Corona-Impfkampagne und Ihre Herausforderungen
Anfrage Stadträtinnen Alexandra Gaßmann und Heike Kainz (CSU-Fraktion) vom 5.2.2021
Antwort Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek:
Ihrer Anfrage liegt folgende Sachverhaltsdarstellung zu Grunde:
„Die Organisation der Impfkampagne gegen das Coronavirus stellt eine große Herausforderung dar. Seit Dezember laufen die Impfungen in Alten- und Pflegeheimen. Im nächsten Schritt werden Personen mit höchster und hoher Priorität, darunter fallen Seniorinnen und Senioren über 70 Jahre, immunisiert. Dies wirft aber viele Unklarheiten und Probleme auf, die zeitnah gelöst werden müssen.“
Herr Oberbürgermeister Reiter hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung zugeleitet. Die darin aufgeworfenen Fragen beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Werden alle Seniorinnen und Senioren durch Stellen, wie zum Beispiel der ASZs, besonders der aufsuchenden Hilfen, der Betreuungsstelle der Landeshauptstadt München, des Verein Stadtteilarbeit e.V., der Altenhilfe Hasenbergl, der Fachstelle häusliche Versorgung, erreicht?
Antwort:
Um zuverlässig alle Senior*innen zu erreichen, wurden in einem ersten Schritt die über 80-Jährigen vom Gesundheitsreferat (GSR) mit einem persönlichen Anschreiben vom 29. Dezember 2020 über die Corona-Schutzimpfung informiert. Mit einem erneuten Schreiben vom 20.1.2021 hat das GSR nochmals persönlich über das Anmeldeprocedere informiert. Da die digitale Anmeldung auf der bayernweiten Plattform sehr beschwerlich und mit hohen Hürden verbunden ist, wurde ein eigenes Callcenter eingerichtet, um die Registrierung zu unterstützen. Dieses Callcenter steht von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr zur Verfügung.
Mit den von Ihnen genannten Einrichtungen steht das GSR in verschiedenen Fachgremien im beständigen Austausch. Diese Einrichtungen, z.B. die Alten- und Servicezentren (ASZ), unterstützen sowohl bei der Registrierung als auch durch Beratung zu den Schutzimpfungen. Im Einzelfall werden sogar Begleitdienste zum Impftermin organisiert.
Aufgrund der zahlreichen Nachfragen aus dem Bereich der von Ihnen beispielhaft genannten Stellen gehe ich davon aus, dass überall dort, woSenior*innen betreut werden, die erforderlichen Informationen über das Impfangebot nach der Corona-Impfverordnung und deren Priorisierung vorhanden sind. Es werden vielfach Hilfestellungen zur notwendigen Registrierung im Impfportal gegeben, aber auch Telefonanrufe im Auftrag der Seniorinnen und Senioren bei der Impfhotline getätigt.
Das GSR hat darüber hinaus Ihre Anfrage zum Anlass genommen, die Unterstützungsstellen um Rückmeldungen zu den bisherigen Erfahrungen zu bitten. Zusammenfassend kann ich Ihnen über die eingegangenen Rückmeldungen mitteilen, dass die Informationslage als gut bezeichnet wird.
Eine vom GSR eingebundene Beratungsstelle für ältere Menschen und deren Angehörige teilte beispielsweise auf Nachfrage mit, zu den Corona-Impfungen würde das Thema dort direkt und gezielt in den Beratungen angesprochen, Ehrenamtliche erhielten ihrerseits regelmäßige Informationen. Im Rahmen von Gruppenangeboten würden ebenfalls Informationen vermittelt. Zudem werde in die Gestaltung des Schaufensters das Thema Impfen mit Auslage u.a. der Broschüre des Freistaats Bayern einbezogen. Seitens eines Münchner ASZ wurde mitgeteilt, alle Senior*innen, die im ASZ bekannt seien, würden schrittweise nach Altersgruppen angerufen, ihnen werde der Weg zur Impfung erklärt und es werde ihnen Hilfe bei der Registrierung angeboten. Im Rahmen der bestehenden Kapazitäten würden zudem ältere Menschen ins Impfzentrum gefahren bzw. begleitet.
Es wurden in den Rückmeldungen an das GSR jedoch auch Personengruppen analysiert, bei denen noch ein Informationsdefizit und daraus resultierende Verunsicherung bestehen könnte, z.B. Bürger*innen, v.a. Alleinlebende, die selbst nicht informiert sind und keine Angehörigen haben, die ihnen Informationen über den Zugang zur Impfung in München weiterleiten könnten; Bürger*innen, die an keine der bekannten Stellen der Offenen Altenhilfe angebunden sind, die keinen Zugang zur Presse bzw. den modernen Medien haben; Personen mit kognitiven Einschränkungen oder psychischen Problemen. Auch die Fahrt zum Impfzentrum wird thematisiert – Personengruppen mit Problemen sind hier Mobilitätseingeschränkte, Pflegebedürftige, Bürger*innen, die den ÖPNV nicht nutzen können, keine Mitfahrgelegenheit haben und sich auch kein Taxi leisten können.
Auch eine Stellungnahme der Leitung der Bezirkssozialarbeit im Sozialreferat wurde eingeholt – diese lautet wie folgt: „Die Kolleg*innen der Fachstelle häusliche Versorgung erreichen die ihnen bekannte Senior*innen in Form von zum Beispiel Telefonaten und Hausbesuchen. Die Hausbesuchewaren nie ausgesetzt und werden immer unter den erforderlichen Hygienebedingungen durchgeführt. Durch die interdisziplinäre Organisation und Arbeitsweise in den Sozialbürgerhäusern erhalten die Senior*innen ein ganzheitliches Hilfeangebot.
Die Beratung und Unterstützungsarbeit von Senior*innen wird weiterhin durch die Vernetzungsarbeit in den Sozialregionen der Sozialbürgerhäuser mit Hilfe der Kooperationspartner*innen, den Alten- und Service-Zentren und den Beratungsstellen für ältere Menschen und Angehörige noch gestärkt.“
Frage 2:
Welche Erfahrungen werden hier hinsichtlich der Impfkampagne gemacht?
Antwort:
Wegen der nach wie vor bestehenden Impfstoffknappheit wurden unterschiedliche Erfahrungen gemacht: Hochbetagte über 80 Jahre wurden in der ersten Priorisierungsphase vorrangig geimpft. In der darunter liegenden Altersgruppe der über 70-Jährigen, die erst in der zweiten Priorisierungsphase zum Impfen vorgesehen waren, war naturgemäß Ungeduld und eine große Erwartungshaltung bezüglich der Erlangung eines persönlichen Impfschutzes festzustellen.
Über 70-Jährige in München, die keinen Online-Zugang bzw. keine E-Mail-Adresse haben, können sich anstelle der Online-Registrierung beim Impf-Telefon täglich von 8 bis 18 Uhr für einen Termin registrieren lassen. Bereits seit dem 25.3.2021 steht das Impf-Telefon auch den über 70-Jährigen offen.
Auch hier sei zur Vervollständigung und Authentizität wieder ein Erfahrungsbericht in Auszügen eingeflochten: Positiv erwähnt wird die Freundlichkeit der Mitarbeiter*innen am Impftelefon und im Impfzentrum und die grundsätzlich gute Erreichbarkeit des Impfzentrums. Ungünstig und stark assistenzbedürftig sei allerdings der Einstieg in die telefonische Registrierung, bis über die systemgestützte Kommunikation die Verbindung zu einer tatsächlichen Ansprechperson hergestellt sei. Die Online-Registrierung sei mit Problemen behaftet und insbesondere für ältere Menschen eine Herausforderung.
Frage 3:
Wie kann der Transport zu Impfeinrichtungen für Personen, die in der Mobilität eingeschränkt sind, am besten realisiert werden? Welche Unterstützung ist nötig?
Antwort:
Mobilitätseingeschränkte können von ihrer Hausärztin bzw. ihrem Hausarzt eine Transportnotwendigkeit bescheinigt bekommen. Damit ist dann ein üblicher Krankentransport zum Impfzentrum in Riem möglich.
Seit 1.4.2021 finden aber auch Impfungen bei den Hausärzt*innen statt, so dass diese Einschränkung bei ausreichender Impfstoffversorgung der Praxen keine große Rolle mehr spielen wird. Zudem sind nach einem erfolgreichen Testlauf mit insgesamt 130 Impfungen im ASZ Untergiesing am 22.3.2021 die wohnortnahen Impfangebote für über 80-Jährige als stadtweites Angebot gestartet. Insgesamt beteiligen sich derzeit 30 der 32 Alten- und Service-Zentren der Landeshauptstadt München (LHM). Selbstverständlich können sich auch immobile Personen bei ihrem ASZ im Stadtviertel melden. Für diesen Personenkreis koordinieren die ASZ übergangsweise die Terminierungen für Hausbesuche über die mobilen Impfteams, bis es die Möglichkeit gibt, Impfungen über die behandelnden Hausärzt*innen zu erhalten.
Frage 4:
Gibt es Bereiche (z.B. Masken, Versorgung), in denen der Bedarf nicht ausreichend gedeckt wird?
Antwort:
Ein Mangel ist dem GSR nicht bekannt. Aus den Träger-Rückmeldungen ergibt sich allenfalls ein Defizit hinsichtlich der Versorgung mit klaren und verlässlichen Informationen hierzu. Das GSR und auch das Sozialreferat stehen kontinuierlich im Dialog mit den Einrichtungen und klären offene Fragen.
Frage 5:
Gibt es Anregungen und Wünsche seitens der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Bereiche?
Antwort:
Naturgemäß ist die Hilfsbereitschaft in diesen Krisenzeiten hoch. So werden zahlreiche Angebote zur Mitwirkung an uns herangetragen. Nicht alle sind umsetzbar. Dennoch wird versucht, in Zusammenarbeit mit verschiedenen Betreuer*innen die Umstände so zu gestalten, dass eine gewisse Zufriedenheit mit der Krisensituation hergestellt wird, jedenfalls so weit, dass Verständnis für die Umstände erreicht werden kann.Die eingegangenen Rückmeldungen zu dieser Fragestellung zielen wiederum vorrangig auf den Aspekt der Informationsbeschaffung für die Betroffenen ab. Zudem wird eine bessere Erreichbarkeit des Impfzentrums (bessere Ausschilderung im ÖPNV, schnellerer Ablauf der Einlasskontrolle, kürzere Wege durch wohnortnahe Impfzentren), das Impfen in Hausarztpraxen und der Einsatz mobiler Impfteams angeregt.
Das GSR überprüft kontinuierlich alle Abläufe und setzt Optimierungen um. Mit den Impfungen in den ASZ konnten wohnortnahe Angebote realisiert werden und auch die Einbindung der Hausärzt*innen seit Anfang April ist ein wichtiger Schritt.