Heute findet in München die regionale Pflegekonferenz erstmals unter Beteiligung der Münchner Pflegeschulen, Hochschulen, der Vereinigung der Pflegenden in Bayern und verpflichtend der Vertretung der Pflegeversicherung statt. Damit greift die Stadt München die Möglichkeiten auf, die mit der vorletzten Reform der Pflegeversicherung (sogenannte Pflegestärkungsgesetze I bis III) geschaffen worden sind und die die Rolle der Kommunen stärken sollte.
Angesichts der Herausforderungen im Bereich der Pflege fordert Sozialreferentin Dorothee Schiwy allerdings weitere Reformen: „Die Reform der Pflegeversicherung greift nicht weit genug. Die finanzielle Entlastung in der vollstationären Pflege beträgt 1 Prozent der Gesamteigenanteile und wird durch die Preisentwicklung aufgezehrt. In Deutschland ist die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen nach den Prinzipien eines freien Marktes und Wettbewerbs organisiert. Dieses Prinzip stößt jedoch zunehmend an seine Grenzen. Sehr viel besser ist dies beispielsweise in Dänemark oder Schweden gelöst: Dort werden Pflegeleistungen öffentlich über die Steuer finanziert und entsprechende Versorgungsangebote wie zum Beispiel häusliche Pflege, Tagesbetreuung durch kommunale Strukturen organisiert. In diesen Ländern werden zudem deutlich höhere Anteile der öffentlichen Gesundheitsausgaben für die Pflege verwendet. Dies zeigt, dass die Pflege in Deutschland nach wie vor deutlich unterfinanziert ist. Ein Wechsel hin zu einem über staatliche und kommunale Strukturen organisierten und steuerfinanzierten Pflegesystem würde eine deutlich bessere Alternative darstellen.“
Mit Einführung der Pflegeversicherung wurde bereits im Jahr 1995 die erste Pflegekonferenz in München einberufen. Mittlerweile findet diese Münchner Pflegekonferenz zwei Mal pro Jahr statt. Zu den Mitgliedern zählten bislang bereits unter anderem die Anbieter*innen von ambulanter und stationärer Pflege sowie Kurzzeitpflege, Kostenträger wie Bezirk Oberbayern sowie Kranken- und Pflegekassen, Vertretungen der Senior*innen und von Menschen mit Behinderungen sowie der Münchner Stadtverwaltung und des Landkreises München. Zu der neuen regionalen Pflegekonferenz nach dem Pflegestärkungsgesetz kommen nun Vertretungen der Pflegeschulen, Hochschulen und der Vereinigung der Pflegenden in Bayern hinzu. Empfehlungen zur pflegerischen Infrastruktur werden nun ein Mal pro Jahr im Beisein der Vertretung der Pflegeversicherung gefasst und erhalten dadurch mehr Gewicht. Wie bisher werden die Ergebnisse der nichtöffentlichen Sitzungen dann dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege übermittelt.
Das Gremium befasst sich weiterhin mit allen relevanten Fragen zum Thema Pflege. Neben der Pflegebedarfsermittlung und dem regelmäßigen Monitoring der ambulanten und stationären Pflege („Marktberichte“) sind es auch aktuelle Fachthemen. Das Ziel aus dem Jahr 2010, die Zahl der freiheitsentziehenden Maßnahmen bei Bewohner*innen der Pflegeeinrichtungen zu reduzieren, wurde bald erreicht. Dies gelang gemeinsam unter anderem mit fachlicher Beratung und Förderungen von Qualifizierungsmaßnahmen.
Aus den Vorträgen zum Klimawandel entwickelte das Klinikum München der Ludwig-Maximilians-Universität mit Münchner Pflegeeinrichtungen einen Hitzemaßnahmenplan. Vermittelt werden Hintergrundwissen, praxisnahe Tipps und Materialien für alle Berufsgruppen der Pflegeeinrichtungen im Internet unter dem Link www.klimawandelundbildung.de sowie unter https://t1p.de/Bildungsmodule.
2018 sprachen sich die Mitglieder für eine Empfehlung zum Thema „Gewaltprävention in der Langzeitpflege in München“ aus. Unter Federführung der Landeshauptstadt München wurde der „Leitfaden zur Erarbeitung einrichtungsspezifischer Konzepte zur Gewaltprävention in Einrichtungen der Langzeitpflege in München“ erarbeitet und 2020 verabschiedet. Gewaltprävention in den Einrichtungen der Langzeitpflege soll somit verbessert und die Träger bei der Entwicklung eigener Konzepte unterstützt werden. Hierzu gibt es flankierende Programme, sodass Pflegeeinrichtungen in München entsprechende Fördermittel beantragen können. Mehr unter www.muenchen.de/fachinfo-pflege.
Informationen zur Münchner Pflegekonferenz sind online abrufbar unter www.muenchen.de/pflegekonferenz.