Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Pflegesituation
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Rathaus Umschau 220 / 2023, veröffentlicht am 17.11.2023
Umfangreiche Maßnahmen zur Verbesserung der Situation der Pflege in München haben heute Bürgermeisterin Verena Dietl, die stellvertretende Gesundheitsreferentin Dr. Susanne Herrmann sowie Sozialreferentin Dorothee Schiwy im Rahmen einer Pressekonferenz vorgestellt. Der Fachkräftemangel in der Pflege ist eines der drängendsten gesellschaftlichen Probleme. Die demografische Entwicklung – auch in der Berufsgruppe der beruflich Pflegenden – wird die Lage in den kommenden Jahren noch weiter verschärfen. Mehr denn je braucht es ausreichend Nachwuchs für die Pflegeausbildungen und das Pflegestudium sowie genügend Pflegefachkräfte, damit die pflegerische Versorgung der Münchner*innen auch in Zukunft sichergestellt werden kann. Deshalb nimmt die Stadt München das Thema Pflege besonders in den Fokus, um auf kommunaler Ebene wirksame und nachhaltige Lösungen für die Bewältigung des Pflegekräftemangels zu finden und umzusetzen.
Der Stadtrat hat im Januar 2022 die Gründung eines Lenkungskreises Pflege unter der Leitung von Bürgermeisterin Verena Dietl sowie einer Task Force Pflege beschlossen. Der Lenkungskreis befasst sich seither intensiv mit der Erarbeitung von Ideen und Projekten zur Verbesserung der Situation von Pflegefachkräften. Im ersten Jahr wurden vielfältige Maßnahmen und Initiativen zu den Themen Pflegeausbildung, Anerkennung ausländischer beruflich Pflegender, Berufsverbleib und -rückkehr sowie Lebens- und Arbeitsbedingungen für beruflich Pflegende entwickelt, die am 23. November dem Stadtrat vorgelegt werden.
Die gemeinsame Beschlussvorlage des Gesundheitsreferats, des Sozialreferats, des Referats für Arbeit und Wirtschaft und des Referats für Bildung und Sport umfasst neue Projekte sowie die Ausweitung bestehender Angebote. Das Paket mit zusätzlichen Maßnahmen zur Stärkung der beruflich Pflegenden umfasst allein in den Jahren 2024-2027 ein Volumen von über 7,5 Millionen Euro.
Bürgermeisterin Verena Dietl: „Der Pflegeberuf ist elementar, um die Gesundheits- und Pflegeversorgung der Münchner Bürger*innen zu gewährleisten. Die pflegerische Versorgung von Jung und Alt erfordert spezielle Expertise, sei es im ambulanten oder stationären Setting, in der Akut- oder Langzeitpflege. Mit diesem ersten umfassenden Maßnahmenpaket leistet die Landeshauptstadt München einen wichtigen Beitrag, um die Lebens-, Arbeits- und Ausbildungsbedingungen beruflich Pflegender zu verbessern und gut qualifiziertes Pflegepersonal zu gewinnen und im Beruf zu halten. Aber auch Bund und Land stehen besonders in der Pflicht, dieser gesamtgesellschaftlichen Herausforderung zu begegnen, beispielsweise durch Förderprogramme für pflegerische Studiengänge und den Abbau bürokratischer Hürden im Bereich der Anpassungsmaßnahmen.“ Dr. Susanne Herrmann, stellvertretende Gesundheitsreferentin: „Ein Projekt unseres Maßnahmenpakets, das ich besonders hervorheben möchte, ist der Aufbau eines Zentrums für Anpassungsmaßnahmen für ausländische Pflegekräfte. In diesem Zentrum, das allen Kliniken und Einrichtungen der Langzeitpflege zur Verfügung steht, können ausländische Pflegekräfte Anpassungsmaßnahmen absolvieren, um eine Berufserlaubnis zu erlangen. München wird als erste Kommune in Deutschland ein solches Zentrum finanziell fördern, da auch die Münchner Kliniken und Pflegeeinrichtungen immer mehr auf Pflegefachkräfte aus dem Ausland angewiesen sind.“ Sozialreferentin Dorothee Schiwy: „Ein weiteres Leuchtturmprojekt ist die Finanzierung der Schulsozialarbeit an den Berufsfachschulen für Pflege und Pflegefachhilfe. Auch hier übernimmt München eine Vorreiterrolle in Deutschland, in dem ab dem Jahr 2025 alle 15 Berufsfachschulen Zuschüsse für die Realisierung von Schulsozialarbeit erhalten werden. Der Einsatz von Schulsozialarbeiter*innen soll helfen, die Ausbildungsabbrüche zu reduzieren und die Auszubildenden in beruflichen, schulischen und privaten Anliegen zu unterstützen.“
Die Beschlussvorlage enthält eine Vielzahl von weiteren Maßnahmen in den Bereichen Pflegeausbildungen, Berufsverbleib/-rückkehr sowie Leben und Arbeit.
Einige Beispiele:
- Die Einführung eines jährlichen, kommunalen Ausbildungsmonitorings Pflege, um die Entwicklungen im Bereich der beruflichen und hochschulischen Pflegeausbildungen kontinuierlich zu erfassen, zu analysieren und weitergehende kommunale Maßnahmen planen zu können.
- Die Verlängerung der Münchner Pflegekampagne um weitere drei Jahre, um längerfristig ein positives Image des Pflegeberufes zu vermitteln und für den Pflegeberuf zu werben. Die Pflegekampagne startete im Jahr 2021.
- Die Unterstützung des Wiedereinstiegs beruflich Pflegender nach einer Berufspause für interessierte Träger und Unternehmen in München durch ein Angebot an Vorbereitung, Begleitung und Beratung sowie Auffrischungskursen.
- Die Erleichterung des Zugangs in Beruf und Ausbildung für Zugewanderte und Geflüchtete durch kommunale Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit der Ausländerbehörde München und dem Amt für Wohnen und Migration.
- Die Stärkung der psychosozialen Unterstützung (PSU) von Pflegepersonen durch die Ausweitung der Förderung von PSU München. Dadurch können verschiedene psychosoziale Unterstützungsangebote (zum Beispiel Akuthilfe-Angebote vor Ort sowie Präventions- und Informationsformate) für Pflegepersonen erweitert und aktiv beworben werden.
- Ein Mentor*innen-Konzept, um zugewanderte Freiwilligendienstleistende an die Pflegeausbildungen heranzuführen. Zudem sollen in einer Publikation zur Ausgestaltung der Freiwilligenjahre Impulse gegeben werden, wie in einem Freiwilligen Sozialen Jahr oder Bundesfreiwilligendienst auf die Pflegeausbildungen hingeführt und auf diese vorbereitet werden kann.
- Der Aufbau einer kommunalen Homepage und die Durchführung einer Messe zu „Leben und Arbeit“ speziell für Träger und Unternehmen im Bereich der Pflege. Mit den beiden Initiativen sollen die Angebote der Stadt und weiterer Akteur*innen sichtbar und transparent gemacht werden, insbesondere in den Bereichen Wohnen, Kinderbetreuung, Mobilität, kulturelle Teilhabe und Freizeitgestaltung, Deutschförderung.
- Die Weiterentwicklung und Verbesserung von innerbetrieblichen Rahmenbedingungen für die beruflich Pflegenden durch das Angebot eines wissenschaftlich begleiteten Projektes für interessierte Träger und Unternehmen. Pflegende erhalten dabei die Möglichkeit, sich mit ihren Bedürfnissen einzubringen und in einem gemeinsamen Prozess („bottom up“) mit dem jeweiligen Trägermanagement Organisationsverbesserungen und -fortschritte zu gestalten.
- Die Fortführung und der personelle Ausbau der kommunalen Pflegeakquise, des Cafés Pflege, als niederschwellige Form der Beratung zum Berufseinstieg, der Pflegemesse für an einer Ausbildung in der Pflege Interessierte sowie der Praktikumsoffensive durch das Referat für Arbeit und Wirtschaft.
- Die Einführung einer zentralen Ansprechperson für Beratung und Begleitung bei Gründungsvorhaben für betriebseigene Kinderbetreuungseinrichtungen beim Referat für Bildung und Sport.
Im nächsten Jahr sollen weitere Maßnahmen in den Bereichen der Unterstützung für pflegende An- und Zugehörige, der Pflegeausbildungen, der Auslandsakquise, der Stärkung von neuen Berufsrollen und der Akademisierung der Pflege, der Heilkundeausübung und des Qualifikationsmixes erarbeitet und beschlossen werden.
Zum Thema der Wohnraumunterstützung für beruflich Pflegende wurden bereits im Oktober 2023 im Lenkungskreis Pflege Empfehlungen beschlossen, die im Jahr 2024 dem Stadtrat vorgeschlagen werden sollen.