Die Quote der überschuldeten Münchnerinnen und Münchner ist mit 8,37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr mit 8,41 Prozent auf etwa gleichem Niveau geblieben. Das zeigt der Schuldneratlas 2019, eine Analyse der Creditreform München zur aktuellen Überschuldung in München, die heute vorgestellt wurde. Im Jahr 2019 waren demnach 110.160 Personen über 18 Jahre überschuldet. Überschuldung liegt bei einem Privathaushalt dann vor, wenn dauerhaft nach Abzug der fixen Lebenshaltungskosten der Rest des gesamten Haushaltseinkommens nicht ausreicht, um die laufenden Raten für eingegangene Verbindlichkeiten zu decken und somit Zahlungsunfähigkeit eintritt.
Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Der Anteil an überschuldeten Menschen ist nicht gestiegen, sondern sogar leicht gesunken. Das ist für mich zunächst einmal ein gutes Signal. Besorgniserregend ist für mich aber, dass trotz stabiler Konjunktur und einer sehr geringen Arbeitslosenquote auch die mittleren Schichten von Überschuldung betroffen sind. Ursache hierfür sind vor allem die Preisexplosion bei den Mieten wie auch die hohen Lebenshaltungskosten in unserer Stadt. Der Schuldneratlas zeigt, dass Wohnen zunehmend zum Überschuldungs- und Armutsrisiko wird. Daher stehen die Schaffung und der Erhalt günstiger Wohnungen sowie die Be- kämpfung der Zweckentfremdung von Wohnraum ganz oben auf unserer Prioritätenliste.“
Die Überschuldungsquote driftet in den Stadtteilen weit auseinander, von Daglfing mit 4,81 Prozent bis hin zu den zentral gelegenen Stadtteilen wie der Altstadt mit 14,89 Prozent. In Stadtbezirken wie Trudering-Riem, Feldmoching-Hasenbergl oder Ramersorf-Perlach mit einem hohen Anteil an Familien mit Kindern und Alleinerziehenden sind die Überschuldungsquoten überdurchschnittlich hoch, ebenso in Stadtteilen mit einer hohen Zahl an Einpersonenhaushalten, wie der Altstadt oder der Ludwigvorstadt. Schiwy: „Auch die Zunahme der Altersüberschuldung ist bedrückend und bedarf besonderer Gegenmaßnahmen. Der Stadtrat hat hierzu beispielsweise Ende letzten Jahres ein ganzes Bündel von Projekten beschlossen. Hierzu gehören zum Beispiel kostenfreie Mittagstische in den Alten- und Service-Zentren für bedürftige alte Menschen. Die Stadt München zahlt im SGB XII einen um 21 Euro erhöhten Regelsatz aufgrund der höheren regionalen Lebenshaltungskosten. Zur wirksamen Bekämpfung von Armut und Überschuldung sind die Kommunen jedoch stark auf die Unterstützung des Bundes und des Landes angewiesen. Daher werden wir uns auf Bundes- ebene unter anderem weiterhin für die Anpassung der Sozialleistungen an die höheren Lebenshaltungskosten in Ballungsräumen einsetzen.“ Von Überschuldung betroffenen Menschen bietet das Sozialreferat qualifizierte und niedrigschwellige Hilfestellung. Die städtische Schuldnerberatung und die vom Sozialreferat geförderten Schuldnerberatungstellen der Münchner Wohlfahrtsverbände bieten pro Jahr 11.000 Ratsuchenden Hilfe und Unterstützung zur Überwindung ihrer Notlage. Die Stadt hat in diese Dienstleistung im Jahr 2018 erneut investiert: Im Rahmen der Delegierung der Finanzierung auf die kreisfreien Städte und Landkreise wurden fünf zusätzliche Vollzeitstellen für Beratungsfachkräfte in allen Beratungsstellen bereitgestellt.