung.
Paul-Heyse-Straße 8 (Nr. 29; 2018: -, 2019: 56 µg/m³) Zur Verbesserung der Luftsituation ist an diesem Standort eine Optimierung des Verkehrsraums notwendig. Dabei ist besonders zu berücksichtigen, dass es sich bei dem Streckenabschnitt in der Paul-Heyse-Straße um einen zentralen und verkehrssensiblen Bereich mit weitestgehenden Auswirkungen auf den Verkehrsfluss im Bahnhofsumfeld handelt. Daher ist ein Verkehrskonzept für die Achsen Donnersbergerbrücke/Hackerbrücke/ Paul-Heyse-Unterführung/Bahnhofsvorplatz/Stachus und Arnulfstraße/ Bayerstraße/ Schwanthalerstraße notwendig. Dabei sind die aktuellen Planungen zur Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes sowie die Planungen zur Busbeschleunigung und zum Radausbau zu berücksichtigen und in ein verkehrsplanerisches Gesamtkonzept „Rund um den Hauptbahnhof“ einzubetten.
Humboldtstraße 13 (Nr. 36; 2018: -, 2019: 49 µg/m³) Eine wesentliche Verbesserung der Luftwerte ist durch eine Verflüssigung des Verkehrs zu erwarten. Aus bundesweiten Erfahrungen geht nicht eindeutig hervor, ob eine Geschwindigkeitsreduzierung auf Tempo 40 oder 30 im Sinne des Immissionsschutzes (Luft und Lärm) die bestmögliche Lösung dafür ist. Vor diesem Hintergrund prüft die Verwaltung derzeit die Durchführung eines zweistufigen Verkehrsversuches mit Tempo 40 und Tempo 30.
Fraunhoferstraße 32 (Nr. 41; 2018: -, 2019: 45 µg/m³) Eine wesentliche Verbesserung der lufthygienischen Situation aus der 2019 vorgenommenen Neuaufteilung des Straßenraums zeichnet sich in den Messwerten nicht ab. Analog zur Situation in der Humboldtstraße prüft die Verwaltung aktuell einen Verkehrsversuch auf Tempo 40 und Tempo 30.
Stachus (Nr. 42; 2018: -, 2019: 44 µg/m³) Im Rahmen der Umsetzung des Altstadt-Radlrings sind hier Umgestaltungen vorgesehen, so dass bereits Planungen erfolgen. Das LfU hat als vorläufigen Jahreswert für die LÜB-Station Stachus für 2019 42 µg/m³ veröffentlicht. Die Abweichung von 2 µg/m³ liegt im Bereich der zulässigen Messungenauigkeit. Unabhängig davon geht das LfU in der Prognose der 7. Fortschreibung des Luftreinhalteplans von einer Einhaltung des Grenzwertes ab dem Jahr 2021 aus.
Landshuter Allee (LÜB-Station; 2018: 66 µg/m³, 2019 63 µg/m³) Zur langfristigen Verbesserung der Luftsituation werden die Planungen zum Bau des Landshuter-Allee-Tunnels weiter vorangetrieben. Zur kurzfristigen Verbesserung vor 2026 ist mit Maßnahme LRP7-116 eine Prüfung einer temporären Immissionsschutzwand an der Landshuter Allee vorgesehen. Auf Basis eines Gutachtens des LfU zu möglichen Varianten und deren lufthygienischer Wirkung wird aktuell von Seiten der Stadtverwaltung eine Umsetzungsprüfung der möglichen Varianten (3 bis10 Meter Höhe) vorgenommen und eine mögliche Realisierung mit dem Freistaat abgestimmt.
Umweltreferentin Stephanie Jacobs: „Die Luft im Stadtgebiet Münchens ist überwiegend gut und an den verbleibenden allesamt stark verkehrsbelasteten Standorten mit Grenzwertüberschreitungen haben wir bereits wichtige Schritte eingeleitet und bringen notwendige Maßnahmen auf den Weg. Ich werde den Stadtrat schnellstmöglich mit den Messwerten 2019 und möglichen zusätzlichen Verbesserungsmaßnahmen insbesondere an den Standorten Paul-Heyse-Straße, Humboldtstraße und Fraunhoferstraße befassen. Denn unser Ziel und Auftrag als Verwaltung ist klar: Wir wollen die gesetzlichen Luftgrenzwerte so schnell als möglich flächendeckend einhalten können.“