Gerontopsychiatrischen Dienst mit Hausbesuchen etablieren
Antrag Stadtrats-Mitglieder Alexandra Gaßmann, Ulrike Grimm und Rudolf Schabl (Stadtratsfraktion der CSU mit FREIE WÄHLER) vom 8.8.2022
Antwort Gesundheitsreferat:
Sie beantragen, die Gerontopsychiatrischen Dienste in der Landeshauptstadt München um das Angebot aufsuchender Hausbesuche zu erweitern.
Ihr Einverständnis vorausgesetzt erlaube ich mir, Ihren Antrag als Brief zu beantworten und teile Ihnen auf diesem Wege Folgendes mit:
In der Landeshauptstadt München gibt es vier Gerontopsychiatrische Dienste (GpDi) in unterschiedlicher Trägerschaft der freien Wohlfahrtspflege. Gemäß der Umsetzung der Forderungen aus der Psychiatrieenquete werden diese ambulanten Hilfen wohnortnah angeboten, d.h. aufgeteilt in die vier psychiatrischen Versorgungsregionen – Sektor Nord, Ost, Süd und West. Hauptleistungsträger ist wie in allen Bereichen der psychiatrischen Versorgung der Bezirk Oberbayern. Zusätzlich erhalten alle GpDi ergänzende Sachmittelpauschalen durch die Landeshauptstadt München in Höhe von insgesamt 68.700 Euro jährlich (Stand 2021). Zielgruppe der GpDi sind Menschen ab 60 Jahren mit psychischen Erkrankungen wie z.B. schizophrenen Störungen, affektiven Störungen, Demenz, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatischen Belastungsstörungen u.a., aber auch Menschen über 60 Jahre, die von einer psychischen Erkrankung bedroht sind oder sich in einer psychischen Krise befinden.
Mittelbar von einer psychischen Erkrankung im Alter Betroffene wie Angehörige, Freund*innen, Bekannte, Nachbar*innen sowie Fachkräfte aus Einrichtungen, die im Kontakt mit psychisch erkrankten Menschen über etwa 60 Jahren stehen, erhalten ebenfalls Unterstützung durch die GpDi.
Ziele sind die Vermeidung oder Verringerung von stationären Aufenthalten bei psychischen Erkrankungen im Alter, der Erhalt des gewohnten Lebensumfeldes so lange als möglich und die Vermittlung in adäquate medizinische, pflegerische und/oder psychosoziale Behandlung.
Ebenso wird der Umgang mit einer psychischen Erkrankung im Alltag unterstützt, die individuellen Ressourcen und Kompetenzen und die sozialen Fähigkeiten und Beziehungen gefördert. Wichtiges Ziel ist dabei die Vermeidung von Vereinsamung, Vernachlässigung und Ausgrenzung psychisch erkrankter älterer Menschen und die Unterstützung des familiären undweiteren sozialen Umfelds, insbesondere der pflegenden Angehörigen.
Diese Ziele der GpDi werden erreicht durch Beratung, vorläufige Diagnosestellung, Vermittlung in und Sicherung von ambulanten Hilfen oder stationärer Behandlung, Hilfestellung bei der Alltagsbewältigung, Beratung und Unterstützung zur existentiellen Absicherung sowie Vermeidung von Pflegebedürftigkeit bzw. Verbesserung der Pflegeumstände. Angehörige erhalten Angebote zur Entlastung, Vermittlung von Hilfsangeboten und Selbsthilfe und nicht zuletzt im Bedarfsfall Krisenintervention.
Das breite Angebotsspektrum aller GpDi beinhaltet schon immer auch aufsuchende Arbeit und Hausbesuche bei Klient*innen und ihren An- und Zugehörigen. Im Jahr 2021 fanden insgesamt 3.284 Beratungskontakte durch alle GpDi in Form von Hausbesuchen statt.
Bei einer Gesamtzahl von 9.117 Beratungskontakten entspricht der Bereich der aufsuchenden Arbeit hier mit 36% mehr als einem Drittel der Beratungstätigkeit. Selbstverständlich kooperieren die GpDi engmaschig mit den Alten- und Service-Zentren und anderen relevanten Institutionen. Alle GpDi sind zudem in den einschlägigen Gremien wie den Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften (PSAGen) und der MARGE (Münchner Arbeitsgemeinschaft Gerontopsychiatrie) vertreten und mit anderen Anbieter*innen im Bereich psychosozialer und psychiatrischer Versorgung gut vernetzt.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.