Diskussionswürdige Denkmäler: Kunstprojekte und Forum Archiv
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Rathaus Umschau 188 / 2022, veröffentlicht am 30.09.2022
Mit der Reihe „past statements. Denkmäler in der Diskussion“ knüpft München an die internationale und lokale Auseinandersetzung mit diskussionswürdigen Denkmälern an. Aktuell und noch bis November sind dazu künstlerische Interventionen am Siegestor, im Alten Botanischen Garten, in der Prinzregentenstraße und im Stadtraum zu erleben. Ein öffentliches Forum, veranstaltet vom Kulturreferat mit dem Haus der Kunst und Freispiel Kulturagentur, will eine kritische, vielstimmige und kreative Debatte ermöglichen. Es findet am Freitag, 7., und Samstag, 8. Oktober, im Haus der Kunst statt unter dem Titel „past statements – present futures“. Am Sonntag, 9. Oktober, wird ein Stadtspaziergang mit Künstlergesprächen angeboten.
„Denkmäler tragen Botschaften, die bis heute Bedeutung haben, oder sie transportieren bisweilen Inhalte, die längst überholt sind oder bewusst abgelehnt werden: Sie verherrlichen Krieg und Gewalt, feiern Helden vergangener Zeiten, transportieren Vorurteile und grenzen aus. Sie sind fragwürdig geworden“ so Kulturreferent Anton Biebl. „Mit der Reihe ,past statements´ geben wir der öffentlichen Auseinandersetzung Raum und hören zu.“ „past statements“ wird gefördert vom Kulturreferat (Public Art & Public History).
Forum „past statements – present futures“
Am Freitag, 7. Oktober, widmet sich das Forum im Haus der Kunst von 12 bis 19 Uhr den Panels „Zwischenwelten / In-Between Words“ mit Gürsoy Doğtaş, Samet Leyla, Leyla Jagiella, Nabila Abdel Aziz, Gisela Kollmann, Sandra Chatterjee, Arko Mukhaerjee, zusammengestellt von Cana Bilir-Meier & Saboura Naqshband, und „Black Arts Movement School Modality Session on Alternative Monument Making“ zusammengestellt von Romi Crawford. Am Samstag, 8. Oktober, sind von 10.15 bis 20.30 Uhr drei Panels: „Movement, Environment, AR“ mit Farhad Khalid & Mikala Hyldig Dal, Marina Pugliese und Sandra Beate Reimann, zusammengestellt vom Haus der Kunst, „Natur und Kultur des Erinnerns – On Nature and Culture of Memory“ mit Dr. Ibou Diop, Dr. Dan Hicks, Anna Yeboah, Dr. Tapiwa Guzha, Nicolas Premier, zusammengestellt von Nadja Ofuatey-Alazard sowie „Transmissions“ mit Tony Cokes, Olaf Nicolai, Dana Kavelina, zusammengestellt vom Haus der Kunst.
Konferenzsprachen: Deutsch und Englisch. Anmeldung unter www.hausderkunst.de.
Kunstprojekte „past statements“
Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden folgende Projekte ausgewählt und sind im Stadtraum zu erleben:
„Ein Ort für ein Wort. Ein Wort für einen Ort (Ein Zeitzeichen)“ von Michele Bernardi: noch bis 30. November, Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Prinzregentenstraße 28/ Oettingenstraße. Drei Hakenkreuze an den Fenstern des historischen Gebäudes werden überschrieben mit den Begriffen „gestern“, „heute“, „morgen“. Eine Auseinandersetzung mit dem propagandistischen Erbe des Dritten Reichs und dessen Aufarbeitung.
„Herabsetzung als Kunst – eine Analyse“, Department für öffentliche Erscheinungen: noch bis 10. November, Plakatflächen im Stadtraum. Herabgesetzt wird ein Reiter von seinem Pferd und das Pferd von seinem Sockel: Das Standbild von Otto I. von Wittelsbach wird in seine Einzelteile zergliedert und zu einer Collage auf Großplakaten im Stadtraum. Damit wird die Wirkmacht der Erhöhung als kultische Strategie der Würdigung und Verehrung hinterfragt.
„Maria Luiko, Trauernde, 1938“ von Michaela Melián: noch bis 18. November, Alter Botanischer Garten, Elisentraße. Der in der NS-Zeit erbaute Neptunbrunnen wird mit einer Baustellenplane verhüllt, die eine Abbildung der Arbeit „Trauernde“ (1938) der jüdischen Künstlerin Maria Luiko zeigt. Das Motiv einer anonymen trauernden Frau ist eine aussagekräftige Gegenantwort auf die Herrscherpose des kraftstrotzenden männlichen Neptunkörpers. (Foto: Tobias Hase/Kulturreferat)
„Victory Spikes“ von Steinbrener / Dempf & Huber: noch bis 19. November, Siegestor. Überdimensionierte Taubenabwehrspikes auf dem Siegestor lassen an eine riesige Taube denken. Und die Taube als Friedenssymbol ist eine weitere Assoziation. Die Künstler lassen offen, ob die Friedensbewegung oder die allgemeine Aufrüstung in Europa thematisiert wird. (Foto: Tobias Hase/Kulturreferat)
„#MakeUsVisible x denkFEmale“, XRE (Extended Reality Ensemble) und denkFEmale: noch bis 31. Oktober, Eröffnung am 30. September um 18 Uhr in der Monacensia im Hildebrandhaus. Mehr als 90 Prozent der Statuen in München portraitieren Männer. Gut die Hälfte der Menschen sind nicht männlich. Das Projekt stellt die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit bei der Erinnerung im öffentlichen Raum. AR (Artifical Reality) Monumente werden neben bestehende Denkmäler gestellt, um den Blick zu weiten.
Achtung Redaktionen: Infos zu „past statements“ auf http://www.publicartmuenchen.de – dort sind auch Pressefotos zum Download verfügbar unter „Presse“. Fragen beantwortet die Pressestelle des Kulturreferats unter Telefon 233-26005 oder per E-Mail an presse.kulturreferat@muenchen.de.