Digitalisierung an Münchner Kultureinrichtungen I: Ist die Online- Sammlung des Lenbachhauses ein Erfolg, der übertragbar ist?
Anfrage Stadtrats-Mitglieder Sabine Bär, Beatrix Burkhardt, Manuel Pretzl, Richard Quaas, Otto Seidl und Walter Zöllner (CSU-Fraktion) vom 19.12.2019
Antwort Kulturreferent Anton Biebl:
Ihrer Anfrage legen Sie folgenden Sachverhalt zugrunde:
„Seit Ende 2018 ist die Sammlung des Lenbachhauses online verfügbar und ermöglicht es interessierten Laien, einen ersten Einblick in die Schwerpunkte der Sammlung zu nehmen und echten Kunstliebhabern die Bestände anhand von Filtern und Zeitstrahlen nach ganz bestimmten Werken zu durchsuchen. Durch diese Art der Kunstvermittlung erscheint es möglich, neue Besucherinnen und Besucher zu gewinnen und bereits gewonnene Bewunderer an das Lenbachhaus zu binden.“
Ihre Anfrage vom 19.12.2019 beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Gibt es schon Zahlen und Statistiken, wie oft und für wie lange die Online-Sammlung genutzt wird?
Antwort:
Seit dem Launch der Sammlung online am 3.12.2018 waren 43.000 Besuche zu verzeichnen. Innerhalb des Angebots wurden 174.000 Seiten aufgerufen. Die durchschnittliche Verweildauer betrug 3 Minuten.
Frage 2:
Ist es möglich, das Konzept der Online-Sammlung auch auf andere städtische kulturelle Einrichtungen zu übertragen?
Antwort:
Zunächst ist das Konzept der Sammlung online naturgemäß nur auf Kultureinrichtungen übertragbar, die einen entsprechenden Bestand an musealen Objekten besitzen. Im Bereich der Landeshauptstadt München sind diese neben der Städtischen Galerie im Lenbachhaus das Münchner Stadtmuseum, das Museum Villa Stuck, das Valentin-Karlstadt-Musäum und das Jüdische Museum München.
Das Kulturreferat möchte die Sammlungsbestände aller fünf Museen online zugänglich machen. Der aktuelle Stand der Planung und Umsetzung:-Städtische Galerie im Lenbachhaus: Launch erfolgte im Dezember 2018
https://www.lenbachhaus.de/entdecken/sammlung-online/
-Stadtmuseum: Launch erfolgte im Dezember 2019
https://sammlungonline.muenchner-stadtmuseum.de/
-Museum Villa Stuck: Launch geplant bis Ende 2020
-Valentin-Karlstadt-Musäum: Launch geplant bis Ende 2020
-Jüdisches Museum: Launch geplant bis Ende 2021
Die Projekte werden unter Leitung des Anforderungsmanagements im Kulturreferat nach agilen Methoden durchgeführt. Dabei übernimmt das aktuelle Projekt die Entwicklungen und Erfahrungen aus den vorherigen und gibt Ergebnisse in die Weiterentwicklung seiner Vorgänger zurück. Auf diese Weise wird ein maximaler Synergieeffekt erzielt und es entstehen technisch ausgereifte und trotzdem kostengünstige Produkte.
So basiert die Sammlung Online des Münchner Stadtmuseums auf den technischen Grundlagen der des Lenbachhauses. Darüber hinaus wurden neue Features implementiert: Mehrere Bilder pro Kunstwerk, Angaben zur Provenienz, Einbindungsmöglichkeiten für Audio und Video sowie eine erweiterte Filterung von Suchergebnissen.
Die Sammlung zeigt derzeit mehr als 1.700 Sammlungsobjekte aus allen Abteilungen und wird, ebenso wie das Angebot des Lenbachhauses, laufend erweitert. Ziel war es, sowohl die aktuellen Arbeits- und Sammlungsschwerpunkte zu dokumentieren als auch die Vielfalt der historischen Bestände in den Fokus zu rücken. Auf diese Weise erhalten die virtuellen Besucherinnen und Besucher einen schnellen Überblick über den vielfältigen Bestand unterschiedlichster Objekte aus den Bereichen Angewandte Kunst, Fotografie, Graphik, Gemälde, Mode, Puppentheater und Schaustellerei, Reklamekunst und Stadtkultur. Wie beim Lenbachhaus verzichtet das Stadtmuseum bei rechtefreien Bildern auf die Vergabe neuer, restriktiver Lizenzen. Die überwiegende Mehrzahl der Bilder kann in hoher Qualität heruntergeladen, geteilt oder weiterbearbeitet werden.
Neben den klassischen Museumsobjekten gibt es auch weiteres digitalisiertes Kulturgut, das bereits heute im Internet zur Verfügung gestellt wird: Die Münchner Philharmoniker bieten auf den gängigen Plattformen wieSpotify und Deezer Konzertaufnahmen zum Streamen an. Die Monacensia digitalisiert im Rahmen des Projektes Monacensia-Digital ihre Bestände und macht sie im Internet zugänglich.
Zwei weitere IT-Projekte im Kulturreferat verfolgen die Digitalisierung und sichere Archivierung verschiedenster Kulturgüter (die Bestände sind hier noch nicht vollständig erfasst) und sollen die technische Vorbedingung für eine digitale Veröffentlichung schaffen. Inwieweit das Konzept der Online-Sammlung auf diese Projekte übertragbar ist, hängt vom jeweiligen Charakter der Bestände ab und kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilt werden.