Münchner Abwasser als dauerhaftes Frühwarnsystem für Covid-19
etablieren
Antrag Stadtrats-Mitglieder Kathrin Abele, Verena Dietl, Anne Hübner, Christian Müller, Klaus Peter Rupp, Dr. Julia Schmitt-Thiel, Julia Schönfeld-Knor und Micky Wenngatz (SPD/Volt-Fraktion) vom 23.7.2021
Antwort Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek:
Sie beantragen, dass das Gesundheitsreferat in Zusammenarbeit mit der Münchner Stadtentwässerung und der LMU, die Studie zum Corona-Abwassermonitoring als dauerhaftes Frühwarnsystem in München entwickelt, etabliert und dem Stadtrat bis 2022 über den Fortgang berichtet. Zielsetzung soll dabei die frühzeitige Erkennung der Entwicklung bei den Münchner Corona-Fallzahlen sein.
Zu Ihrem Antrag vom 23.7.2021 teile ich Ihnen Folgendes mit:
Die Etablierung eines Abwasser-Monitorings im Bereich der Landeshauptstadt München – auch über die derzeitige Pandemie hinaus – ist auch dem Gesundheitsreferat ein Anliegen.
Ihrem Antrag wird insoweit bereits seit längerem durch kontinuierlich laufende Untersuchungen zur Nachverfolgung der SARS-CoV-2 RNA Viruslast im Rahmen eines Abwasser-Monitoring-Projekts entsprochen.
Das laufende Forschungsprojekt „Prospektive COVID-19 Kohorte München“ (KoCo19) wird vom Bayerischen Wissenschaftsministerium mitfinanziert und unter anderem städtischerseits vom Gesundheitsreferat (GSR), der Stadtentwässerung und der Branddirektion unterstützt. Im Rahmen dieser Studie besteht ein enger Datenaustausch des Forschungsteams des Tropeninstituts am Klinikum der Ludwig-Maximi-
lians-Universität (LMU) München mit dem GSR. Über eine etablierte Datenschnittstelle stellt das GSR datenschutzgerecht Meldedaten der Erkrankungen, akkumuliert für die Bereiche der jeweiligen Einzugsgebiete, bereit. Frühere Ergebnisse dieser Studie wurden international publiziert. https://www.lmu-klinikum.de/aktuelles/pressemitteilungen/abwasser-moni-toring-als-pandemie-fruhwarnsystem-fur-metropolen/61b62bd5bf2b7d7d
Das Forschungsteam hat das Abwasser der letzten Wochen auch auf die sogenannte Omikron-Variante des Coronavirus untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass die Variante zwar bis Ende November nicht im Abwassersystem des Münchner Stadtgebiets nachweisbar war, in mehreren imDezember entnommenen Proben aber bereits detektiert werden konnte. Dies bedeutet, dass die Omikron Variante beginnt, sich flächendeckend in München auszubreiten.
Ein weitergehendes Projekt „Integrative modeling of the spread of Serious Infectious Diseases (INSIDe)“ zum Abwassermonitoring ist bereits von der LMU beim Bundesministerium für Bildung und Forschung beantragt. Die Genehmigung dieses Projekts steht noch aus.
Ein Konsortium unter Beteiligung der LMU, der Bundeswehrhochschule, DLR und dem Mathematischen Institut der Universität Bonn/Helmholtz Gesellschaft München plant eine Simulation und Verteilung des Abwassers in München zu erstellen. Hierbei sind entsprechende Compound Probenehmer und Personal zur Wartung/Bedienung für 3 Jahre beantragt. Auch für dieses Projekt erfolgte von Seiten des GSR sowie dem Bayerischen Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit die ausdrückliche Zusage einer vollen Unterstützung.
Von dem Projekt INSIDe erhofft sich das GSR durch die Kombination mehrerer Methoden und Datenquellen eine Verbesserung der Vorhersagbarkeit der Ausbreitung von Infektionskrankheiten. Insbesondere die Einbindung von Abwasserproben ist hierbei hochgradig relevant und in dieser Form aus GSR-Sicht einmalig. Aus den Ergebnissen der Studie können neben wissenschaftlichen Erkenntnissen auch Rückschlüsse für das politische Vorgehen in der aktuellen SARS-CoV-2- und in zukünftigen Epidemien gezogen werden.
Um Kenntnisnahme der vorstehenden Ausführungen wird gebeten. Ich gehe davon aus, dass die Angelegenheit damit abgeschlossen ist.