Am Montag, 13. Januar, 20 Uhr, finden in den Münchner Kammerspielen, Maximilianstraße 26, Kammer 1, eine szenische Lesung und ein Gespräch zu den Münchner Krankenmorden während der NS-Zeit statt. Mindestens 300.000 psychisch kranke Menschen und Menschen mit Behinderungen wurden zwischen 1939 und 1945 von Ärzten und Pflegepersonal in Deutschland und Osteuropa ermordet. Initiiert von Adolf Hitlers „Euthanasie“− Erlass vom 1. September 1939 und zentral von Berlin aus gesteuert, wurden die als „lebensunwert“ eingestuften Erwachsenen und Kinder mit Gas, überdosierten Medikamenten, durch gezieltes Verhungernlassen oder bewusste Vernachlässigung umgebracht. Die erste Verlegung von Patienten in eine Tötungsanstalt fand vor 80 Jahren, am 18. Januar 1940, aus der Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar statt. Über 2.000 Münchnerinnen und Münchner fielen dem Krankenmord zum Opfer. Nach 1945 gerieten diese Verbrechen bald in Vergessenheit, sie wurden verdrängt und geleugnet. Erst nach Jahrzehnten begann die systematische Erforschung der Gewaltverbrechen. Allmählich werden die Opfer in das familiäre und kollektive Gedächtnis zurückgeholt.
Die Lesung aus historischen Dokumenten lässt ein eindrückliches Bild der damaligen Geschehnisse entstehen. Im Anschluss findet ein Gespräch mit dem Psychiater Michael von Cranach und der Historikerin Sibylle von Tiedemann statt.
Es lesen Shirin Lilly Eissa und Samouil Stoyanov unter der dramaturgischen Leitung von Martin Valdés-Stauber. Die Recherchen stammen von Michael von Cranach und Sibylle von Tiedemann.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen, der Gedenkinitiative für die „Euthanasie“-Opfer, dem kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost, der Münchner Volkshochschule und Gegen Vergessen – Für Demokratie e.V. statt. Tickets sind unter www.kammerspiele.deoder 233-96600 erhältlich.