Digitalisierung in Kindertagesstätten
Antrag Stadträtinnen Beatrix Burkhardt und Alexandra Gaßmann (CSU-Fraktion) vom 2.2.2021
Antwort IT-Referent Thomas Bönig:
Mit Ihrem Antrag vom 2.2.2021 hatten Sie die Landeshauptstadt München beauftragt, in Kindertageseinrichtungen die Voraussetzungen zu verbessern, um digital arbeiten zu können.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt, erlaube ich mir, Ihren Antrag als Brief zu beantworten.
Dazu teile ich Ihnen in Abstimmung mit dem Referat für Bildung und Sport Folgendes mit:
Die digitale Transformation unserer Gesellschaft tangiert längst auch die erzieherischen Aufgaben und Inhalte innerhalb der Kindertageseinrichtungen. Medienkompetenz gilt als Querschnittsaufgabe, die bereits von klein auf relevant ist und in Bildungseinrichtungen wie Kita thematisiert werden muss. Medienbildung zielt auf eine gelungene Persönlichkeitsentwicklung in einer demokratischen Gesellschaft unter Einbezug der kompetenten Nutzung digitaler Medien ab. Selbst in der UN-Konvention über die Rechte des Kindes ist inzwischen die Medienkompetenz bzw. Medienbildung fester Bestandteil.
Bundes- und bayernweit gibt es aktuelle Bestrebungen, die Medienkompetenz in den Bildungseinrichtungen flächendeckend zu verankern. Von 2018 bis 2020 gab es in Bayern den Modellversuch „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“ an dem 100 Kindertageseinrichtungen teilnahmen. Die wichtigen Aufgaben der informationstechnischen Bildung sowie der Medienbildung und -erziehung sind in der Ausführungsverordnung des Gesetzes folgendermaßen formuliert:
„Kinder sollen die Bedeutung und Verwendungsmöglichkeiten von alltäglichen informationstechnischen Geräten und von Medien in ihrer Lebenswelt kennen lernen“ (vgl. § 9 AV BayKiBiG).
Mit über 400 Kindertageseinrichtungen in städtischer Trägerschaft ist die Landeshauptstadt München die größte kommunale Trägerin in Deutschland. In den städtischen Kindertageseinrichtungen werden fast 40.000 Kinder auf der Grundlage des Bayerischen Kinderbildungs- und Betreuungsgesetzes (BayKiBiG) gebildet, erzogen und betreut.Die Landeshauptstadt München hat frühzeitig diese Herausforderungen erkannt. Das Projekt „Multimedia-Landschaften für Kinder“ läuft seit 22 Jahren; es war und ist zukunftsweisend. Es beruht auf gewachsenen Strukturen, in deren Rahmen stets neue medienpädagogische Erkenntnisse integriert und gewonnen werden.
Die Kinder in den städtischen Kindertageseinrichtungen sollen die Grundlagen für Medienkompetenz und einen gleichberechtigten Zugang zu modernen Medien erhalten. Das langjährige Projekt Multimedia-Landschaften für Kinder (MuLa) versteht sich als alltagstaugliches medienpädagogisches Angebot für die Kinder, deren Eltern und das pädagogische Fachpersonal, um diese Zielsetzung zu unterstützen.
Die Ziele des Projektes knüpfen an den gesetzlichen Auftrag an: -Die Kinder aller Altersstufen (Kinderkrippen, Kindergärten, Horte, Häuser für Kinder) können das Thema Medien spielerisch entdecken und erschließen.
-Die Kindertageseinrichtungen werden in ihrem Auftrag der informationstechnischen Bildung sowie der Medienbildung und -erziehung durch die Vermittlung von Fachwissen und den Einsatz geeigneter Medien unterstützt.
-Die Kindertageseinrichtungen werden in der nachhaltigen Verankerung der informationstechnischen Bildung sowie der Medienbildung und
-erziehung unterstützt.
-Das pädagogische Personal ist motiviert, die Angebote der Medienbildung selbständig in den Einrichtungen weiter zu führen.
Im Geschäftsbereich KITA im Referat für Bildung und Sport existiert seit 2015 ein Medienpädagogisches Konzept, das kontinuierlich verbessert wird. Im Rahmen des Modellversuchs „Medienkompetenz in der Frühpädagogik stärken“ des Bayerischen Staatsministeriums wurde gemeinsam mit 13 Kindertageseinrichtungen das medienpädagogische Konzept aktualisiert. Dabei werden detaillierter als bisher die verschiedenen Altersstufen berücksichtigt, weil nicht nur mit Hortkindern sondern auch mit Kindergarten- und Krippenkindern Erfahrungen gesammelt und diese pädagogisch ausgewertet wurden. Es ist wichtig, alle Kinder unabhängig vom Alter an die Nutzung der digitalen Medien alters- und entwicklungsstandsgerecht heranzuführen und auch Kinder bereits für die Gefahren zu sensibilisieren und fit zu machen. Kinder aller Altersstufen erfahren eine Mediennutzung in der Regel auch im häuslichen Alltag.Die rund 160 bereits intensiv mit digitalen Medien – im Fokus stehen für die Kinder leicht handhabbare Tablets – arbeitenden Kindertageseinrichtungen bekommen eine große Auswahl von unterschiedlichen medienpädagogischen Instituten (DJI Deutsche Jugend Institut, IFP Institut für Frühpädagogik, JFF Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis und SIN Studio im Netz) geprüften Apps. Alle Tablets werden gemanagt, um die Sicherheitsrichtlinien zentral vergeben zu können und eine technische Unterstützung der Pädagog*innen zu bieten. Die Apps sind immer, falls vorhanden, kostenpflichtige Versionen ohne Werbung und „in App Käufe“. Die meisten Apps funktionieren ohne Internet-Anbindung und um Werbung zu vermeiden, wird vom städtischen Träger empfohlen, die Tablets im Flugmodus zu nutzen. Ebenso werden Software-Empfehlungen für die unterschiedlichsten Einsatzbereiche in Kindertageseinrichtungen ausgegeben. Diese sind meistens Web-Anwendungen und stehen kostenlos für die Einrichtungen zur Verfügung.
Es gibt ein ausgereiftes Fortbildungskonzept, das Folgendes beinhaltet: -jährliche Medienklausurtage als Teamweiterbildung
-Nach einer Basisschulung (erfolgt bei PI oder SIN) werden die weiteren Medienklausurtage mit individuellen Schwerpunkten wie Natur, Pflanzen, Tiere, ästhetische Bildung, Musik, Tanz, Video, Photographie, Dokumenterstellung wie Hortzeitung, Lernsoftware, Portfolioarbeit, Dokumentation, usw. mit dem gesamten Team durchgeführt. Hierfür wird eine bis zu 3-stündige Team-Besprechung vorgeschaltet, um auf die individuelle Medienbiographie der Kolleginnen und Kollegen einzugehen und gemeinsam den erfolgreichen Fortbildungstag zu planen.
Die bereits mit Tablets ausgestatteten Kindertageseinrichtungen haben seit Mitte März 2020 Cisco Webex Meetings als Standard-App zur Video-Telefonie zur Verfügung. Mit Hilfe dieser App können die Kindertageseinrichtungen z.B. virtuelle Morgenkreise und Sprechstunden ver anstalten. Auch Elternabende und Elterngespräche finden als Videokonferenz statt. Anleitungen zur Installation werden zentral über das Pädagogische Institut bereit gestellt
Das Recherchieren im Netz ist an allen Verwaltungsrechnern und an allen Geräten mit SIM-Karte möglich. Berichte und Anträge können sowohl online als offline verfasst werden. Eine E-Mailkommunikation ist ebenfalls von den Verwaltungsrechnern möglich. An einer sicheren erweiterten Kommunikationsplattform wird gearbeitet. Entsprechende Anbieter und Möglichkeiten werden im Zukunftsprogramm der LHM-S eingeführt.Dem Referat für Bildung und Sport und dem IT-Referat ist es ein zentrales Anliegen, dass in der zukunftsweisenden Pädagogik die digitale Ausstattung in den Kindertageseinrichtungen weiter gestaltet und verbessert wird.
Die Ausstattung mit WLAN muss in den Kindertageseinrichtungen weiter vorangetrieben werden. Bisher wurden rund 60 Kindertageseinrichtungen mit WLAN ausgestattet. Aktuell sind die infrastrukturellen Voraussetzungen (z.B. WLAN-Ausleuchtung) und die funktionalen Rahmenbedingungen (z.B. Kameras) in Kitas noch nicht oder nicht flächendeckend gegeben.
Um die Zeit bis zur flächendeckenden WLAN-Ausleuchtung zu überbrücken, gibt es seit Anfang 2020 die Möglichkeit, iPads mit SIM-Karten zu bestellen. Alle städtischen Kitas haben mindestens ein solches Gerät. Mit den SIM-Karten-iPads kann ein Hotspot eröffnet werden und somit ist es auch mit weiteren Geräten ohne SIM-Karten möglich, ins Internet zu gehen.
Für die medienpädagogischen Aufgaben steht es jeder Kita frei, mindestens zwei pro Einrichtung und maximal zwei iPads pro Gruppe zu bestellen. Davon dürfen, je nach Größe der Einrichtung (1-2 Gruppen eins, 3-4 Gruppen zwei und ab fünf Gruppen drei) maximal drei Stück mit SIM-Karte ausgestattet sein. Die einzige Voraussetzung ist eine kontinuierliche Weiterbildung des gesamten Teams zum Thema Digitalisierung.
Die aktuelle IT-Ausstattung und die Zukunftspläne für die Digitalisierung der über 400 städtischen Kindertageseinrichtungen in der Trägerschaft des Geschäftsbereichs KITA sieht wie folgt aus:
Alle Kindertageseinrichtungen des Städtischen Träger verfügen über einen Internetanschluss, teilweise noch mit einer DSL-Netzanbindung mit maximaler Bandbreite von 2 Mbit/s. Die Weiterntwicklung der Ausstattung dieser Kindertageseinrichtungen wurde im Beschluss „Breitbandanbindung für die Münchner Bildungseinrichtungen“ berücksichtigt und vom Stadtrat verabschiedet. Bis 28.2.2022 erhalten 245 „alleinstehende“ Kindertageseinrichtungen und 130 Campusstandorte mit Kindertageseinrichtungen eine Netzanbindung mit 100 Mbit/s. Damit wird in allen Kindertageseinrichtungen die technische Basis-Infrastruktur modernisiert und die Netzanbindung an heutige Standards angepasst.
Da sich die technische Welt mit ihren Möglichkeiten rasant weiterentwickelt, werden auch die Konzepte kontinuierlich weiterentwickelt. Durcheine enge und sehr gute Zusammenarbeit mit den unabhängigen Instituten wie z.B. IFP, JFF und SIN kommen fortlaufend neue Ideen für die Medienarbeit in unseren Kindertageseinrichtungen hinzu.
Von den vorstehenden Ausführungen bitte ich Kenntnis zu nehmen und gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.