Die Stadt vergibt in diesem Jahr Popmusik-Produktionsstipendien in Höhe von jeweils 8.000 Euro an Carl Gari, G.Rag y los Hermanos Patchekos, Kim_Twiddle, Malva und Tom Wu. Weitere vier Stipendien in Höhe von jeweils 2.000 Euro werden an die Künstler*innen Beifer, Momo Novus, Stabat Kater und USCHI vergeben. Die Stipendien sollen die Münchner Künstler*innen dabei unterstützen, aufwändige und anspruchsvolle Musikproduktionen umzusetzen. Mit den Stipendien möchte die Stadt in erster Linie noch nicht etablierte Musikschaffende im Bereich der Popmusik in ihrem Werdegang unterstützen und stärken. Über die Vergabe hat der Kulturausschuss am heutigen Dienstag auf Empfehlung einer vorberatenden Jury entschieden. Nach der Erhöhung der Fördermittel für die Pop-Produktionsstipendien durch den Stadtrat Anfang des Jahres 2022 konnten nun erstmals mehr Musiker*innen als in den Vorjahren unterstützt werden. Konnten in den Jahren 2019 bis 2021 jeweils drei Stipendien zu je 6.000 Euro vergeben werden, werden ab dem Jahr 2022 nun fünf Stipendien zu 8.000 Euro und weitere vier Stipendien à 2000 Euro vergeben, um die Münchner Popmusik-Szene noch besser zu unterstützen.
Jurybegründungen (Auszüge):
Carl Gari
Die Münchner Gruppe Carl Gari existiert seit 2014 und gehört aktuell zu den spannendsten und vor allem international gefragtesten Gruppen der Landeshauptstadt […]. Carl Gari spielen in der höchsten Liga der internationalen (Pop-)Musikwelt mit und haben sich zwischen der Clubkultur und der Kunstwelt eine eigene Nische geschaffen.
Ihr Sound ist dabei abstrakt und experimentell, aber nie verkopft, denn immer emotional höchst eindringlich. In kunstvollster Manier verwischen sie die Grenzen zwischen atmosphärischen Stilen wie Ambient, Drone & Dub mit den Rhythmen der elektronischen Tanzmusik von Electro, Techno & Trance. [...]
Mit dem Stipendium möchte die Band, [...] nun ihr erstes Album veröffentlichen. Standen die letzten Veröffentlichungen im Zeichen der fruchtbaren Kollaboration mit dem ägyptischen Musiker Abdullauh Miniawy, wird sich die Band mit dem kommenden Debütalbum ein eigenes, vielseitiges, aber gewohnt tiefgreifendes Zeugnis ihrer außergewöhnlichen Fähigkeiten und ihres einzigartigen Stils schaffen. [...]
G.Rag y los Hermanos Patchekos
G.Rag y los Hermanos Patchekos sind ein Kollektiv aus vielen bekannten Münchner Musiker*innern […]. „Künstlerisch eigenwillig, geschäftlich unabhängig und wirtschaftlich unsinnig” hat sich die Band dabei auf die Fahnen geschrieben. Denn seit nunmehr 20 Jahren rumpelt sich die Band durch alle möglichen Genres dieser Erde und taumelt zwischen kaputten Cumbia, Blues, Punk oder bayrischen Cajun, um nur einige wenige Genres zu nennen.
Die Band [...] ist ein nicht mehr wegzudenkender Fels in der subkulturellen Brandung Bayerns und vor allem Münchens. Hier steht nicht das Individuum für die Band, sondern das gemeinschaftliche und kameradschaftliche im Vordergrund. Sie sind damit eine wichtige Inspiration für die Münchner Musikszene und regen zur weiteren Vernetzung und Kollaboration an: dem Grundstein jeder vitalen Musik- und Kulturszene. […] Sie interpretieren Stücke auf ihr ganz eigene, spezielle Form, sodass hier ein neues, eigenes, wahrlich unvergleichliches Genre für sich entsteht, das die Band liebevoll selbst als „Mediterranean Caribbean Trash Folk” beschreibt. Das Popmusik-Produktionsstipendium soll dabei genutzt werden, das 9. Studioalbum der Band zu unterstützen.
Kim_Twiddle
Kim Ramona Ranalter alias Kim_Twiddle ist Musikkünstler*in, Produzent*in von elektronischer Tanzmusik und spielt ihre Gigs als Techno-DJ* Live mit analoger Hardware, ganz ohne Laptop. [...] „Twiddle-Sound zwischen Nostalgie, SciFi und konkret analogem Urknall” lautet Ihre Definition, welche die Hörer*innenschaft mit Ambient, Hip-Hop, Brazilelectro, House, Techno und Trance konfrontiert. [...] Das Stipendium möchte sie dafür nutzen, das Live-Set “KIM_TWIDDLE (UPCOMING!) LIVE” als EP zu produzieren und die B-Seite mit queer-feministischen Artists „of all Backgrounds” zu erweitern. […] Entstehen werden „rotzig beseelte Songs”, die bei einem Release-Konzert in Kooperation mit only FLINTA* (Female, Lesbian, Inter*, Non-binary, Trans*, Agender) aufgeführt werden. [...]
Malva
[...] Die 19-jährige Künstlerin aus München hat in ihrem jungen Leben die Welt bereits für das erkannt, was sie ist – und kam nicht umhin, darüber in Kummer zu verfallen. All der Tristesse, dem Gefühl der Ausweglosigkeit und den Zukunftsängsten möchte sie mit ihrer Musik etwas gegenüberstellen. Etwas, das Mut macht; eine gewisse Leichtigkeit, die die Schwere der Vernunft für einen Moment aufzubrechen weiß. Es ist diese Verbindung zwischen Weltschmerz und Jugend, die Malvas Musik so besonders macht. [...]
[…] Ihre Songtexte und vertonten Gedichte schreibt die junge Musikerin auf Deutsch und Englisch, die Musikvideos zum selbst komponierten Indiepop-Chanson dreht sie ebenfalls selbst: Malva ist eben ein Allround-Talent. Sie ist ehrlich, hat Angst, hat Mut, will sich ausdrücken und gehört werden. Ihre Musik strahlt Wärme und Zärtlichkeit aus, ist minimalistisch arrangiert und platziert gleichzeitig alle Details genau dort, wo sie hingehören. [...]
Tom Wu
Thomas Wühr ist seit 2010 als singender, fulminanter Solo-Schlagzeug Performer unter dem Namen „Tom Wu” in München unterwegs. Seine Musik vereint New Wave-artige Synthesizer, massive Basslines, Lofi-Soundflächen und gelegentlich Flöten-, Gitarren- aber auch Trompeten-Ar- rangements. Seine Stücke sind vertrackt, hin und wieder auch ambivalent. Tom Wu arbeitet sich ekstatisch am Schlagzeug ab, bedient gleichzeitig Synthesizer via Touchpads und schreit ungehemmt, manchmal auch etwas schwermütig, ins Mikrofon. Das Publikum nimmt er dabei Konzert für Konzert auf eine tanzbare Reise in fremde Welten. Die Texte wirken wie Collagen, erzählen Außenseitergeschichten von Einsamkeit, Perversion, sexuellem Verlangen, von Abgründen und Albernheiten. […] Das Popmusik-Produktionsstipendium wird Tom Wu die Realisierung der Produktion und Veröffentlichung eines neuen Albums sowie eines Musikvideos ermöglichen..
Beifer
Sebastian „Beifer“ Pfefer verbindet in seinen Kompositionen verschiedenste Genres, elektronische, sphärische, sanfte und warme Klänge, um daraus etwas Neues zu erschaffen. Seit 2018 studiert der junge Musiker Jazz-Klavier an der Hochschule für Musik und Theater in München und experimentiert mit Elementen aus der elektronischen Musik und aus dem Jazz. Dies klingt faszinierend und spannend zugleich. Die Jury möchte die vielversprechenden Ansätze des jungen Musikers mit einem Popmusik-Produktionsstipendium in Höhe von 2000€ weiter unterstützen.
Momo Novus
Momo Novus ist der Künstlername von Pascal Momboisse. […] In seinen street-smarten und stilistisch vielfältigen Raps verhandelt und hinterfragt er auf Deutsch und teilweise auch auf Französisch Konzepte wie Nationen, Grenzen oder starre Gender-Normen.
Geprägt wird seine Musik von einem DIY Ethos und einem jahrelang in verschiedenen Münchner Formationen perfektioniertem Rap-Handwerk, das auch zu einigen Features mit gleich gesinnten Artists wie Waseem oder Boshi San führte. […]
Das Popmusik-Produktionsstipendium in Höhe von 2000€ wird Momo Novus nutzen, um drei neue Songs zu produzieren, dabei das Mixing und Mastering abzudecken sowie zwei Musikvideos und Artworks erstellen zu lassen, die bei der weiteren Promotion helfen sollen. [...]
Stabat Kater
Stabat Kater sind ein junges Duo aus München, bestehend aus Korbinian Guggenmos und Boris Saccone. Ihre Vision von Post-Punk und Indie-Kultur ist von Anfang bis Ende bereits sehr durchdacht und stimmig konzipiert. Der DIY-Ansatz aus Lofi-Wohnzimmer Recordings und der Videomachart in Kollaboration mit unterschiedlichen Künstler*innen, Grafiker*innen beeindruckt die Jury, die bereits die künftigen Arbeiten dieser Formation antizipiert. […]
USCHI
USCHI ist eine Münchner Band, die sich als Kollektiv von Musiker*Innen versteht, seit 2016 gemeinsam Musik macht und aktuell aus drei aktiven Mitgliedern besteht: Sophie Neudecker am Schlagzeug, Charlotte Scheidegger am Bass und Vincent Mundinger an der Gitarre. [...] Mittlerweile haben sich USCHI in Richtung Post Punk, mit mehr Gesang und Noise-Gitarrenriffs, entwickelt. In ihrem Bandraum wird gemeinschaftlich an Themen wie Frauenrechten, Umweltschutz, Politik, Gleichberechtigung, Tierrechten oder das Klarkommen im Alltag gearbeitet. Und abseits des Proberaums schaffen sie mit der Konzertreihe Zombie Sessions im Rahmen des gleichnamigen Kollektvs faire Auftrittsmöglichkeiten für Musiker*innen abseits des Mainstreams. [...]
Weitere Informationen, auch zur Jurybesetzung, unter http://www.muenchen.de/kulturfoerderung.