Nach Abschluss der ersten Phase des Projekts „München rettet Leben“ ziehen Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek und Dr. Thorsten Kohlmann, erster Vorsitzender des Projektpartners Arbeitskreis Notfallmedizin und Rettungswesen e.V. (ANR), eine positive Zwischenbilanz. Bei dem Projekt „München rettet Leben“ werden registrierte Ersthelfer*innen, die sich zufällig in der Nähe eines Notfalls mit Herz-Kreislauf-Stillstand befinden, über die App „Mobile Retter“ auf dem Smartphone alarmiert. So sind sie in kürzester Zeit am Einsatzort und können noch vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes mit der Herzdruckmassage beginnen.
Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek: „Die erste Pilotphase hat gezeigt, was ,München rettet Leben‘ leisten kann. Im ersten halben Jahr seit Pro- jektstart konnten knapp 100 Einsätze von Ersthelfer*innen übernommen werden. Bei den bisherigen Einsätzen lag die durchschnittliche Distanz zwischen den Benachrichtigten und dem Einsatzort bei 460 Metern. Die durchschnittliche Zeit bis zum Eintreffen der Ersthelfer*innen betrug dabei 1:27 Minuten. Der Faktor Zeit ist essenziell: Bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes kann eine gut ausgeführte Herzdruckmassage die Überlebenswahrscheinlichkeit um das Dreifache erhöhen.“
In einer ersten Phase des Projekts „München rettet Leben“ wurden aktiv im Rettungs- und Notarztdienst Tätige durch eine App alarmiert und zu einem Einsatz in der Nähe gelotst, um frühzeitig mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen. Aktuell sind rund 260 Personen für die Alarmierung über die „Mobile Retter“-App freigeschaltet. Insgesamt sind bereits mehr als 1.000 Personen registriert, die nun sukzessive freigeschaltet werden. Jetzt startet die zweite Phase: (Zahn-)Ärzt*innen, Gesundheits- und Krankenpfleger*innen sowie ausgebildete Sanitäter*innen können sich an „München rettet Leben“ beteiligen.
Hintergrund für das Projekt ist die im Ländervergleich nach wie vor zu niedrige Reanimationsquote in Deutschland. Jährlich erleiden mehr als 70.000 Menschen in Deutschland einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses, nur zehn Prozent davon überleben. Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand zählt jede Minute: Bereits drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff können das Gehirn irreparabel schädigen. Bis der Rettungsdienst eintrifft, dauert es jedoch durchschnittlich neun Minuten. Nur in 40 Prozent der Fälle helfen medizinische Laien vor Ort und führen vor dem Eintreffen der Notärztin bzw. des Notarztes eine Herzdruckmassage durch. Ein Beispiel für den Ablauf eines Einsatzes im Zuge des Projekts: Der 23-jährige Ersthelfer Felix Heindl, Medizinstudent im 10. Semester an der Technischen Universität München (TUM) und Beschäftigter bei einer Münchner Rettungsorganisation, wurde am 24.12.2021 vormittags das erste Mal mittels der „Mobile Retter“-App alarmiert. Er nahm den Einsatz an und war bereits drei Minuten später an der betreffenden Wohnungstür. Die Tochter der Patientin öffnete ihm, sie hatte beobachtet, wie ihre 90 Jahre alte Mutter am Esstisch die Augen verdrehte und bewusstlos wurde. Bei der Atemkontrolle fiel dem Ersthelfer eine Schnappatmung auf, also eine reflexartige, ineffiziente Form der Atmung, die bei einem Kreislaufstillstand auftritt. Er begann umgehend mit der Reanimation. Nach rund drei Minuten Herz-Lungen-Wiederbelebung kehrte der Kreislauf zurück, so dass beim Eintreffen des Rettungsdienstes bereits wieder ein Puls tastbar war. Die Patientin erlangte im Rettungswagen wieder vollständig das Bewusstsein.
Dr. Thorsten Kohlmann, Erster Vorsitzender des Arbeitskreises Notfallmedizin und Rettungswesen e.V. (ANR): „In medizinischen Notfallsituationen ist die Zeit oft ein ganz entscheidender Faktor. Der geschilderte Einsatz zeigt, wie gut sich unser Projekt ,München rettet Leben‘ in die bereits bestehenden Systeme integriert. Von der professionellen Disposition durch die Integrierte Leitstelle, über Konzepte wie Telefonreanimation, First Responder und Helfer vor Ort bis hin zum Rettungs- und Notarztdienst: hier greift alles perfekt ineinander.“
Die notwendigen finanziellen Mittel für das Alarmierungssystem und die Betreuung der Ersthelfer*innen wurden vom Stadtrat im Juli 2017 bereitgestellt. Bewilligt wurden 166.500 Euro als Anschubfinanzierung und insgesamt 177.000 Euro an dauerhaften jährlichen Zuschüssen für Projektpartner. Der Aufbau des Angebots erfolgt in Stufen: Den Anfang machten im September 2021 aktiv im Rettungs- und Notarztdienst Tätige; es folgen weiteres ärztliches und pflegerisches Personal und schließlich Personen mit medizinischen Qualifikationen sowie geschulte Laien.
„München rettet Leben“ ist ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt München mit dem Arbeitskreis Notfallmedizin und Rettungswesen e.V. (ANR), der Integrierten Leitstelle, des Rettungszweckverbands und der ärztlichen Leitung Rettungsdienst sowie des Landkreises München.
Weitere Infos gibt es unter www.muenchen.de/muenchen-rettet-leben sowie auf den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und Twitter.
Gesundheitsreferentin Beatrix Zurek mit dem Ersten Vorsitzenden des Arbeitskreises Not- fallmedizin, Thorsten Kohlmann (rechts), und Ersthelfer Felix Heindl. (Foto: Michael Nagy/ Presseamt München)