Hat das Gesundheitsreferat feinere Spritzen zu spät bestellt?
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Rathaus Umschau 82 / 2021, veröffentlicht am 30.04.2021
Hat das Gesundheitsreferat feinere Spritzen zu spät bestellt?
Anfrage Stadträte Manuel Pretzl und Professor Dr. med. Hans Theiss (CSU-Fraktion) vom 2.2.2021
Antwort Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek:
Ihrer Anfrage liegt folgender Sachverhalt zu Grunde:
„Der Artikel ‚Münchens Spritzen sind zu dick‘ vom 1.2.2021 in der Süddeutschen Zeitung wirft einige Fragen auf, die zwingend aufgeklärt gehören.“
Herr Oberbürgermeister Reiter hat mir Ihre Anfrage zur Beantwortung zugeleitet. Die darin aufgeworfenen Fragen beantworte ich wie folgt:
Frage 1:
Wurde die Zulassung der Europäische Arzneimittelagentur, aus einer Ampulle Impfstoff insgesamt sechs Dosen zu gewinnen, am 8. Januar sofort ernst genommen und umgesetzt bzw. alles dafür getan, diese Möglichkeit zu nutzen?
Antwort:
Am 8.1.2021 wurde das Gesundheitsreferat (GSR) auf dem üblichen Dienstweg vom Freistaat Bayern informiert, dass die Zulassung der sechsten zu gewinnenden Dosis von der EMA erteilt wurde. Daraufhin wurde umgehend reagiert, jedoch war die Verfügbarkeit von 1ml Spritzen noch nicht durchgehend gegeben.
Frage 2:
Wann wurden die ersten, kleineren Spritzen bestellt, mit denen aus den Biontech-Ampullen sechs Impfdosen gewonnen werden können, und wann wurden diese geliefert?
Antwort:
Die ersten Spritzen wurden bereits im November 2020 bestellt. Diese waren in einem abgeschlossenen Rahmenvertrag des Gesundheitsreferats enthalten und stellten eine Routinebestellung für den laufenden Bedarf der hauseigenen Impfstelle dar.
Die Spritzen aus der Bestellung im November 2020 wurden am 20.1.2021 geliefert und waren dafür geeignet, aus den Biontech-Ampullen sechs Impfdosen zu gewinnen.
Frage 3:
Warum wurden nur 2.000 Spritzen bestellt, wogegen ein lokaler Zusammenschluss einiger Kinderärzte offenbar 6.500 Spritzen binnen kurzer Zeit bestellen konnte und diese dankenswerter Weise gespendet hat?
Antwort:
Die anfängliche Bestellmenge war durch die geringe Verfügbarkeit begründet und entsprach einer Zuteilung. Die 6.500 Spritzen waren eine Spende aus einem Bestand einer Firma. Eine weitere Bestellung auf dem Markt war lange Zeit insgesamt nicht möglich.
Frage 4:
Verlässt sich die Landeshauptstadt München auf die Lieferung des Bayerischen Gesundheitsministeriums oder werden noch weitere Spritzen in Eigenregie erworben?
Antwort:
Das Bayerische Gesundheitsministerium (StMGP) informierte das GSR mit Schreiben vom 11.1.2021, dass eine Kostenübernahme für die Eigenbeschaffung zugesichert wurde. Insofern wurden neben der Lieferung durch das StMGP auch weitere geeignete Spritzen durch das GSR bestellt, sofern sie auf dem freien Markt verfügbar waren.
Frage 5:
Welchen Grund gibt es, zertifizierte Medizinprodukte erneut einer internen Überprüfung zu unterziehen? Wie lange dauert eine solche Prüfung?
Antwort:
Die Prüfung der gelieferten Medizinprodukte durch die Logistik und die ärztliche Leitung des Impfzentrums ist wichtiger Bestandteil des Qualitätsmanagements, bevor die Produkte im Impfzentrum zur Anwendung kommen. Diese ist in der Regel rasch nach Lieferung durch eine Sichtprüfung möglich.
Hintergrund: Die Prüfung der Medizinprodukte wird erforderlich, da es verschiedene Herstellungsformen bei Spritzen gibt. Eine wesentliche Unterscheidung dabei ist, ob Silikon verwendet wird oder nicht. U.a. war die Prüfung auf diesen Bestandteil gerichtet, um die silikonfreien Spritzen zu identifizieren und dem Gebrauch zuzuführen.
Frage 6:
Wann erhält die Stadt München die Lieferung durch das Bayerische Gesundheitsministerium sowie die Lieferung durch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit?
Antwort:
Die erste zugesicherte Lieferung in Höhe von 50.000 Spritzen erfolgte ab der 9. bzw. 10. KW.
Frage 7:
Bis wann rechnet das Gesundheitsreferat mit einer ausreichenden Menge an Spritzen, um die vorhandenen Ampullen des Biontech Impfstoffes optimal nutzen zu können?
Antwort:
Anfangs kam es immer wieder zu Engpässen in der Verfügbarkeit der 1ml Spritzen. Soweit möglich wurden diese Engpässe durch den Einsatz von Eigenmitteln (Bestellung GSR, Spenden) überbrückt. Ab Ende Januar 2021 konnten die 1ml Spritzen durchgehend für die Gewinnung von sechs Impfdosen pro Vial genutzt werden.
Frage 8:
Wann werden die kleineren Spritzen flächendeckend eingesetzt, um insgesamt 20% mehr Menschen impfen zu können?
Antwort:
Die 1ml Spritzen ohne Totraum zur Gewinnung einer sechsten Dosis wurden eingesetzt, sobald die offizielle Freigabe der EMA am 8.1.2021 erfolgte. Flächendeckend erfolgte der Einsatz mit ausreichender Bevorratung aus verschiedenen Quellen seit Ende Januar 2021. Mittlerweile besteht ein ausreichender Vorrat mit definierten Lagermindestbeständen, die sich an der Impfplanung auf Basis der avisierten Impfstofflieferungen orientieren.