St.-Pauls-Platz: Ausgezeichnete Neugestaltung Archiv
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Rathaus Umschau 180 / 2022, veröffentlicht am 20.09.2022
Der vom Baureferat neu gestaltete St.-Pauls-Platz wurde beim Wettbewerb „Wohlfühlplätze – Fußgänger*innenfreundliche Stadt- und Dorfplätze“ mit einem von vier zweiten Preisen ausgezeichnet. Der Preis wird von den Vereinen SRL (Vereinigung für Stadt-, Regional- und Landesplanung), Fuss e.V. (Fachverband Fußverkehr Deutschland) und VCD Bayern (Verkehrsclub Deutschland) ausgelobt. Insgesamt hatten sich 29 Kommunen mit 30 Projekten aus ganz Bayern beworben. Die Jury des Wettbewerbs bewertete das Projekt wie folgt:
„Auf der Grundlage einer Bürgerbeteiligung ist es mit der Umgestaltung des St.-Pauls-Platzes in München gelungen, einen attraktiven Stadtplatz im Quartier mit hoher Aufenthaltsqualität zu schaffen. Die Umwidmung als Fußgängerzone im westlichen Bereich der Kirche gibt allen Bürger*innen des Viertels und darüber hinaus die Gelegenheit, einen vorher dem Kfz-Verkehr vorbehaltenen öffentlichen Raum nun für sich zu nutzen. Die zusätzliche, das weitere Umfeld betreffende Verlagerung und Reduzierung von Stellplätzen erweitert diesen Effekt über diesen Bereich hinaus. Mit Hilfe von Baumpflanzungen und einem Blühbeet werden in dem aufgrund von Zwangspunkten nur eingeschränkt veränderbaren städtischen Raum dennoch den Ansprüchen einer klimaangepassten Stadt und einer höheren Biodiversität Rechnung getragen. Aufgewertet wurde weiterhin der Stellenwert des bereits vor Ort befindlichen Brunnens, der im Zuge einer Verlagerung eine deutlich höhere Sichtbarkeit erfährt. Eine barrierefreie Erreichbarkeit des ÖPNV sichert die Teilhabe aller. Zusätzliche Sitzbänke ermöglichen das Verweilen vor Ort.
Alles in allem handelt es sich um ein Projekt, welches weitgehend vorbild- haft die Anforderungen eines ,Wohlfühlplatzes‘ im Sinne der Auslobung umsetzt.“
Der St.-Pauls-Platz im Stadtbezirk Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt wurde ab März 2019 auf der Grundlage der Planung von BEM Landschaftsarchitekten Stadtplaner umgestaltet. Dafür hatte der Stadtrat im Januar 2019 die Ausführungsgenehmigung erteilt. Der Umbau des Platzes wurde im Juli 2020 termingerecht abgeschlossen und hat 3,35 Millionen Euro gekostet. Die Planungen wurden mit dem Städtischen Beraterkreis Barrierefreies Planen und Bauen, in der Heimat-und-Denkmalpflege-Sitzung sowie der Kommission für Stadtgestaltung abgestimmt.
Mit dem neu gestalteten Platz hat die Ludwigsvorstadt einen attraktiven innerstädtischen Ruhepol hinzugewonnen. „Weniger Parkplatz, mehr Grün und Sitzmöglichkeiten“ forderten die beteiligten Anwohner*innen. Denn hier hatte die Standortanalyse, die der Bürgerbeteiligung und Planung vorausging, die Dominanz des Autoverkehrs bestätigt. Die Anwohner*innen wünschten sich zudem mehr Übersicht und dadurch ein besseres Sicherheitsgefühl. Im Ergebnis konnte durch einige effiziente Maßnahmen deutlich mehr Aufenthaltsqualität rings um St. Paul, Münchens zweithöchste Kirche, erreicht werden. Allen voran erfolgte die Umwidmung der Verkehrsflächen vor dem Westportal der Kirche in eine Fußgängerzone. Dadurch ist eine zentrale Platzfläche mit einem besonderen Natursteinbelag entstanden, auf der neue Bäume gepflanzt werden konnten.
Auch der Brunnen, der bislang auf der Südseite der Kirche ein Schattendasein fristete, wurde hierher versetzt und markiert nun zusammen mit zwei insektenfreundlich bepflanzten Schmuckbeeten einen attraktiven Raum. Auf den zahlreichen Sitzgelegenheiten kann man in Ruhe Platz nehmen und in die Kronen der alten Bäume schauen, die behutsam ausgelichtet und um insgesamt 19 neu gepflanzten Bäume rings um die Kirche ergänzt wurden.
Für die Planung von Platzneugestaltungen hat das Baureferat ein modifiziertes Verfahren zur frühzeitigen und regelmäßigen Bürgerbeteiligung generell für Platzgestaltungsprojekte entwickelt, bei dem die Bürger*innen bereits vor Beginn der Planung miteinbezogen werden. Das Verfahren wurde für den St.-Pauls-Platz und vier weitere Plätze erfolgreich erstmalig angewendet.