Welche Sport- und Bewegungsformen werden im Münchner Norden ausgeübt – und welche Voraussetzungen brauchen die Bewohner*innen hierfür? Um diese Fragen zu beantworten, wurde erstmalig durch das Referat für Bildung und Sport (RBS) seit Herbst 2021 eine repräsentative Bevölkerungsbefragung zum Sport- und Bewegungsverhalten durchgeführt. Ergänzt wurde die Erhebung um Fokusgruppengespräche sowie Bestandsanalysen zur Mitgliederentwicklung in den Sportvereinen. Die Studie samt Schlussfolgerungen wurden nun der Vollversammlung des Stadtrats vorgestellt. Im Ergebnis zeigen die Erhebungen auf, dass sich die Sport- und Freizeitbedürfnisse in einem stetigen Wandel befinden. Neben dem organisierten Sport im Verein hat sich ein umfangreiches vereinsungebundenes Sportgeschehen in der Landeshauptstadt entwickelt, das zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Neben gesamtgesellschaftlichen Pluralisierungs- und Individualisierungsprozessen haben unter anderem Themenfelder wie Demografie, Stadtentwicklung oder Veränderungen im Bildungssystem (vergleiche Ganztagesschule) Einfluss auf diese Entwicklungen. Um all diesen Faktoren besser Rechnung zu tragen, ist in der strategischen Neuausrichtung der Sportentwicklungsplanung zukünftig eine engere Verzahnung mit der Stadtentwicklungsplanung vorgesehen.
Folgend in Kürze die wichtigsten Ergebnisse:
- Insgesamt 88% der Menschen im Münchner Norden sind sport- und bewegungsaktiv; davon:
- 59% informell (das heißt selbst organisiert)
- 19% bei kommerziellen Anbietern
- 13% in Sportvereinen
- oder (9%) in sonstigen Institutionen (VHS, Universitäts-
bzw. Schulsport etc.)
- Im Münchner Norden entwickeln sich die Mitgliederzahlen in den Vereinen analog zum Bevölkerungswachstum (+9%)
- Die Mehrzahl der Sportarten wird „bewegungsaktiv“ (auf niedrigerem Leistungsniveau) ausgeübt.
- 75% der Menschen nutzen den öffentlichen Raum für ihre Sport- und Bewegungsaktivitäten.
- Erreichbarkeit bzw. Wohnortnähe sind entscheidende Aspekte für die Ausübung von Sport, ebenso wie die Aufenthaltsqualität der Sportorte.
- Gewünscht werden der weitere Ausbau des öffentlichen Radwegenetzes sowie Schulhoföffnungen. Bemängelt wird zudem das Fehlen von öffentlichen Schwimmbädern.
Sportbürgermeisterin Verena Dietl: „Angesichts veränderter Sport- und Freizeitbedürfnisse der Münchner*innen ist es wichtig zu wissen, ob die vorhandene Sportinfrastruktur mit ihrer Organisation und den Angeboten zukunftsgerecht aufgestellt ist. Mit den nun vorliegenden Daten und Erkenntnissen können wir die Sportentwicklungsplanung passgenau angehen und München als vielfältige sport- und bewegungsaktivierende Stadt gestalten.“
Sportreferent Florian Kraus: „Sport und Bewegung umfassen ganz unterschiedliche Sport-, Spiel-, und Bewegungsformen, an denen Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen teilnehmen. Mir ist es daher wichtig zu wissen, wie wir gezielt und bedarfsgerecht unser Sportangebot für alle Münchner*innen verbessern und ausbauen können. Die Sportentwicklungsplanung kann mit den nun vorliegenden Daten genau das in Zukunft erreichen.“
Gründe für eine Sportentwicklungsplanung
Ein Handlungsbedarf in Bezug auf eine Weiterentwicklung des kommunalen Sports ergibt sich durch den dynamischen Wandel der Bevölkerungsstruktur und durch die verschiedenen Alters- und Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Präferenzen. Die Landeshauptstadt München wächst außerdem weiter: Bis 2040 werden voraussichtlich rund 1,81 Millionen Einwohner*innen hier leben (plus 14%) – besonders auch im Münchner Norden, da hier noch Flächen für Wohnraum zur Verfügung stehen (siehe unten).
Mitgliederzahlen in Sportvereinen
Der Geschäftsbereich Sport des Referats für Bildung und Sport erfasst seit vielen Jahren die Mitgliederzahlen in den Vereinen im gesamten Stadtgebiet. Bei der nun vorgenommenen Erhebung wurden sowohl die Mitglieder in den Sportvereinen als auch in den einzelnen Sportarten ermittelt. Mittels einer Bereinigung der Daten wurden allerdings sämtliche DAV-Mitglieder sowohl bei den Sportvereinen als auch bei den Sportarten ausgenommen, um ein realistisches Bild der Entwicklung für die restlichen Münchner Sportvereine und Sportarten abbilden zu können (der DAV macht mit fast 400.000 Mitglieder fast zwei Drittel (66,8%) aller gemeldeten Mitglieder in der Stadt aus). Diese Bereinigung hat weitreichende Auswirkungen auf wichtige Kennzahlen: So verringert sich zum Beispiel der Organisationsgrad von rund 37% (mit DAV) auf knapp 13% für das Jahr 2021. Gleichzeitig sinkt der stadtweite Frauenanteil von 44,2% auf 40,2%. Dafür steigt der Jugendanteil von 24,4% auf 39%.
Mit Beginn der Pandemie Anfang 2020 hatten die meisten Sportvereine einen abrupten Mitgliederrückgang zu verzeichnen (-8%). Während bis Corona (2012-2019) ein Wachstum von 9% zu verzeichnen war, geben die Bestandsdaten für das Jahr 2021 fünf Mitglieder mehr als 2012 aus. Das entspricht also einem realen Nullwachstum im Betrachtungszeitraum. Der Bayerische Landessportverband (BLSV) geht aktuell davon aus, dass sich die Zahl der Mitglieder in den Vereinen ab Herbst 2023 wieder auf dem Niveau des Jahres 2019 einpendeln wird.
Planungsgebiet München-Nord
- 5 Stadtbezirke (Allach-Untermenzing, Feldmoching-Hasenbergl, Milbertshofen-Am Hart, Moosach und Schwabing-Freimann).
- 311.000 Einwohner*innen auf einer Fläche von 9.457 ha
- Bis 2040 (vom Basisjahr 2022) ein Wachstum von 26% auf voraussichtlich ca. 385.000 Einwohner*innen (Feldmoching – Hasenbergl +38,6%, Moosach +27,4%, Schwabing – Freimann +25,0%, Allach – Untermenzing +30,7%, Milbertshofen – Am Hart +4,9%).