Seit mindestens 1.700 Jahren gibt es jüdisches Leben im Gebiet des heutigen Deutschlands, wie ein Dekret aus dem Jahr 321 beweist. Bundesweit finden aus diesem Anlass Veranstaltungen rund um jüdisches Leben in Deutschland statt. Auch die städtischen kulturellen Einrichtungen Münchens und die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern beteiligen sich in Kooperation mit einem ganzjährig geplanten Programm mit Ausstellungen, Diskussionen, einer Gesprächsreihe und Konzerten.
Oberbürgermeister Dieter Reiter: „Jüdisches Leben und jüdische Kultur in der Gegenwart, aber auch in der Vergangenheit sind der Landeshauptstadt München ein zentrales Anliegen. Es ist daher auch selbstverständlich, dass die Landeshauptstadt das Erinnerungsjahr 2021 zum Anlass nimmt, mit mehreren Veranstaltungen, unter anderem im Jüdischen Museum München an 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland zu erinnern.“ Den Auftakt des Jahresprogramms „1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ bildet die Ausstellung „Im Labyrinth der Zeiten. Mit Mordechai W. Bernstein durch 1.700 Jahre deutsch-jüdische Geschichte“ im Jüdischen Museum München am St.-Jakobs-Platz 16. Die Eröffnung findet am Dienstag, 16. März, 19 Uhr, im digitalen Raum unter anderem mit einem Grußwort von OB Dieter Reiter und Kulturreferent Anton Biebl statt. Die Ausstellung spürt materiellen Zeugnissen jüdischer Geschichte von der Spätantike bis ins 20. Jahrhundert nach. Mordechai W. Bernstein (1905 bis 1966) war Mitarbeiter des „Jüdischen Wissenschaftlichen Instituts“ (YIVO) in Wilna, das 1941 nach New York übersiedelte. In den Jahren 1948 bis 1951 besuchte er rund 800 Orte auf der Suche nach Überresten von Spuren deutsch-jüdischer Kultur. Die Ausstellung zeigt 18 Objekte, die Mordechai W. Bernstein aufgespürt hat und stellt seinen Blick aus der Perspektive der unmittelbaren Nachkriegszeit dem heutigen gegenüber. Die Bandbreite reicht dabei von einer antiken Öllampe mit Menora über eine verbrannte Tora-Krone aus Laupheim bei Ulm bis zu einem Modell der im Juni 1938 zwangsweise abgebrochenen Münchner Hauptsynagoge und zeigt so die Vielfalt deutsch-jüdischer Kultur auf.
Eine Teilnahme an der Eröffnungsveranstaltung ist nach Voranmeldung per E-Mail an veranstaltungen.jmm@muenchen.de möglich.
Die Ausstellung ist von Mittwoch, 17. März, bis 13. Februar 2022 zu sehen. Aktuelle Öffnungszeiten und Eintrittsmodalitäten sind der Webseite unter www.juedisches-museum-muenchen.de zu entnehmen.
Ebenfalls ab März widmet sich die Monacensia im Hildebrandhaus mit einem digitalen Dossier dem Leben und Werk von Münchner Schriftstellerinnen mit jüdischem Hintergrund. Darin enthalten sind auch filmische Porträts (gefördert durch die Beisheim Stiftung).
Das Münchner Stadtmuseum nähert sich ab Mittwoch, 14. April, den Themen Familiengeschichte und verdrängte Vergangenheit mit einem Screening des Dokumentarfilms „Die Wohnung“ von Arnon Goldfinger und dazugehöriger Diskussion.
Auch das Lenbachhaus nutzt den Tag der Provenienzforschung am 14. April, um jüdisches Leben zu fokussieren.
Unter dem Titel „Ende der Zeitzeugenschaft?“ findet von Montag, 21., bis Mittwoch, 23. Juni, ein Symposium im NS-Dokumentationszentrum statt. Die gleichnamige Ausstellung öffnet dort am 23. Juni in Anwesenheit von Oberbürgermeister Dieter Reiter.
Jüdisches Leben in München beleuchtet im Sommer eine Ausstellung der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern auf dem St.-Jakobs-Platz.
Der Sommer wird auch musikalisch: Das Stadtarchiv München liest aus der Korrespondenz des Orchesterdirigenten Hermann Levi und am Montag, 19. Juli, spielt das Jewish Chamber Orchestra Munich ein Festkonzert in der Philharmonie im Gasteig.
Die Reihe „Erinnerung für die Zukunft“ der Münchner Volkshochschule und der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern (gefördert vom Verein „321 bis 2021: 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.“) versucht, ausgehend vom jüdisch geprägten Begriff des Erinnerns eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft zu schlagen. Die Münchner Stadtgesellschaft ist eingeladen, historische Linien wie aktuelle Aspekte jüdischen Lebens in Deutschland näher kennenzulernen. Als weiteres musikalisches Highlight präsentiert am Freitag, 8. Oktober, das Ensemble Opus 45 ein eigens zum Festjahr komponiertes Kammerkonzert im NS-Dokumentationszentrum.
Ausführliche Infos zum Festjahr in München und den geplanten Veranstaltungen sind ab Freitag, 12. März, unter www.muenchen.de/2021jlid einsehbar.