Campusmanager Freiham
Anfrage Stadträtin Beatrix Burkhardt (CSU-Fraktion) vom 30.1.2020
Antwort Stadtschulrätin Beatrix Zurek:
Auf Ihre Anfrage vom 30.1.2020 nehme ich Bezug.
Sie haben Ihrer Anfrage folgenden Text vorausgeschickt:
„Im März 2019 hatte die CSU Stadtratsfraktion einen Antrag zur Einführung eines Campusmanagers für den Schulcampus Freiham gestellt. Dieser wurde jetzt als Brief beantwortet, da es sich um eine laufende Angelegen- heit der Verwaltung handele und demzufolge für die Stadt keine grundsätzliche Angelegenheit sei. Eine Beantwortung als Brief sei ausreichend. Eine Behandlung und Diskussion im Ausschuss erfolgt daher nicht. Die Antworten in dem Schreiben sind allerdings für eine dreivierteljährige Bearbeitungszeit mehr als überschaubar und relativ inhaltslos. Dass es sich um eine staatliche Schule handelt dürfte wohl bekannt sein, auch dass bereits seitens des Staates zusätzliche Anrechnungsstunden für Schulleiter erfolgt sind. Dass die Einrichtung eines Campusmanagers vor Ort hohe Priorität hat ebenfalls, da dies auch in der ,Zukunftskonferenz‘ deutlich artikuliert wurde.
Die Antwort des Referats für Bildung und Sport enthält den Hinweis auf die ohnehin vorgesehene technische Hausverwalter Stellen und eine Leitung.
Es wird auf die Teilnahme an der SchulRaumberatung hingewiesen, welche Rolle die Stadt dabei spielt, bleibt allerdings offen.“
Zu den von Ihnen gestellten Fragen kann ich Ihnen Folgendes mitteilen:
Frage 1:
Welche für einen Schulcampus in dieser Größe notwendigen Stellenzu- schnitte hat die angesprochene Leitung bei den THV?
Antwort:
Die besondere Größe des Schulcampus wurde in der Stellenausstattung im THV-Bereich in erster Linie dahingehend berücksichtigt, dass Personal mit insgesamt 7 VZÄ für den Standort beantragt und genehmigt wurde. Diese Personalausstattung geht im Vergleich mit anderen großen Schulanlagen weit über die Normalausstattung hinaus.
Die THV-Koordination selbst ist gem. § 9 Abs. 2 Dienstordnung für die Technische Hausverwaltung für die Umsetzung der mit der Sachwaltung/ der Koordination der Sachwaltung abgestimmten Aufgaben- und Arbeits-verteilung zuständig. In diesem Zusammenhang übt sie/er eine fachliche und organisatorische Weisungs- und Aufsichtsbefugnis gegenüber den weiteren THV aus.
Frage 2:
Was wird in den SchulRaumberatungen besprochen, welche Rolle spielt hier das RBS?
Antwort:
Der Prozess der SchulRaumberatung wurde durch das RBS initiiert und seither intensiv begleitet. Das RBS nimmt in diesem Rahmen bisher die Rolle der Koordination und Moderation zwischen den einzelnen Schulen, dem Quartier, non-formellen Bildungsorten, Institutionen und Experten ein. Ziel ist es, Chancen für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Es werden Themen wie Sicherheitskonzept, Mensabetrieb, Einrichtung und Ausstattung, Veranstaltungen, Raumnutzung und -konzeption, Schülerinnen- und Schülerbeförderung etc. besprochen, koordiniert und umgesetzt. Ebenso werden von Seiten des RBS die Angebote der Vernetzung und Kooperation aus dem Bildungslokal (momentan Neuaubing) und der Präventionskette Freiham thematisiert, um die staatlichen Schulleitungen mit diesen Angeboten vertraut zu machen und eine Vernetzung der Akteure zu ermöglichen.
Aufgaben und Zielsetzungen dieser Angebote in Freiham sind:
1. BildungsLokal
Als Leitprojekt der Perspektive München ist das BildungsLokal im Rahmen der strategischen Leitlinie „Solidarische und engagierte Stadtgesellschaft“ verankert. Als Teil der RBS-Organisation ist die Aufgabe dieses lokalen Bildungsmanagements die Zusammenarbeit sowie die Stadtteilöffnung und Nachbarschaftsorientierung von Bildungseinrichtungen, insbesondere an den Bildungsübergängen, zu fördern, den fachlichen Austausch und die Beteiligung zu unterstützen, Parallelstrukturen abzubauen, bedarfs- und ressourcenorientiert, nachhaltig wirksame Bildungsprojekte zu initiieren sowie die Bildungsqualität quartiersorientiert – unter Einbezug der Bildungsakteure – weiterzuentwickeln.
Mit dem Grundsatzbeschluss „Einrichtung eines BildungsLokals in Freiham Nord/Allgemeines Wohngebiet 7 (Quartierszentrum)“, Sitzungsvorlage Nr. 14-20/V07343, behandelt am 23.11.2016 im Bildungsausschuss und am 14.12.2016 in der Vollversammlung, hat der Stadtrat der LHM festgelegt, dass in der geografischen Mitte des neuen Stadtteils Freiham ein Bildungs-Lokal zusammen mit Stadtteilbibliothek, Stadtteilkulturzentrum, Gesundheitszentrum sowie einem Kinder-, Familien- und Beratungszentrum errichtet wird, um bildungsförderliche Synergieeffekte für die Bürgerinnen und Bürger sowie umfassende Stadtteilarbeit zu ermöglichen.
Der Bildungscampus Freiham ist in unmittelbarer Nähe zum Quartierszentrum Freiham gelegen. Somit sind die Voraussetzungen für eine Vernetzung mit dem BildungsLokal geschaffen.
2. Präventionskette „Gut und gesund aufwachsen in Freiham“ Die Präventionskette „Gut und gesund aufwachsen in Freiham“ ist ein referatsübergreifendes Vorhaben der Referate für Bildung und Sport (RBS), Gesundheit und Umwelt (RGU) und des Sozialreferats (SOZ). Eine entsprechende Kooperationsvereinbarung liegt zugrunde. Es geht darum, in dem neu entstehenden Stadtteil ein wirkungsvolles Produktionsnetzwerk aufzubauen, um den Auswirkungen von Kinderarmut präventiv zu begegnen und möglichst gute Bedingungen für Chancengerechtigkeit für alle zu schaffen. Orientiert am Bedarf der Kinder, Jugendlichen und Familien, bietet dieses Präventionsnetzwerk die Chance zur Überwindung von Verwaltungs- und Trägergrenzen, einen frühzeitigen Aufbau präventiver Strukturen sowie Entwicklung von Angebotsstrukturen zur Schaffung gesunder Aufwachsbedingungen und zur Prävention von negativen Folgen der (Kinder-) Armut mit allen tangierten Fachbereichen bereits während der Bauphase.
Der für den SchulRaumberatungsprozess verantwortliche Mitarbeiter ist Teil der Begleitgruppe.
Frage 3:
Gibt es im Bereich Inklusion aus dem RBS Überlegungen, hier unterstützend einzugreifen?
Antwort:
Wie schon bei Frage 2 dargestellt, koordiniert das RBS in der jetzigen Anfangsphase, je nach Kontext, alle gemeldeten Anforderungen und Bedarfe zwischen den einzelnen Schulen, dem Quartier, non-formellen Bildungsorten, Institutionen und Experten auch im Bereich Inklusion und unterstützt in eigener Zuständigkeit durch konkrete Maßnahmen.
Über die Kosten der Gebäude und Ausstattung für rund 245 Mio. Euro hinaus investiert die LHM im Bereich der Inklusion in weitere personelle und infrastrukturelle Leistungen.So wird der Sportpark Freiham im Sinne der Inklusion gestaltet und ausgestattet. Hierfür investiert die LHM insgesamt 90 Mio. Euro.
An der Grundschule an der Helmut-Schmidt-Allee wird die Kooperative Ganztagsbildung angeboten. Zudem wird voraussichtlich zum Schuljahr 2020/21 die Schulsozialarbeit etabliert. Der Umfang hängt von den Schülerzahlen ab. Nach derzeitigem Stand werden für die aktuell 115 Schülerinnen und Schüler 30 Wochenstunden Schulsozialarbeit zur Verfügung stehen.
Das Sonderpädagogische Förder- und Kompetenzzentrum München West wird zudem bereits jetzt durch zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kreisjugendrings vor Ort mit insgesamt 54 Stunden pro Woche unterstützt.
Insgesamt trägt die LHM hierfür Personalkosten in Höhe von 68.550 Euro/ Jahr pro Mitarbeiterin oder Mitarbeiter sowie die Arbeitsplatzkosten und die zur Verfügungstellung von Büroraum in Höhe von ca. 3.500 Euro pro Arbeitsplatz.
Die inhaltliche Ausgestaltung im Bereich der Schulentwicklung liegt im Zuständigkeitsbereich des Freistaats Bayern; hier wirkt das RBS höchstens impulsgebend/moderierend ein.
Frage 4:
Gibt es Planungen in anderen Referaten (z.B. Planungsreferat) für die Einsetzung eines Campusmanagers?
Antwort:
Hierzu führt das Planungsreferat Folgendes aus:
„In Freiham wird in den nächsten Jahren ein neuer Münchner Stadtteil entstehen, der hinsichtlich seiner Einwohnerzahl bayerischen Mittelstädten (Beispiele: Einwohnerzahlen Lindau: 25.249, Garmisch-Partenkirchen: 27.149, Pfaffenhofen an der Ilm: 25.409, Starnberg: 23.207; Weilheim in Oberbayern 22.345; Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik; Stand: 31.12.2016) vergleichbar ist.
Während diese historisch gewachsen sind, entsteht die Maßnahme Freiham in vergleichbar kurzer Zeit ,auf der grünen Wiese‘. Die Bebauung in Freiham Süd mit insbesondere einer Vielzahl von geschaffenen Arbeitsplätzen, aber auch Wohnungen, ist bereits fast fertiggestellt. Freiham Nord ist dagegen noch in der Entwicklung bzw. Planung. Da die ersten Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen sind und weiter einziehen werden, wird der Bedarf einer Anlaufstelle notwendig, um die Fragestellungen, Wünsche und Nöte der Bürgerinnen und Bürger, aber auch der Nachbarschaft direktvor Ort entgegenzunehmen und ggf. Lösungsmöglichkeiten zu finden und Fragen zu beantworten.
Das neue Stadtteilmanagement Freiham soll daher als zentraler Ansprechpartner vor Ort dienen. Es soll die Beteiligung und Begegnung fördern und somit die Identität mit und Verantwortung für den neuen Stadtteil stärken. Gleichzeitig soll ein Forum für Freiham etabliert werden – gut vernetzte Akteurinnen und Akteure, die sich dem Stadtteil verbunden fühlen. Ziel ist ein offenes und vitales Stadtteilleben, an dem jeder teilhaben kann. Das Stadtteilmanagement soll Mittler vor Ort sein und die allgemeine Öffentlichkeitsarbeit zur Entwicklung Freihams in den Stadtteil tragen. Das Stadtteilmanagement ist seit 2019 in Freiham tätig. Mit dem Zuzug der Bevölkerung wächst die Intensität der Aufgabendurchführung des Stadtteilmanagements. Der Prozess ist vorerst auf vier Jahre angelegt mit der Option auf eine Verlängerung. Diesbezüglich soll der Stadtrat zu gegebener Zeit nach einer Evaluierung befasst werden.
Die vielfältigen Aufgaben eines Stadtteilmanagements lassen sich in folgende Themenfelder gliedern:
- Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
- Information und Beratung
- Präsenz vor Ort
- Aktivierung und Beteiligung
- Vernetzung
- Thematische Handlungsfelder
Zielgruppen sind hierbei alle Alters- und Bevölkerungsgruppen der vorhandenen und künftigen Bevölkerung Freihams und der Nachbarschaft, aber auch sonstige an der Planung und Entwicklung des Stadtteils Interessierte, darunter auch die Fachöffentlichkeit, aber auch Baugenossenschaften, Baugruppen sowie Bauträgerinnen und Bauträger.
Der Schwerpunkt des Stadteilmanagements vor Ort wird sich je nach Umsetzungsstand von Freiham verändern – von vorrangig Information zu Beginn der Maßnahme über Beschwerdemanagement bis zur Partizipation ab einer gewissen Einwohnerzahl.
Auch hinsichtlich der Art der Information wird es zu Verlagerungen kommen. So liegt anfänglich der Schwerpunkt darauf, Möglichkeiten für alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu schaffen, sich ausführlich über das Projekt zu informieren, während die Informationen für die direkt betroffenen Anliegerinnen und Anlieger erst sukzessive anwachsen werden.Der Aufgabenschwerpunkt liegt auf der räumlichen Entwicklung der Aneignung des neuen Stadtteils durch die Bewohnerinnen und Bewohner während der Entstehungszeit von Freiham und ist damit zeitlich begrenzt.
Daher dazu nochmal ein paar Details:
Vernetzung
Ein weiterer wichtiger Schwerpunkt des Stadtteilmanagements vor Ort wird der Aufbau und die Pflege eines Netzwerkes mit den örtlichen Gremien und Vereinen sein. Das Weiterbauen von München bringt nicht nur Vorteile (z.B. neue Schulen, Infrastruktur, usw.), sondern bietet gerade für die neuen Bewohnerinnen und Bewohner die große Chance, im Umfeld ein bereits vorhandenes, breit gefächertes Vereinsleben und Versorgungsangebot vorzufinden. Diese Form des Aufbaus eines sich ergänzenden Partnermanagements auf Augenhöhe bietet eine große Chance für die Entwicklung von Freiham, in dessen Rahmen wichtige Multiplikatoren, aber auch Partnerinnen und Partner vor Ort, wie Gewerbetreibende sowie Vereine, Verbände, Gremien und Institutionen von Aubing und Neuaubing eingebunden und informiert werden.
In diesem Rahmen können vielfältige Veranstaltungen (Workshops, Diskussionsrunden etc.) durchgeführt werden, bei denen Partnerinnen und Partner auch zur Partizipation eingeladen und informiert werden.
Zur Umsetzung sollen Gremien und Strukturen, wie beispielsweise ein ,Forum Freiham“, entstehen, in denen aktuelle Themen im Stadtteil besprochen werden können und ein Raum für die Bildung von Netzwerken geschaffen wird. Eine Zusammenarbeit mit einem ggf. künftigen Konsortium ist ebenfalls denkbar.
In den verschiedenen Formaten kann immer wieder auch ein Brückenschlag zwischen dem entstehenden Stadtteil und den Angeboten des Umlands erzeugt werden.
1. Inklusion
Ein Leitthema des neuen Stadtteils Freiham stellt das Ziel einer inklusiven Ausgestaltung dar. Auf Grundlage eines Stadtratsbeschlusses von 2014 wurde eine fachliche Untersuchung bezüglich dieses Themenkomplexes beauftragt. Diese formuliert zusammenfassend Anforderungen an die gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe im Bezug auf verschiedene Bereiche, wie die Stadtplanung, Mobilität, Wohnen, Gemeinschaft, Soziales, Gesundheit, Lernen, Arbeiten sowie Freizeit.
In der weiteren Umsetzung wird insofern ein Themenschwerpunkt des Stadtteilmanagements in den folgenden Jahren gesehen. Es soll als „Inklusionslotse vor Ort“ tätig werden und sowohl die Prinzipien der Inklusionvermitteln als auch in Abstimmung mit den betroffenen Referaten der Landeshauptstadt München sowie mit Bauträgerinnen und Bauträgern und Privaten die Umsetzung vor Ort begleiten.
2. Zwischennutzungen
In der Zeit bis zur Fertigstellung hat das Gebiet Freiham ein hohes Potential für die erfolgreiche Verwirklichung von Zwischennutzungen, die zu einer Belebung des Stadtteillebens sowie des Zusammenwachsens der Nachbarschaften beitragen können. Um über die Möglichkeiten einer Zwischennutzung zu informieren und Interessierte beraten zu können, soll das Stadtteilmanagement als Anlaufstelle vor Ort dienen. Es sollen stetig fortlaufend verfügbare und geeignete Flächen in Abstimmung mit den Fachreferaten der Landeshauptstadt München identifiziert werden, die für eine Nutzung zur Verfügung stehen. Beispiele für Zwischennutzungen sollen im Sinne eines Portfolios zusammengestellt und gesammelt werden. Dieses soll Interessierten dann zur Verfügung gestellt werden. Das Stadtteilmanagement soll vor Ort somit die Rolle eines Vermittlers und Initiators übernehmen und dazu beitragen, dass Zwischennutzungen erfolgreich durchgeführt werden.“