Maßnahmen an Schulen gegen geschlechtsspezifische Gewalt Archiv
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Rathaus Umschau 235 / 2022, veröffentlicht am 08.12.2022
Die Landeshauptstadt München weitet ihr Engagement gegen geschlechtsspezifische Gewalt aus. Mehrere wichtige Bausteine zur Intervention und Prävention in diesem Bereich existieren zwar bereits, wie etwa das im März vorgestellte Handbuch „War doch nur Spaß“ zum Umgang mit Grenzverletzungen und Alltagsgewalt gegen Mädchen in der Schule. Dennoch besteht weiterhin Handlungsbedarf, um negativen Auswirkungen von geschlechtsspezifischer Gewalt frühzeitig entgegenzuwirken.
Der Schwerpunkt der nun durch den Bildungsausschuss des Stadtrats beschlossenen Maßnahmen liegt auf Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskursen und der entsprechenden Ausbildung von Trainer*innen sowie einer Ausweitung geeigneter Fortbildungsangebote. Dazu werden dauerhaft drei neue Stellen beim Pädagogischen Institut des Referats für Bildung und Sport (RBS) eingerichtet und rund 186.000 Euro Sachkosten eingesetzt.
Langfristiges Ziel ist es, allen Kindern und Jugendlichen im Laufe ihres Besuchs einer städtischen Bildungseinrichtung die Teilnahme an einem intersektionalen feministischen beziehungsweise geschlechterreflektierten Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurs zu ermöglichen. Mit den vom Stadtrat trotz der aktuellen Haushaltslage eingesetzten Ressourcen können hier nun gezielt ausgebildete Selbstbehauptungstrainer*innen hochwertige Kurse für Schulklassen oder bestimmte Gruppen von Schüler*innen durchführen. Jährlich sollen mindestens 30 Selbstbehauptungstrainings durchgeführt werden, wobei mit einer steigenden Nachfrage gerechnet wird.
Grundlage dafür ist neben der Ausbildung von Trainer*innen die Erarbeitung von Qualitätsstandards für die Selbstbehauptungs- und Selbstverteidigungskurse. Zusätzlich ist es wichtig, das Grundwissen für Personal an städtischen Schulen beim pädagogischen und rechtlichen Verhalten zu sichern sowie die Fortbildungsangebote zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt zu intensivieren. Denn entscheidenden Einfluss für die Bereitschaft zur Offenlegung erlebter sexueller Übergriffe in der Schule hat Studien zufolge die Fortbildung des Schulpersonals. Ausgebildete Lehrkräfte können wirksame Projekte und strukturelle Verbesserungen gestalten, gezielt und kompetent Kolleg*innen in der Gestaltung einbinden und externe Angebote nutzen. Und schulische Bezugspersonen können mit einfühlsamen und unterstützenden Reaktionen einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass Schüler*innen Gewalterfahrungen besser verarbeiten können. Ergänzend werden daher die Beratungsmöglichkeiten für betroffene und beschuldigte Schüler*innen, ihre Eltern sowie Zeug*innen oder Lehrkräfte intensiviert, indem ein*e Schulpsycholog*in mit Expertise das Team des Zentralen Schulpsychologischen Dienstes verstärkt.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt erleben eine schwere Verletzung ihrer Grenzen. Die Landeshauptstadt München muss ihren Teil dazu beitragen, Prävention und Schutz für betroffene Mädchen und Frauen zu gewährleisten.“
Stadtschulrat Florian Kraus: „Unsere Schulen sollen sichere Räume für Schüler*innen sein. Daher setzen wir die Istanbul-Konvention weiter konsequent um und entwickeln wirkungsvolle Maßnahmen, um Gewalt- und Missbrauchserfahrungen präventiv zu begegnen.“